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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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freien Lauf und schlug vor: »Lauwarme Gänseblümchensuppe mit Distelknospen und wilden Möhren wäre heute im Angebot.«
    Der Reporter zuckte nicht mit der Wimper. »Haben Sie auch etwas Anständiges zum Sattwerden?«
    Jan-Patrick musste augenscheinlich darum kämpfen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Doch es gelang ihm, sich zusammenzureißen. Recht aufgeräumt unterbreitete er seinen nächsten Vorschlag: »Gegrilltes Reh mit Anis und Zimtjoghurt. Wäre das nach Ihrem Geschmack?«
    »Meinetwegen. Wenn es nicht zu teuer ist.«
    Nun war es genug. Der kleine Küchenmeister lief rot an, stellte sich auf die Zehenspitzen und begann zu zetern: »Sie sind ein unmöglicher Mensch, Blohfeld! Sie haben keinen Respekt vor der Leistung anderer. Sie sonnen sich in Ihrem Zynismus, und es macht Ihnen Spaß, Ihre Mitmenschen zu kränken!«
    »Mal langsam, Jan-Patrick«, ging Paul dazwischen. »Kein Grund zur Aufregung.«
    »Oh doch!«, beharrte der Wirt. »Meine Küche ist exzellent. Das lasse ich mir von niemandem kaputt reden, schon gar nicht von einem Victor Blohfeld! Bei mir gehen die echten Gourmets ein und aus.« Nun wurde er ruhiger und wandte sich an Paul: »Auch deine neuen Kollegen sind hier Stammgäste. Etliche Ensemblemitglieder und Regisseure. Baumann war ab und zu mein Gast, und dieser Haas ist sogar Stammkunde. Er schwört auf meine Küche.«
    Paul ließ seine Gabel sinken. »Haas? Meinst du Ricky Haas?«
    Jan-Patrick bereute offenbar im selben Moment, was er gerade ausgeplaudert hatte, denn er setzte deutlich leiser fort: »Ja, Haas. Aber sag es niemandem weiter, denn das wäre ihm bestimmt nicht recht. Er kommt meist in Begleitung.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Blohfeld mit hämischem Grinsen. »Die Begleitung ist blond, schätzungsweise 20 Jahre jünger als er selbst und mitnichten seine Ehefrau?«
    Jan-Patrick zischte: »Ich sage gar nichts mehr.«
    »Und ob du das tust!«, rief Paul. »Wenn du Haas einen Stammgast nennst, dann heißt das, dass er mehrmals in der Woche zum Mittagessen vorbeikommt, oder?«
    »Ja«, antwortete Jan-Patrick knapp.
    »Immer zusammen mit dieser jungen Frau?«
    »Mit der oder mit anderen, ja. So genau schaue ich da nicht hin.«
    »Donnerwetter!«, stieß Paul aus. »Der Polizei gegenüber hat Haas behauptet, dass er in jeder Mittagspause brav zuhause bei seiner Familie speist. Seine Frau hat dieses Alibi bestätigt.«
    »Was?« Blohfeld war wie elektrisiert. »Der Kerl hat eine Falschaussage gemacht, und seine Alte hat ihn sogar gedeckt?« Er dachte kurz nach, fand aber sogleich eine passende Erklärung: »Wahrscheinlich wollte sie nicht als die Dumme dastehen, die sich von ihrem Mann regelmäßig Hörner aufsetzen lässt. Das klingt nach einer guten Story.«
    »Vergessen Sie es, Blohfeld«, sagte Paul energisch. »Hier geht es um eine laufende Ermittlung, in der erst einmal die Staatsanwaltschaft am Zug ist, bevor die Öffentlichkeit informiert werden darf.«
    »So, so. Kaum verlobt mit Frau Oberstaatsanwältin, reden Sie ihr schon nach dem Mund.«
    Jan-Patrick, der die Blicke anderer Gäste auf ihren Tisch gerichtet sah, bemühte sich um Schadensbegrenzung und winkte seine beiden Bekannten aus dem Gastraum in die Küche. Dort waren die Küchenjungen und Aushilfen vollauf mit ihrer Arbeit beschäftigt, sodass sie kein Ohr für den Wortwechsel der drei übrig hatten. Zwischen dampfenden Töpfen und zischenden Pfannen erklärte der Küchenchef: »Ich möchte niemanden in Misskredit bringen, damit das klar ist. Was meine Kundschaft treibt oder auch nicht treibt, geht mich nämlich gar nichts an. Hauptsache, die Herrschaften zahlen, und das tut Herr Haas immer. Für Marien hat er sogar noch ein gutes Trinkgeld zur Hand.«
    »Keine Sorge«, sagte Paul, »wir wollen nicht deine Gäste vergrämen. Aber du musst verstehen: Es geht hier um Mord. Wenn deine Beobachtung dazu beitragen kann, ein falsches Alibi auffliegen zu lassen, dann ist es sogar deine Bürgerpflicht, das zu melden.« Blohfeld neigte bestätigend den Kopf.
    Jan-Patrick zog ein Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. »Bürgerpflicht, sagst du?« Er verzog unwillig seine vollen Lippen. »Also gut: Wenn du mir das genaue Datum sagst, um das es geht, schaue ich die Bons meiner Registrierkasse durch. Darauf ist die jeweilige Tischnummer verzeichnet. Da Haas ja einen Stammplatz bei mir hat, ist es ein Leichtes, den Kassenbeleg seines Tisches herauszufinden. Darauf kann ich die Uhrzeit ablesen, wann der Bon

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