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Das Phantom von Manhattan - Roman

Titel: Das Phantom von Manhattan - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth Wulf Bergner
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Boudoir drang, in dem ich ihr das Haar bürstete -, glich sie plötzlich einer Verrückten. Sie wollte unbedingt wissen, woher das Spielzeug stammte, und als M. Bloom, der Reporter, seine Herkunft ermittelt und einen Besuch arrangiert hatte, wollte sie niemanden mehr sehen. Ich mußte den jungen Mann bitten, die Suite zu verlassen, und Pierre trotz seiner Proteste ins Bett bringen.
    Danach fand ich sie an ihrem Toilettentisch, wo sie in den Spiegel starrte, aber keine Anstalten machte, ihre Toilette zu beenden. Also sagte ich auch das Diner mit Mr. Hammerstein im Hotelrestaurant ab.
    Erst als wir allein waren, konnte ich sie behutsam fragen, was passiert sei. Denn diese Reise nach New York, die so gut begonnen und ihr vormittags einen so ehrenvollen Empfang beschert hatte, schien sich in etwas Bedrohliches verwandelt zu haben.
    Natürlich hatte auch ich den seltsamen Spielzeugaffen und seine Melodie erkannt, die einen verfolgt und beängstigende Erinnerungen wachruft. Dreizehn Jahre … das wiederholte sie immer wieder, während wir miteinander sprachen, und tatsächlich sind dreizehn Jahre seit jenen denkwürdigen Ereignissen vergangen, die in den tiefsten und dunkelsten Kellern der Pariser Oper endeten. Aber obwohl ich in jener Nacht dabeigewesen war und seither immer wieder versucht habe, Madame auszufragen, hat sie stets Stillschweigen bewahrt und mich nie in Einzelheiten
ihrer Beziehung zu der Schreckensgestalt eingeweiht, die für uns Tänzerinnen einfach »das Phantom« war.
    Bis zu diesem Abend, an dem ich endlich mehr von ihr erfuhr. Vor dreizehn Jahren war sie in einen wirklich aufsehenerregenden Skandal an der Pariser Oper verwickelt gewesen. Damals wurde sie während einer Aufführung der neuen und seither nie wieder gespielten Oper Don Juan Triumphant auf offener Bühne entführt.
    Ich selbst gehörte damals zum Corps de ballet , befand mich aber selbst nicht auf der Bühne, als schlagartig alle Lichter ausgingen und sie verschwand. Ihr Entführer verschleppte sie von der Bühne in die tiefsten Keller des Opernhauses, aus denen sie später unter Führung des Polizeipräfekten, der sich zufällig im Publikum befand, von Gendarmen und den übrigen Mitwirkenden gerettet wurde.
    Auch ich war dabei, als wir mit brennenden Fakkeln von einem Kellergeschoß zum nächsten hinunterstiegen, bis wir die tiefste Katakombe mit dem unterirdischen See erreichten. Wir erwarteten, endlich das gefürchtete Phantom zu entdecken, aber wir fanden nur Madame - allein und wie Espenlaub zitternd - und später Raoul de Chagny, der vorausgeeilt war und dem Phantom von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte.
    Wir fanden auch einen Stuhl, über den ein Umhang geworfen war, und glaubten, das Ungeheuer habe sich vielleicht darunter versteckt. Aber es war nur ein Spielzeugaffe mit Messingbecken und einer eingebauten
Spieluhr. Die Polizei beschlagnahmte ihn als Beweismittel, und ich habe nie wieder ein Spielzeug dieser Art gesehen - bis heute abend.
    Damals machte ihr der junge Vicomte Raoul de Chagny täglich den Hof, und wir Mädchen beneideten sie alle glühend darum. Wäre sie nicht ein so liebenswertes Wesen gewesen, hätte sie auch feindselige Gefühle wecken können - wegen ihrer Schönheit, ihres kometenhaften Aufstiegs zur Operndiva und der Liebe des begehrtesten Junggesellen von ganz Paris. Aber niemand haßte sie, und wir waren froh, sie wieder bei uns zu haben. Obwohl unsere Beziehung im Lauf der Jahre enger wurde, erzählte sie mir nie, was in den Stunden, in denen sie sich in der Gewalt des Entführers befunden hatte, geschehen war. Alles, was sie dazu sagte, war: »Raoul hat mich gerettet.« Welche Bedeutung hat also der Spielzeugaffe?
    Heute abend hütete ich mich davor, sie direkt danach zu fragen. Ich verwöhnte sie und brachte ihr eine Kleinigkeit zu essen, die sie jedoch ablehnte. Nachdem ich sie dazu überredet hatte, ein Schlafmittel zu nehmen, war sie leicht benommen, und so ließ sie sich zum erstenmal ein paar Details dieser Ereignisse entlocken.
    Sie erzählte mir, es habe einen anderen Mann gegeben: ein seltsames, lichtscheues Wesen, das sie gleichzeitig ängstigte und faszinierte, einschüchterte und förderte, aber auch mit einer obsessiven Liebe verfolgte, die sie nicht erwidern konnte. Auch ich hatte von einem unheimlichen Phantom gehört, das
in den tiefsten Kellern der Oper hauste und erstaunliche Fähigkeiten besaß: Es konnte ungesehen kommen und gehen und der Direktion seinen Willen

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