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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Augenblick gerade eine Idee gekommen – keine glänzende, aber immerhin eine Idee. Und ich muss in die Pension zurück und in meinen Heftern etwas nachsehen. Bis zum Abend möchte ich nicht warten.
    „Noah fährt Sie gleich mit dem Jeep hin!“, bestimmt Kylian Fabre.
    „Ich rufe ihn gleich.“
    Wenn ich den Jeep kriege, könnte ich sofort noch etwas erledigen. Ich werde beim Café am Kai vorbeifahren. Kann sein, dass Samat irgendeine Kleinigkeit übersehen hat.
    Den Fahrer zu finden, und dies „gleich“, ist übertriebener Optimismus. Zehn Minuten vergehen mit der Suche nach dem soeben gesehenen und soeben verschwundenen Noah, worüber sich Fabre unnötigerweise aufregt. Das gehört zum Beruf – dass sie so von der Bildfläche verschwinden.
    Trotzdem wird Noah gefunden, der Jeep fängt auf dem ausgefahrenen Weg an zu holpern, bis er auf die Asphaltstraße kommt, ich werde auf dem Vordersitz schmerzhaft geschüttelt. Noah, der knapp zwanzig sein mag, kurbelt am Lenkrad und mustert mich neugierig. Er gehört zu denen, die ohne Aufforderung von sich erzählen. Er hat seinen Militärdienst abgeleistet und ist hierhergekommen, um ein paar mehr Franc mehr zu verdienen als in Frankreich. Und ich bin der Mann aus Paris, nicht wahr? Alle redeten vom verschwundenen Doktor, Gerüchte gibt’s, soviel du willst. Manche erzählen, er sei entführt worden. Aber weshalb sollte man ihn entführen? Oder er sei untergetaucht, aber das wolle er nicht so recht glauben. Er kennt den Doktor; am Donnerstag, wo er, wie erzählt wird, verschwunden sein soll, hat er ihn sogar zu den Büros der Österreicher gefahren und wieder zurück.
    „War er allein?“, frage ich.
    „Hinzu ja, auf dem Rückweg haben wir den Holländer mitgenommen… so ein Typ – sieht wie ein Cowboy aus.“
    Ich unterdrücke ein Lächeln. Van Basten sieht tatsächlich wie ein Cowboy aus. „Ist er an diesem Tag mit zum Objekt gekommen?“
    „Nein, nein! Ich habe ihn bei der Straße abgesetzt. Sie machen doch dort den Asphalt.“
    Ihn zu fragen, was sie gesprochen haben, erübrigt sich. Noah versteht die Sprache nicht. Typischer Franzose.
    „Und wie fandest du den Doktor? Hast du etwas Besonderes bemerkt?“
    „Wütend kam er mir vor. Er ist auch ohnedies nicht eben…“
    Klar, dass er „nicht eben“ ist. Ich habe eine Vorstellung von Doktor Larcheys Charakter. Doch das mit dem Wütendsein kann er sich eingebildet haben. Wenn mit einem Menschen etwas passiert, fängt man hinterher an, ihm verschiedene Gemütsverfassungen anzudichten. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass es stimmt. Grund zum Ärger gibt es bei so einer Arbeit oft genug.
    Ich falte den Stadtplan auseinander und erkläre Noah, wo ich hin möchte. Er wirft einen Blick darauf und bemerkt sachlich: „Müssen bloß sehen, wo wir parken können. Das ist hier wie bei uns – entweder ist die Straße gesperrt, oder es ist Parkverbot.“
    Das Parken in den Straßen um den Kai erweist sich tatsächlich als ein Problem. Wir kurven herum, bis Noah schließlich einen Lieferwagen abpasst, der gerade abfährt, und in die Lücke rutscht. Bis zu dem Café sind es noch hundert Meter.
    „Dass du mir nicht verschwindest!“, sage ich warnend.
    „Nein, nein! Wenn ich im Dienst bin, ist das nicht drin!“
    Das Café Molly ist tatsächlich ein kleines Bistro, wie mir Samat gesagt hat. Ganz solide. Glas, Metall, auf den winzigen Tischchen lustige Decken. Auf den Regalen hinter der Bar Dutzende Flaschen mit bunten Labels. Zwei junge Frauen mit dem typischen Aussehen reisender Engländerinnen sitzen an einem Tischchen, trinken Orangensaft mit Eis und schauen auf den Kai, wo ein paar Motorboote und ein paar größere Jachten schaukeln. Ich suche mir ein Tischchen in der Ecke aus und setze mich.
    Die Inhaberin kommt sofort. Das also ist Molly. Eine üppige, lächelnde Afrikanerin mit prallen Lippen und freundlichen Augen. Sie sieht aus wie eine Illustration zu „Onkel Sam“.Ich bestelle mir eine Orangeade, und als sie sie bringt, bitte ich sie, sich einen Moment zu mir zu setzen. Das Lächeln taut augenblicklich auf ihrem Gesicht weg.
    „Polizei?“, fragt sie. Irgendwie, findet sie, sehe ich nicht so aus, als wäre ich von der Polizei. Ich zeige meine neue Karte vor, und als sich Molly gesetzt hat, ziehe ich das Foto von Doktor Larchey aus der Tasche.
    „Ja“, sagt sie und nickt.
    „Donnerstagabend?“
    „Ja. Gegen halb neun. Ein Glas Kognak.“
    Sie antwortete in der Sprache, die man gewöhnlich

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