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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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aufgeschüttet. Die schrägen Strahlen der Sonne, die hinter dem Hügel versinkt, bescheinen sie nur von einer Seite. Das ist ein alter, längst verlassener Steinbruch.
    Van Basten betrachtet mich aufmerksam, dann dreht er sich um. Jemand hinter mir reicht ihm eine Thermosflasche. Er schraubt den Becher ab, gießt ihn voll und hält ihn mir an den Mund.
    „Trinken Sie, das hilft!“
    Ich höre seine Stimme wie unter einer Glocke, von sehr fern, und versuche, etwas von der Flüssigkeit in dem Becher hinunterzuschlucken. Es ist etwas Scharfes, stark Riechendes, bitter und unbekannt. Von dem Schluck strömt Wärme durch meinen Körper und in die gelähmten Arme. Ich verstehe alle, und mein Bewusstsein ist ungewöhnlich klar, doch die Muskeln gehorchen nicht.
    „Hören Sie mich jetzt?“, fragt van Basten.
    Ich versuche zu nicken und schaffe es. Auch bewegen kann ich mich. Ich hebe den linken Arm, der rechte ist noch taub.
    „Das überstehen Sie“, sagt van Basten. „Tut mir leid, dass wir Sie so hart anpacken mussten, aber bei Ihnen geht es nicht anders.“
    Dies ist nicht der Krankenwagen. Sie haben das Auto gewechselt und mich entführt.
    Hinter mir sitzt jemand – ich merke es am Atem und den leichten Bewegungen. Wahrscheinlich die Bulldogge.
    Ich hebe den linken Arm, strecke ihn aus und greife nach dem Becher, den mir van Basten hinhält. Nein, ich werde ihn nicht fallen lassen. Die Muskeln gehorchen noch nicht völlig. Aber ich kann ihn doch an den Mund führen und trinken. Der scharfe, bittere Geruch klärt mein Bewusstsein vollends, zugleich werden auch die Bewegungen sicherer. „Gut!“, stellt van Basten fest. „Also können wir uns auch unterhalten.“
    „Ja“, sage ich dumpf. Meine Stimme klingt fremd, aber ich spreche. Der Schmerz in der Schulter ist schon nicht mehr so stechend, reicht jedoch, damit ich das Gesicht zu einer Grimasse verziehe. Ich rutsche auf dem Sitz hin und her und stemme mich mit geschlossenen Beinen nach oben, um bequemer zu sitzen.
    Hinter mir sitzt tatsächlich die Bulldogge – ich sehe ihr Spiegelbild auf dem Armaturenbrett. Wir drei sind allein. Ringsum ist trostlose Ödnis – rötliche Hänge, Gesträuch und dieser verlassene Steinbruch. Das ist das Ende. Van Basten schaut mich mit seiner üblichen Ironie an, und die Runzeln auf seinem Gesicht geraten in Bewegung.
    „Lieber Inspektor“, fängt er an, „Sie haben verloren. Und in Ihrer Lage…“, ein schiefes Lächeln erscheint auf seinen Lippen, „und in meiner, versteht sich, kann man nur einmal verlieren! Hören Sie mich deshalb an, ohne sich groß aufzuregen.“
    Ich kann nur schweigen. Van Basten fasst das als Zustimmung auf.
    „So. Sie wissen, was für Fragen ich Ihnen stellen werde, und Sie wissen ferner, dass wir Mittel haben, Sie zum Sprechen zu bringen.“
    „Solche Mittel gibt es nicht“, sage ich.
    Und ich glaube daran, dass es sie nicht gibt.
    Er mustert mich mit unverhohlener Ironie. Vermutlich sieht er mir meine Meinung über mich am Gesicht an, denn er lächelt wieder schief. „Sie gehören zu den naiven Typen, die sterben, aber nicht reden, wie? Provozieren Sie mich nicht, ich könnte es versuchen! Nun?“
    Gibt er jetzt der Bulldogge das Zeichen zum Anfangen? Ich bin von dem Schlag und dem Betäubungsmittel, das sie mir gegeben haben, so erledigt, dass ich rasch das Bewusstsein verlieren werde, wenn sie mich foltern. Viel würden sie nicht davon haben.
    „Einerlei!“, sagt er, als er keine Antwort erhält. „Stellen wir die Frage der Mittel und Wege ein Weilchen zurück… Ihre Erörterung wird von anderen Dingen abhängen. Ich werde Ihnen einen Vorschlag unterbreiten, obwohl ich nicht die Erlaubnis habe, es zu tun.“
    Das stimmt nun ganz und gar nicht, dass er einen Vorschlag auf eigene Faust macht. Bei denen werden Vorschläge genau durchdacht. Meine einzige Chance ist, ihn hinzuhalten.
    Er scheint meine Gedanken erraten zu haben.
    „Wenn Sie meinen, jemand wird Ihnen helfen, so täuschen Sie sich! Ihre Mikrosender fahren jetzt durch Al Agadir spazieren. Reden wir wie Männer!“
    Ich nicke und verziehe vor Schmerz das Gesicht. Besser, ich bleibe still sitzen.
    „Ich biete Ihnen an, für uns zu arbeiten“, sagt van Basten.
    „Gegen gewisse Garantien, versteht sich. Ein Jahr in Südamerika, damit Gras über die Sache wächst und Sie sich eingewöhnen. Wir können Ihre Familie nachholen, wenn Sie es wünschen.“ Er grinst vielsagend. „Denn manche wollen es nicht. Und danach?“
    Eine

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