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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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fügt Frau Cellard hinzu.
    „Wie nicht ganz da.“
    „Hatte er etwas bei sich?“
    „Mir war, als hätte er einen Brief bei sich gehabt. Ich hab’s aber nicht genau gesehen, er steckte ihn in die Tasche. Was anderes hatte er nicht in der Hand.“
    Das von dem Brief ist interessant, wenn es ein Brief gewesen ist. Auch, dass er nichts weiter bei sich hatte. Das lässt sich auf verschiedene Weise deuten.
    „Wo ist er hingegangen?“
    „Das weiß ich nicht, wenn er nicht… In die Stadt, sicherlich in die Stadt…“
    „Was wollten Sie sagen? Genieren Sie sich nicht.“
    Mein Tonfall ist anscheinend recht dienstlich geworden. Ein Fehler. Frau Cellard macht sofort einen Rückzieher.
    „Ach… nichts!“
    Mir bleibt keine andere Wahl. Ich muss direkt aufs Ziel losgehen.
    „Sie dachten, er geht zu Frau Krüger, nicht wahr?“
    Frau Cellard gibt keine Antwort, aber ihr Schweigen ist beredt. Ich setze meine Attacke fort.
    „Das haben Sie doch gedacht, nicht?“
    „Ja, also… Es ist nicht schön über Leute zu reden…“
    „Es ist nicht schön, aber du redest!“, mischt sich Herr Cellard ein, der bis jetzt unserem Gespräch ruhig zugehört hat.
    „Alles Quatsch!“
    Das öffnet Frau Cellards Empörung die Schleusen.
    „Wenn er eine Familie hat, soll er sich um seine Familie kümmern! Warum nimmst du ihn in Schutz?“
    Es wird Zeit, dass ich den Dialog unterbreche, damit ich nicht noch irgendwelche wenig schmeichelhaften Verallgemeinerungen über die Männer zu hören bekomme. Im Moment interessiert mich auch etwas anderes.
    „Was meinen Sie“, sage ich, „wo ist Doktor Larchey?“
    Hier verstummt Frau Cellard und sieht ihren Mann an. Klarer Fall. Er hat in der Ehe die Hosen an, sosehr auch seine Ansichten über gewisse moralische Ausrutscher angefochten werden. „Wir stehen alle vor einem Rätsel.“ Herr Cellard wiegt den Kopf. „Ein Mensch wie der Doktor Enzo Larchey, der kann nicht einfach so mir nichts, dir nichts verschwinden.“
    „Glauben Sie, dass er abgetaucht ist?“
    „Ausgeschlossen!“
    Die gleiche Bestimmtheit wie bei Fabre.
    „Was also dann?“
    „Nun, wir haben gedacht… vielleicht ist er entführt worden?“
    Ich frage nach dem Grund, weshalb er das denkt, aber er fasst meine Frage anders auf.
    „Wissen Sie… es gibt alle möglichen Leute. Vielleicht haben sie ihn wegen Geld entführt. Vielleicht auch wegen etwas anderem… die Zeitungen schreiben doch darüber – um Gefangene freizupressen.“
    „Heute ist der vierte Tag. Da hätten sie sich längst gemeldet und ihre Forderungen gestellt.“
    Er hebt die Schultern. Ich will ihn noch etwas fragen, doch in diesem Augenblick betritt Kylian Fabre den Raum. Wir begrüßen uns, er schlägt die Tischordnung von Madame Emma in den Wind und setzt sich zu uns. Wir wechseln ein paar Floskeln darüber, wie ich mich fühle („Ausgezeichnet!“) und wie ich geschlafen habe („Ebenfalls ausgezeichnet!“). Etwas in meinem Tonfall entgeht ihm nicht, denn ich vernehme abermals die schon bekannte Versicherung, dass ich mich daran gewöhnen werde.
    „Und hüten Sie sich vor der Sonne!“, fügt Fabre hinzu.
    „Damit ist hier nicht zu spaßen, wir hätten gleich zu Anfang beinahe zwei Mann verloren. Kaufen Sie sich einen Tropenhelm, wenn Sie wollen, aber ich rate Ihnen ab, sie sind nicht allzu bequem.“
    Es folgt eine kleine Diskussion über die Vorzüge und Unzulänglichkeiten von Tropenhelmen, Frau Cellard bietet mir ihre Dienste an, um mich durch die Märkte zu führen, die hier Souk heißen.
    Der Frühstücksraum hat sich geleert. Die Cellards erheben sich ebenfalls. Wie ich erfahre, gibt es einen Sonderbus, der zu dieser und noch zu zwei weiteren Pensionen kommt, wo Franzosen wohnen.
    „Ich stehe Ihnen zur Verfügung und kann Sie in die Stadt bringen“, sagt Fabre. „Auf dem Objekt werden Sie ein, zwei Stunden auf mich warten, das ist kein Beinbruch.“
    Bei Tageslicht sieht er besser aus – nicht so gespannt, sein Gesicht wirkt ruhiger. Geblieben ist etwas im Blick und in manchen eckigen Bewegungen, aber es ist nicht so wie in der Nacht. Dafür bin ich heute nervös und unruhig. Ich habe das Gefühl, dass ich mit jeder Minute Zeit verliere, dass draußen Ereignisse ablaufen, in die ich eingreifen müsste. Fabre beendet sein Frühstück, den Kaffee trinkt er nicht aus.
    „Ich trinke ihn schrecklich gern, vertrage ihn aber nicht“, sagt er lächelnd. „Als Student habe ich eine halbe Kanne ausgetrunken, und es hat mir nichts

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