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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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sein.
    Mich beachtet der Polizist überhaupt nicht. Ich passiere und beginne meinen Nachtklub zu suchen. Sofort hängt sich ein Mann an mich, der mir in zehn Sprachen paradiesische Wonnen verspricht, wenn ich mich bereitfinde, ihm zu folgen, dann kommt er zu dem Ergebnis, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin, und versucht, mir wenigstens ein paar pornografische Fotos anzudrehen. Am nächsten Hauseingang nimmt mich ein anderer in Empfang, und da mir die Prozedur anfängt lästig zu werden, stoppe ich seinen Enthusiasmus mit einem einzigen Wort: Polizei. Er verschwindet wieselflink.
    Die Häuser sind zwei-oder dreigeschossig. Manche sind besser instand, andere sind bescheidener, doch im Großen und Ganzen bleibt sich das Bild gleich. Unten der Salon für die Frauen, oben die Zimmer. Die Salons haben vergitterte Fenster, an den Gittern stehen Männer, die die Vorzüge und Mängel der angebotenen Ware begutachten. Mir dreht es den Magen um, wenn ich daran denke, dass das le Corsaire so etwas Ähnliches sein könnte und ich hineingehen muss. Immerhin bin ich an Unappetitliches gewöhnt – Medizin wie Kriminalistik haben mich gehörig abgebrüht, ich kann mir aber nicht vorstellen, wie Larchey hierher geraten sein und was er hier gesucht haben soll. Auf jeden Fall keine Frauen.
    Das le Corsaire erweist sich glücklicherweise als ein um einen Grad saubereres Etablissement. Zum Eingang führen sogar ein paar weiße Stufen, und an der Tür steht ein Portier, der mir die Taxe für das „Programm“ abknöpft. Da ich ihm auch ein bisschen Bakschisch gebe, setzt er mich großmütig davon in Kenntnis, dass es fürs Programm noch zu früh sei, er mir aber einen guten Platz aussuchen könne, und wenn ich mich amüsieren möchte…
    Nein, amüsieren möchte ich mich gerade nicht, aber einen guten Platz muss ich haben. Und ich finde ihn sofort – es ist ein Tisch mit zwei Kanapees in einer Nische. Dort ist es schummrig, und wenn ich mich in die Ecke setze, kann ich eine Weile unbemerkt bleiben und den Eingang beobachten. Das Lokal ist fast leer, nur zwei, drei Tische sind besetzt, von Männern, versteht sich. Auf den hohen Barhockern baumeln ein paar stark geschminkte junge Frauen mit den Beinen; sie langweilen sich offensichtlich. Sowie ich mich setze, kommt eine von ihnen auf meinen Tisch zu – ich sitze in ihrem Revier! – und versucht, sich auf dem Kanapee häuslich niederzulassen. Ich erkläre ihr, dass ich nichts dagegen einzuwenden habe, wenn sie da sitzt, sie sich sogar etwas bestellen darf, Hauptsache, sie verlangt nicht von mir, dass ich mich mit ihr beschäftige. Sie ist beleidigt, genauer gesagt, sie spielt die Beleidigte und kehrt an die Bar zurück. Um so merkwürdiger ist es, dass sie, sowie sie auf den Hocker geklettert ist, sich auf meine Rechnung einen Kognak bestellt, den sie mir zeigt. Nichts zu machen – berufliche Spesen.
    Die Musikbox spielt irgendeinen gequälten Jazz. Nachdem ich die junge Frau weggeschickt habe, beachtet mich der einzige Ober nicht mehr, der an der Bar herumsteht.
    Dafür sehe ich, dass ich die Aufmerksamkeit zweier Männer errege, die am gegenüberliegenden Tisch sitzen. Der eine hat fettiges Haar bis zu den Schultern, eine Nickelbrille und ein wie gelecktes Gesicht. Der andere ist groß, hat eine Stirn wie ein Gorilla und gewaltige Koteletten. Sie wechseln ein paar Worte und zeigen mir durch Blicke, wie sehr sie mein Verhalten missbilligen. Dann erhebt sich der Gorilla, um ein Geldstück in die Musikbox zu werfen, und kommt auf dem Rückweg an meinem Tisch vorbei. Wahrscheinlich hält er mich für einen naiven Touristen, der zufällig hierher geraten ist, und mein nicht eben muskulöses Aussehen erweckt hinter der niedrigen Stirn gewisse Gedanken. Deshalb bleibt er vor mir stehen und sagt mit finsterer Miene etwas, was wahrscheinlich bedeutet, dass ich mich bei der jungen Frau entschuldigen müsse.
    Einen Skandal kann ich überhaupt nicht brauchen, habe aber auch nicht die Absicht, mich zu entschuldigen, um so mehr, als der Gorilla gar nichts davon hat. Er wendet einfach einen Trick aus Olims Zeiten an: Mit seinem Körper deckt er mich gegen das Lokal ab, drückt mich mit der einen Hand aufs Kanapee und langt mit der anderen unmissverständlich nach meiner Innentasche. Er hat diese Nummer viele Male praktiziert und stets mit vollem Erfolg. Seine Hand ist wie ein Schraubstock.
    Im nächsten Augenblick packe ich die Daumen dieser Hand und drehe ihn soviel wie nötig in die

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