Das Pharma-Kartell
erklärt: „Gut! Ich kann Polizisten nicht ausstehen, aber Sie sind mir sympathisch! Worum geht es? Um Doktor Larchey, wie?“
„Um Doktor Larchey!“, bestätige ich. „Gestern Nacht gegen zwei.“
Van Basten klappt ungläubig mit den Augendeckeln und nimmt einen Schluck aus seinem Glas.
„Ich komme wegen des Gins her… der beste Gin in dieser gottverlassenen Stadt. Andere kommen…“, er deutet mit den Augen auf die Männer hinter mit, „wegen der jungen Frauen. Dritte wegen des Roulettes oben. Ich glaube, man könnte auch Drogen kriegen, wenn man nur will… Weshalb war aber Doktor Larchey hier?“
„Das möchte ich auch gern wissen.“
„Sind Ihre Informationen zuverlässig?“
„Ich hoffe es.“
„Dann… warten Sie, lassen Sie uns überlegen, weshalb er gekommen sein könnte. Aus den eben genannten Gründen nicht“, sagt er lächelnd und klopft mit dem Fingernagel an sein Glas.
„Nein.“
„Eine Frau wie Anja Krüger ist nicht leicht zu finden“, erklärt er geradezu. „Folglich interessieren ihn auch die Frauen nicht. Einverstanden?“
„Einverstanden.“
„Das Glücksspiel ist es ebenso wenig!“ Er schüttelt den Kopf. „Da hätte ich ihn bestimmt gesehen. Bleibt… der Stoff.“
„Er ist nicht drogensüchtig.“
„Wieso sind Sie da so sicher? Der Mensch weiß nie, wo er hineingerät. Und ist er einmal hineingeraten… es kann ja auch Haschisch sein.“
„Möglich“, stimme ich zu. „Wahrscheinlicher jedoch ist etwas anderes. Dass er hergekommen ist, um sich mit jemandem zu treffen.“
„Hier?“ Er verzieht das Gesicht, und die weißen Falten verschwinden, werden zu feinen Runzeln. „Und warum hier, wenn Sie gestatten?“
„Eben so. Stellen Sie sich vor, er will sich mit jemandem treffen. Zum Beispiel mit Ihnen. Er weiß, dass Sie herkommen und muss Sie unbedingt sprechen. Er hat versucht, brieflich oder auf andere Weise eine Verabredung zu treffen, es ist ihm aber nicht gelungen, oder Sie haben abgelehnt. Und er kommt her, um Sie abzupassen. Ist das als Theorie akzeptabel?“
Er gießt sich den Rest aus dem großen Glas in den Hals und lässt sich mit der Antwort Zeit. Mir eilt es auch nicht, ich habe viel Zeit. Die beiden Männer, der Gorilla und der Hippie mit der Nickelbrille, warten, falls sie wieder Mut gefasst haben, womöglich draußen auf mich, um ihre Rechnung mit mir zu begleichen. Sollen sie ruhig warten.
Van Basten mustert mich aufmerksam. Dann hebt er die Schultern.
„Allein gesehen wäre es akzeptabel. Aber warum sollte er mich hier suchen? Und warum soll er mich überhaupt suchen, zum Teufel?“
„Genau das denke ich auch. Aber ich habe nicht gesagt, dass er unbedingt Sie suchen muss.“
„Und ich denke, Sie verschwenden Ihre Zeit!“, schließt van Basten das Gespräch ab. „Ihr Mann hat irgendetwas ausgefressen und die Kurve gekratzt, damit er nicht gefasst wird. Finden Sie lieber heraus, was er ausgefressen hat, dann wird alles klar! Kommen Sie mit, oder bleiben Sie noch?“
„Ich komme mit. Habe letzte Nacht kaum geschlafen.“
Wir zahlen und brechen auf. Nach dem Qualm und den scheußlichen Gerüchen, die ich in den letzten Stunden in mich eingesogen habe, ist die warme Nachtluft eine wahre Wohltat. An der Ecke streiten sich laut ein paar Männer, und ihre Stimmen hallen von den schweigenden Fassaden wider. Die bläulichen und roten Lichter der Bars blinken matt.
Ich gehe neben dem Holländer her, wir schweigen. Dabei habe ich das merkwürdige Gefühl, dass ich das alles schon einmal erlebt habe – irgendwo an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit. Wir sind durch diese selbe Gasse gegangen, unsere Schritte haben genauso gehallt. Dann ist etwas passiert, aber ich weiß nicht mehr, was.
Nichts wird passieren, das kommt von der Müdigkeit und den Gedanken, die aufdringlich in meinem Kopf kreisen. Ich muss einfach ins Bett und mich ausschlafen, weil vermutlich auch der morgige Tag anstrengend sein wird.
Die Stiefel des Holländers tappen über das Trottoir. Wer weiß, vielleicht wird er schon ein bisschen nüchtern und bereut es, dass er sich zu mir gesetzt hat. Oder er denkt an etwas anderes, wovon ich keine Ahnung habe. Doch seine Gedanken interessieren mich, denn er ist nicht so primitiv, wie er auf den ersten Blick aussieht.
Dann bringt uns ein Taxi nach Hause. Es stellt sich heraus, dass van Basten in einer Villa auf demselben Hügel wohnt, bloß auf der anderen Seite, nicht allzu nahe bei meiner Pension.
Ich versuche
Weitere Kostenlose Bücher