Das Philadelphia-Komplott
Aktien …”
“Dot, du kannst nicht ernsthaft überlegen, dieser Erpressung nachzugeben. Das ist nicht richtig.”
“Es ist mir egal, ob es falsch ist. Wir sprechen hier über meine Tochter. Erwartest du von mir, dass ich hier sitze und nichts tue, obwohl sich die Chance bietet, sie zurückzubekommen?”
“Ich will sie doch auch zurückhaben. Aber nicht so.”
“Warum nicht?”
Syd seufzte. Sie musste es ihr sagen. “Weil das Schreiben eventuell gar nichts mit der Entführung zu tun haben könnte.”
“Du meinst …”, Dot versuchte, in Syds Gesicht zu lesen. “Jemand behauptet nur, Lilly zu haben? Und das hier ist gar kein Zeichen der Leute, die meine Tochter in ihrer Gewalt haben?”
“Das kann sein.”
“Aber du bist dir nicht sicher.”
“Nein.”
“Dann
muss
ich diese Chance nutzen, Syd.”
“Du könntest das Geld verlieren.”
“Das ist mir egal.”
Syd nickte. Dot reagierte, wie es jede Mutter tun würde – mit dem Herzen und nicht mit dem Verstand. Jetzt mit ihr darüber zu diskutieren, wäre reine Zeitverschwendung. “In diesem Fall”, sagte sie, “habe ich auch noch fünfzehntausend Dollar auf einem Sparbuch. Sie gehören dir.”
Dots presste ihre Lippen aufeinander, um die Tränen zurückzuhalten. “Danke.”
“Aber das ist noch lange nicht genug. Wo willst du die restlichen dreihundertachtzigtausend Dollar auftreiben?”
“Ich verkaufe das Farmhaus. Letzte Woche hat mich wieder so ein Baulöwe darauf angesprochen. Er wollte mir eine Million zahlen. Ich bin mir sicher, dass er immer noch interessiert ist.”
“So eine Transaktion dauert aber Wochen.”
“Nicht wenn ich ihm erzähle, dass ich einen Teil des Geldes sofort benötige, eine Anzahlung sozusagen.”
Syd nickte. “Und für den Fall, dass er nicht zustimmt, kannst du Stan von der
Sun
anrufen. Ich bin sicher, dass seine Zeitung nur zu gerne bereit ist, auch eine Spende zu geben.”
Dot schrieb sich schnell Stans Namen auf ein Stück Papier. “Das werde ich tun. Danke, Syd.”
Mittags um eins verließ Jake Syds Wohnung und ging hinüber zur Tavern on the Square, einem irischen Pub an der Locust Street. Ramirez hatte ihm geraten, sich hier ab und zu blicken zu lassen, während er auf Victors ersten Zug wartete. Er setzte sich an die Bar und bestellte ein Corned Beef-Sandwich und ein Bier. Während er trank, verfolgte er im Fernseher über der Bar ein Basketballspiel. Plötzlich setzte sich jemand auf den Barhocker neben ihn und schob ihm über den Tresen ein zusammengefaltetes Exemplar des
Philadelphia Daily Globe
zu.
“Gerade mal fünf Minuten in der Stadt und schon hast du wieder Ärger”, hörte er eine bekannte Stimme sagen.
Jake setzte sein Glas ab und drehte sich herum. Alles in allem waren die letzten vierzehn Jahre fast spurlos an Victor van Heusen vorübergegangen. Abgesehen von ein paar grauen Haaren und einigen zusätzlichen Falten um die Augen sah er immer noch so aus wie der kräftige, stahlharte Kerl, den Jake während Desert Storm kennen gelernt hatte. Auch in Zivil umgab ihn eine Aura von Autorität, die selbst der Barkeeper zu bemerken schien. Vielleicht war es seine aufrechte Haltung oder der selbstbewusste Blick seiner stahlblauen Augen. Was auch immer es war, es flößte Respekt ein.
Jake ließ eine leichte Überraschung in seinen Augen aufblitzen, bevor er antwortete. “Was zum Teufel machst
du
hier?”
“Ach, ich weiß nicht. Nenn mich sentimental, aber der Artikel von diesem Schwachkopf hat mich einfach aufgeregt.”
“Also hast du mich gesucht, um mich zu trösten.”
“Stört es dich?”
Jake zuckte die Schultern. “Dies ist ein freies Land.”
“Darüber kann man diskutieren.” Er schaute sich um und betrachtete die wenigen Besucher der Bar. “Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest, wenn ich plötzlich vor deiner Tür stünde, und als ich dich dann hier hineingehen sah, dachte ich, dass es besser wäre, sich erst einmal auf neutralem Boden zu treffen.”
Jake tat schockiert. “Du hast mich beobachtet?”
“Bei dir hört sich das an wie ein Verbrechen. Ich wollte mit dir reden.”
Jake biss von seinem Sandwich ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher.
“Okay.” Victor zog seinen Hocker ein Stück näher heran. “Ich weiß, dass du wütend bist, und ich nehme es dir auch nicht übel. Aber, Mann, es ist vierzehn Jahre her.”
“Soll das eine Entschuldigung sein?”
“Willst du eine Entschuldigung?”
“Ich will, dass du mich
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