Das Philadelphia-Komplott
erzählt, aber dafür die Gelegenheit genutzt, noch einmal an die Ereignisse von vor vierzehn Jahren zu erinnern.
Jake gab die Zeitung zurück. “Ich hätte härter zuschlagen sollen.”
“Zum Glück haben Sie das nicht gemacht, sonst hätte er Sie noch angezeigt. So ist es genau richtig. Mit diesem Artikel hat er uns direkt in die Hände gespielt. Selbstverständlich müssen ab jetzt alle Telefongespräche zwischen Ihnen und mir außerhalb der Wohnung stattfinden.”
“Hier ist keine Wanze, das habe ich schon überprüft.”
“Aber bald. Van Heusen wird Ihre Rückkehr nach Philadelphia nicht für bare Münze nehmen, bevor er absolut sicher ist, dass er Ihnen trauen kann. Irgendwelche Fragen?”
“Nein. Aber ich möchte mit Ihnen über Sydney Cooper sprechen.”
“Was ist mit ihr?”
“Ich werde sie
nicht
wegen Informationen aushorchen.”
“Warum nicht?”
“Weil sie eine nette Person ist und mir vertraut. Ich möchte dieses Vertrauen nicht missbrauchen oder sie ausspionieren oder in ihren Akten wühlen oder was auch immer Sie von mir erwarten.”
“Verlieben Sie sich etwa in sie?”
“Nein! Wie kommen Sie denn darauf?”
“Nur so ein Gefühl.”
“Nein, tue ich nicht”, sagte Jake ein bisschen
zu
bestimmt. “Ich habe mich von Anfang an bei dem Gedanken, sie zu hintergehen, nicht wohl gefühlt, und jetzt, wo ich sie kennen gelernt habe,
weiß
ich, dass ich ihr nicht hinterherspionieren kann.”
Jake konnte nicht sagen, ob Ramirez über diese Entscheidung unglücklich oder ob es ihm egal war. “Wie geht es Ms. Cooper eigentlich?”, frage er beiläufig. “Ich habe gehört, dass sie angeschossen wurde?”
“Sie ist auf dem Wege der Besserung. Es war nur eine oberflächliche Wunde.”
“Freut mich zu hören.” Ramirez steckte sich das Klemmbrett wieder unter den Arm. “Ich vertraue darauf, dass Sie auch Syd gegenüber verschwiegen bleiben. Romantik und Geschäft vertragen sich in einer solchen Situation nicht sonderlich gut.”
“Ich sagte doch, dass Sie sich keine Gedanken machen müssen.”
“Gut.” Er ging zur Tür. Bevor er sie öffnete, fügte er hinzu. “Viel Glück mit van Heusen. Es wird nicht mehr lange dauern.”
“Schnell, Syd, schalte Channel 6 ein!” Violet klang ganz aufgeregt, als sie zu Syd ins Büro stürmte. “Chief Yates gibt eine Pressekonferenz.”
Nachdem sie die Fernbedienung unter einem Stapel Papiere gefunden hatte, schaltete Syd den Fernseher ein. Was für ein Ereignis für Elwood. Sie war neugierig darauf, wie der Chief mit dem plötzlichen Rummel und dem Druck umgehen würde.
Zu ihrer Überraschung war er die Ruhe selbst, als er sich der Gruppe von zwanzig Reportern und einem Dutzend Mikrofonen stellte. Er stand vor dem Gebäude der Mullica Township Police, neben sich zwei ernst dreinschauende Deputies, von denen Syd einen am Morgen zuvor kennen gelernt hatte.
“Guten Morgen.” Der Chief nickte der Gruppe zu. “Und vielen Dank, dass Sie heute gekommen sind. Die Suche nach Lilly Gilmore geht weiter, und ich freue mich, mitteilen zu können, dass mehr als hundert Freiwillige uns bereits unterstützen. Im Moment konzentrieren wir uns vor allem auf die Pinebarrens, die Küste von Jersey und den Mullica River. Jeder, der neue Informationen über den Truck hat – ein dunkler Van mit “Die Küste, die gefällt”-Kennzeichen – oder über die Entführer, möge bitte das Mullica Township Polizeirevier anrufen. Jeder Spur und jedem Hinweis wird sorgfältig nachgegangen, also zögern Sie nicht, uns zu sagen, was Sie wissen. Ich beantworte jetzt gerne ein paar Fragen.”
Die Menge drängelte sich nach vorne, und der Chief erhob beschwichtigend seine Hand. “Einer nach dem anderen bitte, sonst bin ich sofort wieder weg.”
Syd lächelte. “Das war gut, Chief.”
Violet nickte zustimmend. “Jetzt weiß ich, was du meintest – er ist zwar etwas altmodisch, aber zäh. Und das muss man bei diesen Reportern auch sein.”
Die Kameras blieben auf Yates, als jemand fragte: “Sie erwähnten, dass Sie den Mullica River durchsuchen. Heißt das, dass sie die Hoffnung verloren haben, Lilly Gilmore lebend zu finden?”
“Nein. Es heißt nur, dass wir keine Möglichkeit auslassen.”
“Wie viele Taucher haben Sie im Einsatz?”
“Drei. Alle aus benachbarten Gemeinden. Wir haben bereits mehrere Meilen flussauf- und flussabwärts gesucht. Morgen werden weitere Taucher aus der Gegend um Chesapeake Bay zu uns stoßen.”
Die Stimme der
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