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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Sekretärin ein.
    Hinter dem Schreibtisch sitzt eine junge Frau, einen Haufen Briefe und Zeitungen vor sich, daneben ein kleiner Drucker mit einem Papier im Auswurf. Der unvermeidliche Ventilator surrt, schafft es aber nur, von Zeit zu Zeit diesen Bogen zum Flattern zu bringen.
    Zwei blaue Augen mustern mich flink.
    „Der Inspekteur de générale Dr. Bouché aus Paris, “, sagt Fabre kurz.
    „Ist jemand drin?“
    Die Frage ist überflüssig, von drinnen sind Stimmen zu hören. „Sie haben Sitzung!“ Die Sekretärin steht auf, um mir die Hand zu geben. „Und finden kein Ende… Dabei macht ihm sein Geschwür zu schaffen.“
    Die Anspielung ist deutlich und zielt auf mich.
    Hinter der Tür zum Direktorzimmer platze ich in die klassische nervöse und in die Länge gezogene Beratung hinein. Um den langen Tisch vor dem Schreibtisch sitzen, in Tabaksqualm gehüllt, ein Dutzend Männer, zwei stehen und wechseln recht scharfe Worte über eine Zeichnung, die auf dem Tisch ausgebreitet liegt.
    „Inspekteur de générale Dr. Bouché aus Paris“, stellt mich Fabre vor.
    „Treten Sie näher!“ Am Ende des Tisches erhebt sich ein kleiner dürrer Mann. „Wir sind gleich… Mach schon, Marais, und fass dich kürzer!“
    Den Leiter der Baustelle hatte ich mir anders vorgestellt, vielleicht irgendwie gewichtiger, Morlet passt nicht in meine Vorstellungen. Er ist eher klein, hell, hat ein längliches, intelligentes Gesicht und spöttische Augen. Und ist ziemlich blass – der typische Magenkranke, wie ich eben erfahren habe.
    Die für einen Augenblick unterbrochene Beratung geht weiter. Mein Erscheinen hat ihr etwas von ihrer Nervosität genommen – immerhin bin ich ein Außenstehender! -, doch allmählich erhitzen sich die Gemüter wieder. Man streitet über Termine, die irgendwer nicht eingehalten hat, über Aggregate für den zweiten Fermentator, die irgendein anderer noch nicht montiert hat. Fabre schaltet sich mit vollen Touren in den Streit ein. Und fügt zu dem Qualm noch den Rauch seiner Zigarette hinzu.
    Ich sitze da, und ein eigenartiges Gefühl befällt mich. Unter diesen Leuten fühle ich mich wohl. Ihre wohlbekannte und erklärliche Nervosität lenkt mich von meinen Problemen ab.
    Doch das währt nur einen Augenblick. Hinter den Fenstern liegen die schweigenden roten Hügel, die jetzt eine aschgraue Tönung haben. Ihr Anblick ernüchtert mich.
    Jeder tut seine Arbeit. Und meine ist es, Enzo Larchey zu finden.
    Ich höre weiter zu und merke, wie trügerisch mein erster zögernder Eindruck von Lucas Morlet gewesen ist. Er ist ein Mann, der die Baustelle kennt und imstande ist, rasche und einfache Lösungen zu finden. Man hört ihm respektvoll zu, überdies hat er Sinn für Humor, eine Eigenschaft, die man in diesem hektischen Jahrhundert immer seltener antrifft.
    Die Beratung ist zu Ende, die Leute gehen auseinander, wobei sie im Hinausgehen ihre Gespräche weiterführen, und nach ein paar Minuten sind wir drei – Morlet, Fabre und ich – allein.
    „Nun sagen Sie mir, was man tun kann!“, sagt Morlet sachlich.
    „Im Moment wohl kaum etwas. Wichtiger ist, dass ich herausfinde, wer an Larcheys Verschwinden interessiert sein könnte – und in welcher Beziehung das zu seiner Arbeit stehen kann.“
    „Verstehe!“ Morlet überlegt. „Sie meinen, jemand könnte ihn aus dem Weg räumen wollen?“
    „Wir erwägen einfach diese Möglichkeit.“
    „Dann könnte“, er gerät ins Stocken, „man jeden von uns beseitigen, mich oder Fabre… Aber was hätten sie davon? Es kommt ein anderer, der sogar vielleicht besser ist als wir!“
    Er kennt den Bau, nicht aber gewisse Feinheiten unseres Berufs. Mitunter wird ein Mensch beseitigt, damit ein bestimmter anderer seine Stelle einnehmen kann. Das erkläre ich ihm.
    „Ja, so, von dieser Seite…“ Er wiegt den Kopf.
    „Und ist das, was Larchey weiß, für irgendjemanden von Interesse – sagen wir mal, für irgendeinen ausländischen Konzern?“
    Morlet und Fabre schauen sich an. Die Frage ist offenbar erörtert worden.
    „Manche Fakten ja, andere nicht. Die Technologie ist bekannt, die steht in jedem Lehrbuch. Das interessiert niemanden.“
    „Sondern was?“
    „Wissen Sie, was eine Versuchsanlage ist?“
    „Nun… annähernd.“
    „Nur annähernd ist nicht genug. Das ist das Werk in Miniatur. Niemand riskiert es, die Fermentatoren mit teuren Rohstoffen zu füllen, bevor er nicht weiß, was heraus kommt.“
    „Und was kann herauskommen?“
    Fabre weiß nicht,

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