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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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lang schwiegen sie vor sich hin.
    »Nimm es mir nicht übel, aber du siehst nicht sehr glücklich aus«, sagte Samuel.
    »Ich glaube, ich stehe noch unter Schock«, antwortete Nurd. »Ich möchte dich mal sehen, wenn du von einer Dimension in die andere gequetscht, dann von einem Lastwagen überfahren und wieder nach Hause geschleudert wirst, aber nur gerade so lange, dass es anfangen kann wehzutun, ehe alles wieder von vorne losgeht. Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen, um alt zu werden, das kann ich dir sagen.«
    Nurd stützte sein langes Kinn in die Hand und musterte Samuel.
    »Und überhaupt«, sagte er, »du siehst auch nicht gerade aus, als würdest du vor Freude platzen.«
    »Tue ich auch nicht«, antwortete Samuel. »Mein Dad hat uns verlassen, meine Mutter weint abends immer, und ich glaube, die Frau, die weiter unten in der Straße wohnt, will mich umbringen. Bist du sicher, dass sie dich nicht geschickt hat?«
    »Ganz sicher«, sagte Nurd und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit verspürte er Mitleid mit jemand anderem als mit sich selbst. »Das ist nicht sehr nett von ihr.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Tja, wie ich ja schon sagte, ich lebe in der Ödnis. Dort gibt es nichts zu sehen, nichts zu tun, und Wermut und mir sind längst die Gesprächsthemen ausgegangen. Diese ganze interdimensionale Sache ist tatsächlich eine unglaubliche Abwechslung in meinem Leben, jedenfalls könnte sie das sein, wenn ich nicht ständig von Metallgegenständen verletzt werden würde. Hier ist es so unglaublich interessant.«
    Er ging zum Fenster und blickte hinaus. »Sieh doch nur«, sagte er und in seiner Stimme schwangen Äonen voller Trauer und Sehnsucht mit. »Ihr habt weiße Wattewölkchen und Sonnenschein. Was würde ich nicht dafür geben, wenn ich jeden Tag die Sonne sehen könnte.«
    Samuel nahm eine Packung Weingummi von seinem Nachttischchen.
    »Magst du was Süßes?«
    »Wie bitte?«
    »Etwas Süßes. Das ist Weingummi.«
    Zögernd griff Nurd in die Tüte und zog einen länglichen roten Weingummi hervor.
    »Hm, die sind gut«, sagte Samuel. Er ließ sich einen orangefarbenen in den Mund fallen und kaute gedankenverloren. Nurd folgte seinem Beispiel.
    »Oh, das ist wirklich gut«, sagte er. »Das ist sogar sehr gut. Wattewölkchen. Weingummi. Große Metalldinger, die sich schnell bewegen. Was für eine Welt!«
    Samuel setzte sich auf sein Bett und Nurd ging wieder zu seinem Stuhl.
    »Du wirst mir nichts tun, oder?«, fragte Samuel.
    Nurd starrte Samuel entsetzt an. »Warum sollte ich dir etwas tun?«
    »Weil du ein Dämon bist.«
    »Nur weil ich ein Dämon bin, muss ich ja nicht gleich durchtrieben sein«, entgegnete Nurd. Ein Stück Weingummi war zwischen seinen Zähnen stecken geblieben und er pulte angestrengt mit seinen Fingernägeln, um es wieder wegzubekommen. »Ich wollte ja gar kein Dämon sein. Es hat sich einfach so ergeben. Eines Tages habe ich die Augen aufgemacht und da war ich. Nurd. Ein hässlicher Kerl. Ohne Freunde. Nicht einmal andere Dämonen reißen sich darum, mich als Freund zu haben.«
    »Warum? Du bist doch ganz in Ordnung.«
    »Ich vermute, genau daran liegt es. Ich war niemals wirklich dämonisch genug. Ich will nicht quälen oder Chaos um mich herum verbreiten. Ich will nicht gruselig oder entsetzlich sein. Ich möchte einfach so vor mich hin wursteln und mich nur um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Aber man hat mir nahegelegt, dass ich zerstörerisch sein müsste, sonst bekäme ich Ärger. Also wollte ich mir einen von den ruhigen Dämonenjobs suchen, aber die waren alle schon vergeben. Weißt du, es gibt einen Dämon, der dafür sorgt, dass sich das letzte Restchen Zahnpasta nicht aus der Tube quetschen lässt und keine andere Zahnpaste im ganzen Haus mehr zu finden ist. Sogar einen Dämon der Schüchternheit gibt es, jedenfalls soll es ihn geben. Niemand hat ihn je zu Gesicht bekommen, deshalb kann man über ihn nichts mit Bestimmtheit sagen. So einen Job hätte ich gerne.
    Mit der Zeit wurden einige andere Dämonen ärgerlich, weil ich mich immerzu in ihre Angelegenheiten einmischte, und deshalb wurde ich verbannt. Und damit war ich erledigt – bis ich wie aus heiterem Himmel hier aufgetaucht bin. Ich glaube, in dieser Welt könnte ich es zu etwas bringen. Hier gibt es so viele Möglichkeiten.«
    »Aber man hat es auch schwer auf dieser Welt«, sagte Samuel und es schwang etwas in seiner Stimme mit, dass Nurd ihn am liebsten gestreichelt hätte. Der Dämon

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