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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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wie. Und bei Ihnen… ist alles gut verlaufen?“
    Ja und nein. Ich erzähle ihm von der Szene im Büro und von meinen Befürchtungen wegen Fabre.
    Ich sehe, dass ihm diese Komplikation nicht gefällt. Aber er überlegt nüchterner als ich.
    „Bei ihm… werden sie’s wohl kaum versuchen. Sie sind sich darüber im Klaren, dass er Doktor Larcheys Auftrag nicht kennt. Nun, trotzdem war das mit ihrer Assistentin richtig. So können wir wenigstens beruhigt sein.“
    Er schweigt einen Moment und fügt hinzu: „Seinetwegen ja, doch Ihretwegen bin ich ganz und gar nicht ruhig. Wie Sie sehen, hat sie die Geschichte mit O’Sullivan schon nervös gemacht.“
    Wir wechseln noch ein paar Worte über meine Absicherung. Samat hat getan, was er konnte, der Kommissar hat Leute bewilligt, und sie haben zusätzlich ein paar Aktionsvarianten vorbereitet.
    Er denkt weiter nach.
    „Wir lassen uns jetzt auf einen direkten Kampf ein. Aber Sie haben recht, wir können sie nicht in Ruhe lassen. Wenn wir sie in Ruhe lasen, sind sie Herr der Lage.“
    So ist es. Und wenn wir Larchey nicht finden können, werden wir in ein paar Tagen in die Verteidigung gedrängt. Samat begreift das, und es ist gut, dass er es begriffen hat. „Wir müssen auch auf Überraschungen gefasst sein“, sage ich. „Sie können auf eine Art handeln, die wir nicht vorausgesehen haben. Wir arbeiten ebenfalls mit vielen Unbekannten.“
    Samat verzieht die Lippen.
    „Sollten sie so gerissen sein? Ich glaube es nicht.“
    Er steht auf, nimmt einen Kittel vom Kleiderhaken und zieht ihn an.
    „Sie haben sich hier umgesehen“, sagt er. „Aber ich glaube, es ist nicht schlecht, alles noch einmal abzugehen. Hauptsächlich die Wege, auf denen sie versuchen könnten…“
    Mit dem vorgeschobenen Kinn und den angegrauten Schläfen sieht er wie ein Dozent aus, der sich auf die Visite vorbereitet. Ein recht sorgenvoller Dozent.
    Das Erdgeschoss
     
    An diesem Abend komme ich verhältnismäßig früh nach Hause. Nach den angespannten letzten Nächten erscheint mir das völlig verdient. Ich werde auf mein Zimmer gehen, eine Stunde habe ich vielleicht noch mit der Chiffrierung der Information für Paris zu tun, dann lege ich mich hin. Aus der Stadt habe ich mir einen Roman mitgebracht, der mich einschläfern soll. Ein richtiger Kolportageroman, ausgezeichnete Lektüre für ängstliche Hausverwalter, Handelsreisende und skeptische Inspektoren.
    Der Wagen der Kommandantur setzt mich vor der Pension ab und fährt weiter. Er wird bis zur nächsten Straßengabelung fahren, und dort steigt der Mann aus, der von jetzt an mein Schatten sein wird. Dieser Schatten ist aus Fleisch und Blut und heißt Elyas. Ein untersetzter, rundlicher, lächelnder junger Mann. Ich finde ihn geistesgegenwärtig und sehr reaktionsschnell. Mit ihm sind alle Parolen und genauen Zeiten abgesprochen, zu denen ich mich über einen Taschensender melden werde. Die einzige Gefahr ist im Moment, dass mich ungeladene Gäste in meinem Zimmer erwarten, und diese Gefahr ist nicht gering zu achten. Aber ich glaube nicht, dass sie sich zum sofortigen Handeln entschlossen haben.
    Innerhalb von Minuten wird es dunkel. Oben auf dem Hügel ist es noch hell, und die Wipfel der darüber hinaus düsteren Zypressen sind jetzt goldig grün und zart. Doch auf dem Weg abwärts verdichten sich die Schatten. Die Olivenwäldchen strömen Stille aus.
    Ich stehe in dieser Stille auf dem Weg, gefangen von diesem Wunder des scheidenden Tages. Wieder ein Tag meines Lebens. Früher bewegte und quälte mich das – ich dachte an die Unwiederbringlichkeit eines jeden vergangenen Tages, an die orangeroten Sonnenuntergänge, den warmen Wind, die Stimmen, die nicht mehr wiederkommen würden. Und mir war schwer ums Herz.
    Dann ging das vorbei. Ich habe geraume Zeit gebraucht, um zu lernen – der gefährliche Beruf hat mich das gelehrt -, mich jeder Minute des Lebens zu freuen. Dazustehen und die Stille genießen, die vergoldeten Wipfel der Zypressen, den aufregenden Geruch feuchter Erde. Der Mensch kann wissen, dass er gehen wird, und sich doch nicht fürchten.
    Dann rückt alles an seinen Platz.
    Langsam gehe ich die Allee zur Pension entlang und höre Schritte und Stimmen hinter mir. Andere kommen auch nach Hause. Eine Frau holt mich ein mit zwei großen Jungen, so zwölf, dreizehn Jahre, mit Schultaschen in den Händen. Mir ist, als hätte ich sie schon am ersten Tag gesehen. Sie reden von einem Internat, wo sie zur Schule gehen, von

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