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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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lassen. Jemand, der wegrennt, fällt auf. Nicht aber einer, der Ruhe bewahrt und sich genau so verhält wie immer.«
    »Trotzdem …« Pauls gesunder Menschenverstand wehrte sich gegen diese Annahme. »Das erscheint mir einfach zu offensichtlich.«
    »Es ist ja bisher nur ein Verdachtsmoment«, räumte Katinka ein. Dann erkannte sie wohl auf ihrem Display die Nummer des Telefons, das Paul benutzte, und fragte alarmiert: »Du rufst vom Goldenen Ritter aus an? Ich hoffe doch sehr, dass dieser Bluthund Blohfeld nicht in der Nähe ist und unser Gespräch mithört!«
    »Nein, nein«, sagte Paul voll Überzeugung, weil er den Genannten in sicherer Entfernung wähnte. Er zuckte zusammen, als er die Hand des Polizeireporters auf seiner Schulter spürte.

17
    Mehrere voluminöse Styroporrollen lagen nebeneinander auf dem Boden. Sie wurden mit einer Art heißer Säge, einem straff gespannten glühenden Draht, in handliche Zylinder zerlegt. Anschließend schälten zwei Männer mit Hobeln senkrechte Furchen aus ihnen heraus. Ein dritter Kollege machte sich mit Mundschutz und Sprühpistole daran, auf die fertig vorbereiteten Styroporblöcke eine marmorschimmernd changierende Farbschicht aufzutragen.
    Paul war während seiner Pause durch die Gänge des Opernhauses gestreift und durch Zufall an der Werkstatt der Bühnenbildner vorbeigekommen. Er hatte staunend durch die offen stehende Tür gespäht und war eingetreten. Nun beobachtete er fasziniert das eifrige Schaffen in der weitläufigen Werkstätte, die über professionelle Fräsmaschinen und Kreissägen sowie viele weitere Maschinen und Werkzeuge verfügte.
    »Was basteln Sie denn da?«, erkundigte er sich nach den seltsamen Styroporgebilden.
    Ein beleibter Mann um die 60, der die Prozedur die ganze Zeit über mit kritischem Blick beobachtet und ab und zu eine knappe Anweisung erteilt hatte, antwortete in breitem Fränkisch: »Griechische Säulen. Die Deko für die Disco.«
    »Disco?«, fragte Paul nach und las den Namen seines Gegenübers von einem aufgenähten Schild auf dessen Schreinerkittel ab: Heinz Wirth. Folglich unterhielt er sich mit dem leitenden Bühnenbildner – er hatte seinen Namen schon Tage zuvor aufgeschnappt.
    »Ja, die Diskothek«, bestätigte Wirth. Er war offenbar kein Mann der großen Worte, denn anstatt zu weiteren Erklärungen auszuholen, griff er nach einem Lageplan und breitete ihn auf einer Hobelbank aus. Brummig deutete er mit dicken Wurstfingern darauf: »Hier kommt die Diskothek hin. Heuer mit griechischem Mittelmeerflair. Und dann müssen wir noch die Cocktail- und die Champagnerbar aufhübschen, die Cigar Louge einrichten und den Kunstrasen fürs Putting Green ausrollen.« Wirth richtete seinen massigen Körper auf und stemmte die Arme in die Hüften. »Alles für den Opernball! Da geht bald ein halber Jahresetat dafür drauf.«
    Paul sah ihm interessiert über die Schulter. »Ein ganz schöner Aufwand, was?«
    »Von schön kann keine Rede sein! Meine Mannschaft muss so viele Überstunden schieben wie vor keiner noch so wichtigen Premiere. Der ganze Luxus nur, damit die oberen Zehntausend ihren Spaß haben.«
    Paul erkannte jetzt, dass der Plan in mehrere Bereiche unterteilt war. Insgesamt gab es sechs Ebenen, die im Rahmen des Balls bespielt werden sollten: Im Untergeschoss luden eine Fränkische Stube und eine Souterrain Bar zum Verweilen ein, außerdem gab es Ballschneider und -schuster und einen Coiffeur. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss würde sich die eigentliche Festveranstaltung abspielen: mit großem Ballsaal, aus dem die Bestuhlung entfernt werden musste, weiteren Bars und Lounges und sogar einem Wellness-Bereich. Noch mehr Zerstreuung, Belustigung und diverse Verwöhnangebote würden die Gäste auf den Ebenen zwei bis fünf finden, denen die jeweiligen Zuschauerränge und Logen angeschlossen waren. »Bei einem so großen Angebot fällt es einem ja schwer, sich zurechtzufinden«, bemerkte Paul.
    »Ja«, bestätigte Wirth. »Wenn man sich in dem Getümmel aus den Augen verliert, sieht man sich erst nach Ende der Veranstaltung im Parkhaus wieder.« Er grinste feist, woraus Paul schloss, dass ihm diese Vorstellung – bezogen auf die feinen Gäste – durchaus gefiel.
    Da Paul ihn mittlerweile auf seiner Seite wähnte, wollte er die Gelegenheit nutzen, um den Bühnenbildner ein wenig auszuhorchen. »Stammen eigentlich alle Kulissen, die hier in Gebrauch sind, aus Ihrer Werkstatt?«, begann er harmlos.
    Wirth verzog seine dicken

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