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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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geht auf die Tür der Materialversorgung zu und sieht mich am Fenster stehen.
    „Doktor Bouché“, stößt sie hastig hervor, „eben ist von der Kommandantur angerufen worden. Inspektor Sa… Samat.“
    „Was gibt es? Ist er am Telefon?“
    „Nein. Er hat gesagt, dass er im Krankenhaus auf Sie wartet…“ Sie stockt.
    „Im San Benjamin?“
    „Ja. Er schickt den Wagen. Das hat er ausrichten lassen.“
    Gut, also haben sie im Krankenhaus etwas gefunden! Das stand zu erwarten, der Mensch mit dem Feuerzeug ist kein körperloser Geist. Er muss irgendwo langgegangen sein, jemand muss ihn gesehen haben, er hat Spuren hinterlassen. Wenn wir einen etwas festeren Faden zu fassen bekommen, muss sich der Knoten entwirren.
    Ich bedanke mich bei Frau Fordant und kehre in mein Zimmerchen zurück. Der Wagen wird vielleicht in zehn Minuten hier sein, was bedeutet, dass ich noch Zeit habe, zu Sophie hinaufzugehen, um sie zu informieren, dass ich ins San Benjamin Krankenhaus fahre und Gabin die Journale zurückgebe.
    Das tue ich auch. Sophie bleibt bei der Frau Fordant sitzen, die Zeitungen hat sie beiseitegelegt und bildet sich mit Illustrierten weiter. Von drinnen, aus Morlets Büro, dringt undeutliches Stimmengewirr.
    „Wenn Kylian Fabre nach mir fragt“, sage ich, „ich bin im Krankenhaus. Er weiß, in welchem.“
    Sophie weiß das auch, aber ich sage das, um ihr Hiersein zu rechtfertigen. Frau Fordant mag Fahrer ohne Arbeit gar nicht gern.
    Dann gehe ich auf einen Sprung in den Haupttrakt und bringe Gabin die Journale. Als ich aus der Versuchsanlage zurückkomme, sehe ich, wie ein Krankenwagen vorsichtig über den ausgefahrenen Weg kurvt und bei den geparkten Autos hält. Der Fahrer stellt den Motor nicht ab, er steigt nur aus und schaut zum Eingang. Er wartet auf mich. Ich laufe zum Treppenabsatz und kneife in der grellen Sonne die Augen zu. Der Fahrer bemerkt mich und steigt ein, um mir von innen die andere Tür aufzumachen. Er ist ein dunkler, kleiner Mann. Mir ist, als hätte ich ihn im Krankenhaus gesehen.
    „San Benjamin?“
    „Si, Senior!“
    Ich steige ein, er dreht am Lenkrad, und wir fahren los. Danach stößt er mit der Hand gegen den Rückspiegel. Im selben Moment erkenne ich, dass ich verloren bin. Aus dem Spiegel schaut mir das Gesicht der Bulldogge entgegen.
     
    Zuerst sind die Kreise da – blaue rote -, riesige Kreise, die zu Funken zerplatzen. Dann falle ich abwärts, von Schmerz überschwemmt. Und abermals erscheinen die Kreise. Sie drehen sich, berühren mich, und in jeder Berührung ist neuer Schmerz.
    Ein unklarer Gedanke, dass ich lebe. Da ich etwas fühle, bin ich also am Leben. Ich muss mich zusammenreißen und aufwachen.
    Der Schmerz verlagert sich ein bisschen und konzentriert sich irgendwo außerhalb von mir. Nein, nicht außerhalb, er sitzt im Nacken und im Arm, in der rechten Schulter. Ich habe schon das Bewusstsein von meinem Körper.
    Mit dem Bewusstsein kehren auch die letzten Bilder zurück, aber in umgekehrter Reihenfolge. Das Gesicht der Bulldogge im Spiegel. Wir fahren an, der dunkelgesichtige Fahrer dreht am Lenkrad. „Si, Senior!“ Die Fordant, die die Treppe herunterkommt, weil man mich vom Krankenhaus angerufen hat.
    Ich muss mich zusammenreißen und die Augen öffnen, lasse mir aber Zeit. Ich bin in ihren Händen, aber nicht so, wie ich mir das ausgedacht hatte. Mit dem Krankenwagen haben sie mich ausgetrickst. Dass sie einen Krankenwagen schicken würden, konnte ich nicht voraussehen.
    Allmählich kehrt das Gehör zurück, ich vernehme eine Sprache, die ich nicht verstehe. Wieder tauche ich weg, verliere aber das Bewusstsein nicht mehr. Ich muss sehen, wo ich bin und was mit mir geschehen ist.
    Um mich herum ist trübes, verschwommenes Licht mit doppelten Konturen. Dann beginnt sich der Gesichtssinn zu fügen, die doppelten Flecken schieben sich übereinander, die Konturen gewinnen reale Umrisse. Ein Sitz, darauf ein Mann. Eine mattschwarze Oberfläche. Jemandes Hände. Diese Hände gehören mir, sind aber wie fremd. Ich kann sie nicht bewegen.
    Die Bilder klären sich und erstarren. Neben mir sitzt van Basten, ich befinde mich auf dem Vordersitz eines Autos, er ist hinter dem Lenkrad.
    Der Wagen steht. Genau vor uns steigt der Hang eines kahlen, rötlichen Hügels an, der spärlich mit Gebüsch bewachsen ist. Die eine Seite des Hügels ist wie zerfressen, unten im Schatten zeichnet sich dunkel ein Gebäude ab. Neben dem vernachlässigten Weg sind Steinhaufen

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