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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Paul?«, fragte sie mit bebender Stimme. »Wolltest du mich erschlagen?«
    Hinter Hannah drängte eine gedrungene Frau mit Kopftuch und Kittel in den Raum. Sie wies mit dem Zeigefinger auf Paul und fragte in gebrochenem Deutsch: »Ist das die Mann?« Hannah nickte, worauf die Putzfrau den Kopf schüttelte und Paul tadelnd ansah: »Schlafen in Wartezimmer ein, ja? Sie nicht wieder machen! Ich nicht darf Tür für Fremde aufschließen. Sonst ich kriege Ärger mit Frau Doktor.«
    Paul sah Hannah fragend an. Diese zuckte unschuldig mit den Schultern. »Irgendwie musste ich dich ja hier rausholen.«
     
    Nachdem sie die Praxis verlassen und die Reinemachefrau ordnungsgemäß wieder abgeschlossen hatte, eilten sie die Treppenstufen hinab. »Wie spät ist es jetzt?«, fragte Paul gehetzt.
    »Schon nach sieben.«
    »Verdammt! Der Opernball fängt gleich an. Wir dürfen keine Zeit verlieren! Bist du mit dem Wagen da? Und hast du dein Handy dabei?«
    »Ja, ich habe mir Mamas Mini geliehen. Steht unten vor der Tür. Handy liegt auf dem Rücksitz. Aber warum …«
    »Ich erklär dir alles, wenn wir unterwegs sind!«
     
    Hannah ließ die Reifen quietschen, als der kleine Flitzer aus der Parklücke schoss. Paul schnappte sich das Handy und versuchte, Katinkas Nummer einzutippen. Doch er war so aufgeregt, dass seine Hände zitterten und er mehrere Anläufe benötigte.
    »Jetzt erzähl endlich!«, forderte ihn Hannah auf. »Was ist passiert? Warum warst du in der Praxis eingesperrt?«
    Paul lauschte dem Freizeichen des Handys und sagte gleichzeitig, an Hannah gerichtet: »Du zuerst: Wie bist du auf die Idee gekommen, dass ich noch immer bei der Glossner festsitzen könnte?«
    »Schon vergessen? Du hattest mir gesagt, dass du da unbedingt noch vor dem Ball hinwolltest. Aber du hast dich nicht zurückgemeldet. Bei dir daheim bist du nicht angekommen, und dein Handy war aus. Da fiel mir nur die Praxis ein, wo ich nach dir suchen konnte. Hast Glück gehabt, dass ich auf diese verständnisvolle Putzfrau gestoßen bin.«
    »Mist«, sagte Paul, der feststellen musste, dass Katinka nicht abnahm. Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett. »Sie ist bestimmt schon im Opernhaus, hat ihr Handy auf lautlos gestellt und bemerkt den Vibrationsalarm nicht.«
    »Du bist dran, Paul. Klär mich auf, was passiert ist!«
    Paul berichtete jedes Detail und legte ihr seinen Verdacht dar, dass niemand anderes als Evelyn Glossner die Täterin war.
    Hannah zeigte sich von den Neuigkeiten derart ergriffen, dass sie beinahe das Steuer verriss. »Wahnsinn!«, rief sie. »Dann müssen wir sofort zur Polizei!«
    »Nein«, sagte Paul energisch. »Dafür ist es zu spät. Wir müssen ins Opernhaus!«
    Hannah sah ihn fragend an: »Was willst du damit bezwecken?«
    »Wir müssen deiner Mutter klarmachen, dass sie ihre Leute von Irena abzieht und sie ausschwärmen lässt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Glossner heute noch einmal zuschlägt. Sie will ihr Meisterstück abliefern – während des Opernballs!«
    »Was?« Hannah klang entsetzt. »Aber auf wen könnte sie es denn noch abgesehen haben?«
    Das konnte Paul nicht präzise beantworten – noch nicht. »Fest steht, dass sie mich für eine Weile außer Gefecht setzen wollte, damit ich ihr nicht ins Handwerk pfusche. Daraus kann ich nur den einen Schluss ziehen, dass sie ihre Rache zu einem baldigen Finale bringen möchte. Der Opernball ist dafür geradezu prädestiniert.«
    Hannah nickte. »Da ist was dran. Mamas Leute müssen die Glossner auf alle Fälle schnappen, bevor etwas passiert!« Verkniffen sah sie durch die Windschutzscheibe, riskierte waghalsige Überholmanöver und brach den Rekord für die Fahrzeit zur Oper. »Kannst du mir schnell mal erklären, wie dieser Ball abläuft, damit ich mich wenigstens ungefähr orientieren kann? Ich hatte nämlich bisher noch nicht das Vergnügen.«
    Paul, der sich krampfhaft an der Armlehne festhielt, spulte das Programm herunter: »Beim Opernball gibt es kein Programm im herkömmlichen Sinne. Der ganze Zuschauersaal ist umgekrempelt. Es gibt keinen Orchestergraben. Und wo sonst nur die Bühne ist, sind kleine Logen zweistöckig rundum aufgebaut. In einer davon sitzen die Musiker. Sänger, Moderatoren und Künstler treten auf der verbleibenden Bühne und zum Teil auch mitten auf der Tanzfläche auf, die mit einem roten Seil abgetrennt ist. Ringsherum stehen diejenigen Ballgäste, die eine Laufkarte haben. Andere sitzen in ihren Logen oder auf den reservierten

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