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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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keineswegs, weil derjenige, der da gewesen ist, das Feuerzeug nicht genommen hat, um sich eine Zigarette damit anzuzünden. Abermals packt mich die Wut auf mich selbst. Wenn ich gleich morgens hergekommen wäre, wüsste ich wenigstens, wann es gewesen ist. Ein bescheidener Trost, aber jetzt fehlt mir auch der.
    Eine Tatsache ist unbestreitbar. Derjenige, der hier gewesen ist, kennt das Zimmer genau und weiß, wo alle Sachen sind. Sodass der Personenkreis, gegen den sich mein Verdacht richten kann, nicht allzu groß ist.
    Und im Mittelpunkt des Kreises steht Larchey. Das ist nicht überzeugend. Wenn er das Feuerzeug benötigt hat, um irgendwelche Rechnungen zu begleichen, hätte er es am Donnerstagabend einfach in die Tasche gesteckt. Wer hat noch davon gewusst?
    Statt mich in Rätselraten zu verlieren, muss ich nachdenken, ob nicht noch etwas fehlt. Das wird nützlicher sein. Und versuchen, Fingerabdrücke auf dem Schubfach und Fußspuren auf Teppich und Parkett zu finden.
    Alles Übrige ist an seinem Platz. Die Dokumente sind in der Mappe. Nur das Feuerzeug ist weg.
    Ich gehe für einen Moment hinunter, um meine Gerätschaften zu holen, komme wieder und beginne die Gespenstersuche. Eine Beschäftigung, die einen zur Verzweiflung bringen kann. Die Fußspuren muss ich mir gleich aus dem Kopf schlagen. In vier Tagen sind hier eine Menge Leute herumgelaufen. Jamila hat sauber gemacht, Fabre die Tür versiegelt. Samat von der Kommandatur ist mit seinen Leuten dagewesen. Es hat einfach keinen Sinn. Mit den Fingerabdrücken sieht es besser aus. Mir scheint sogar, dass um das Schubfachschloss herum neue sind, aber das wird sich später herausstellen, wenn ich die Aufnahmen vergleiche. Jetzt befasse ich mich geduldig damit, die Fingerabdrücke sichtbar zu machen, die ich finde. Ich präpariere sie, schließe die Jalousien, und meine körperlosen Zeugen leuchten in dem dunklen Zimmer in gespenstischem, bläulich grünem Licht auf.
    Auf den alten Abdrücken sind neue – sie leuchten heller. Jetzt steht mir noch eine zusätzliche Arbeit bevor, dafür muss ich aber ein paar Dinge aus meinem Zimmer holen, und da fällt mir ein, dass ich Noah vergessen habe. Ich muss ihm sagen, dass er nicht warten soll. Aus meinen zehn Minuten ist ohnehin eine Stunde geworden.
    Wie nicht anders zu erwarten, ist Noah nicht da. Sein Jeep steht auf der Allee, er jedoch ist wieder verschwunden. Ich gehe los, um ihn zu suchen, und entdecke ihn in der Küche. Er sitzt da und unterhält sich mit Jamila. Ich vernehme einen unwahrscheinlichen Mischmasch aus Französisch und Arabisch, der mir trotz meiner schaudererregenden Stimmung ein unwillkürliches Lächeln abgewinnt. Aber diese Sprache - genauer wohl der junge Mann – hat offenbar Erfolg. Das Leben geht schließlich weiter, und die Redewendung von UI und Nachtigall scheint hier genau zuzutreffen.
    Ich erkläre Noah, dass er hier nicht länger gebraucht wird. Er schaut aus dem Fenster.
    „Wo soll ich jetzt hin? Wissen Sie, was in ein paar Minuten für ein Guss herunterkommen wird?“
    Tatsächlich, man spürt es. Die Schwüle hat nicht nachgelassen, sie ist unerträglich geworden. Der Himmel über den Bäumen ist immer noch blau und wolkenlos, doch die Sonne ist anders – als scheine sie durch Milchglas.
    „Ich will bloß den Jeep unterstellen“, meint Noah. Er lässt Jamila allein und geht hinaus; ich kehre in Larcheys Zimmer zurück.
    Noch beim Aufschließen ertönt ein ferner Donnerschlag. Ich blicke hinaus und fahre zusammen. Hinter dem Fenster sinkt eine totengraue Sonne am Himmel abwärts, während vom Horizont eine dunkle Wand aufsteigt, die sich anschickt, sie zu verschlingen. Sie ist tintenfarben und wird von hellen gelben Streifen zerschnitten. So etwas habe ich bisher nur in bösen Träumen gesehen, dabei aber irgendwo im Unterbewusstsein die Überzeugung bewahrt, dass dies keine Realität sein kann.
    Im nächsten Augenblick flammt über der Wand ein riesiger, verästelter Blitz auf, und ich trete unwillkürlich vom Fenster zurück. Der Donner erschüttert das Haus. Der Wind heult los und biegt die Zweige, aber die Donnerschläge übertönen sein Heulen. Die Apokalypse kommt, die Rechnung für das blaue Tropenmeer, die Palmen und die Sonne.
    Die Sturzflut schlägt mit einmal ans Fenster – wie eine kompakte, undurchsichtige Lawine aus Wasser. Das Haus bebt, ächzt, aus den Ecken springen tausende unbekannte Geräusche, aber ich möchte die Lampe nicht anschalten, als könnte das

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