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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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Minuten… Einer meiner Leute hat sich vor einer Weile gemeldet.“
    „Weshalb?“
    „Er hätte gestern Abend jemanden gesehen, auf den unsere Beschreibung zutrifft. Wenn wir Gewissheit erlangen, würden sich viele Fragen erledigen.“
    Ich teile seinen Optimismus in keiner Weise und berichte ihm von meinen nachmittäglichen Entdeckungen.
    „Höchst ärgerlich!“ Samat macht ein finsteres Gesicht.
    „Wozu braucht er das Feuerzeug? Eine Waffe ist hier kein Problem.“
    Ich habe eine Version zu dieser Frage, behalte sie aber für mich. Sie ist allzu fragwürdig, als dass man sie laut äußern könnte.
    Die Straßen, durch die wir gehen, ähneln denen jeder beliebigen europäischen Hafenstadt und haben gleichzeitig den eigenartigen Hauch des Orients. Die Schaufenster sind grellfarbig dekoriert, die Menschenmenge, die über die Trottoirs strömt, ist bunt zusammengewürfelt. Vor einem Kino steht eine malerische Menschenansammlung, kleine barfüßige Jungen drängen sich hindurch. Sie tragen Körbe mit Feigen, Erdnüssen, kandierten Mandeln und bemühen sich, den Lärm der Menge zu überschreien. Auf der mit einem fremdartigen Buchstabengeflecht bedruckten Kinowerbung lächelt die fragwürdige Unschuld von Catherine Deneuve.
    Nach der Hitze und dem Regen sind die Leute auf die Straßen gekommen. Die Fenster der oberen Etagen funkeln noch metallen in den Strahlen der untergehenden Sonne, aber unten, in den Niederungen, flammen bereits die kalten Feuer der Werbung auf. Der nasse Asphalt, den Tag über aufgeheizt, trocknet schnell, unter den klatschenden Autoreifen steigen dünne Dunststreifen auf.
    Wir warten vor einer Verkehrsampel.
    „Ach, das hätte ich fast vergessen!“, sagt Samat. „Jetzt hat es nichts mehr zu bedeuten, aber wir haben die Ergebnisse von den Postämtern bekommen. Nichts Interessantes. Von Mittwoch bis heute kein Absender namens Larchey. Das bezieht sich freilich nur auf die Einschreibbriefe, bei denen werden die Absender aufgeschrieben. Interessiert Sie sonst noch etwas?“
    „Ja. Wie lange sind die Postämter in der Stadt abends geöffnet?“
    „Bis acht. Praktisch schließen sie fünfzehn Minuten früher wegen der Abrechnung.“
    Wir biegen in eine stillere und schmutzige Straße ein, in der sich ein paar kleine Lokale etabliert haben. Die Tische stehen auf dem Trottoir, wir schlängeln uns zwischen den sitzenden Gästen hindurch. Aus den Küchen strömen Dutzende unbekannter, scharfer Gerüche.
    Der Gedanke an den Brief lässt mich nicht los, so nutzlos er jetzt geworden ist. Ich wähle einen passenden Augenblick, um erneut anzufangen.
    „Kollege Samat, wenn Doktor Larchey Donnerstagabend einen Brief bei sich hatte, der unbedingt noch weg musste… und er zu spät zum Postamt gekommen ist – was hätte er da machen können?“
    „Er hätte ihn als gewöhnlichen Brief in den Luftpostbriefkasten stecken können. Das lässt sich nicht überprüfen.“
    „Ich weiß. Und ist etwas auf seinen Namen eingetroffen?“
    „Nein. Ich habe angeordnet, dass mir alles gemeldet wird. Wenn ein Brief für ihn ankommt, gebe ich Ihnen sofort Bescheid. So, hier ist es.“
    Er verschwindet im Eingang eines kleinen Restaurants, ähnlich den anderen, hält sich aber drinnen nicht auf, wo ein Dutzend schwachbesetzter Tische steht, sondern gibt mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Wir steigen über ein paar Stufen zu einer Terrasse hinauf, von dort geht es über eine andere Treppe weiter, und wir gelangen in einen kleinen, in Nischen unterteilten geschlossenen Salon. Das hier ist offenbar für ein auserwähltes Publikum bestimmt, das nicht gestört werden möchte, denn vor der Tür steht ein finsterer, bulliger Mann. Sowie er jedoch Samat gewahrt, erblüht der Zerberus in einem kriecherischen Lächeln.
    Samat führt mich zu einer der Nischen, wir gehen hinein, er zieht den Vorhang hinter sich zu. Hinter dem Tisch erhebt sich ein kleiner dunkler Mann mit einem spitzen Gesicht, Schnurrbart und glatt anliegendem schwarzem Haar. Samat nickt ihm von oben herab zu. Wir setzen uns. Gleich darauf werden Schritte laut, und ein lächelndes Gesicht wird durch den Vorhang gesteckt.
    „Was wünschen die Herrschaften?“
    Samat sieht mich an, ich schüttle ablehnend den Kopf. „Zwei Martell!“, befiehlt er. „Und verschwinde!“
    Die beiden Kognaks werden im Nu gebracht, als hätte der Besitzer des lächelnden Gesichts sie hinter dem Rücken gehalten. Samat legt die Arme auf den Tisch, schaltet die kleine Lampe an, die

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