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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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nahm die Tüte mit Weingummis und bot Samuel einen an. Der suchte sich einen grünen aus.
    »Nimm dir auch noch einen«, sagte er zu Nurd.
    »Sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Nurd strahlte. Er probierte einen schwarzen. Er schmeckte ein bisschen ungewohnt, aber viel besser als alles, was er je zuvor gekostet hatte, mit Ausnahme des ersten Weingummis.
    »Sprich weiter«, forderte Nurd Samuel auf. »Du wolltest was sagen?«
    »Spielt keine Rolle«, antwortete Samuel.
    »Doch, tut es schon. Ich möchte es wissen. Wirklich.«
    Also erzählte ihm Samuel alles. Er erzählte von seiner Mutter und von seinem Vater und wie sein Vater sie verlassen hatte und dass vielleicht Samuel daran schuld war, vielleicht aber auch nicht. Er erzählte ihm, dass die ganze Welt nichts darauf gibt, was Kinder sagen, selbst dann nicht, wenn es wichtig ist. Er erzählte ihm von Boswell und dass er ganz alleine wäre, wenn er seinen kleinen Hund nicht hätte.
    Und Nurd, der niemals Vater oder Mutter gehabt hatte, der niemals jemanden geliebt und den selbst auch niemand geliebt hatte, staunte darüber, dass so wunderbare Gefühle auch anfällig machten für solchen Schmerz. Auf eine sehr sonderbare Weise beneidete er Samuel sogar darum. Er wollte sich auch um jemanden sorgen, so sehr, dass es wehtat.
    So verflog die Zeit für sie beide. Der Tag brach an und sie kamen sich näher, sie sprachen von Orten, die sie gesehen und nicht gesehen hatten, von ihren Hoffnungen und Ängsten. Der einzige Schatten, der ihre Unterhaltung trübte, war Samuels Bericht über die Vorgänge im Keller der Abernathys. Nurd hatte kein gutes Gefühl dabei, wenn er auch nicht ganz verstand, was da vor sich ging. Wie es schien, gab es noch andere Dämonen auf der Welt, Dämonen, die etwas vorhatten. Nun, auch Nurd hatte etwas vor, vorausgesetzt, er fand eine Möglichkeit, um für immer in der Welt der Menschen zu bleiben und nicht für den Rest seines Daseins schmerzvoll zwischen der einen und der anderen Dimension hin- und hersausen zu müssen.
    Plötzlich fingen Nurds Fingerspitzen an zu kribbeln.
    »Ich muss gehen«, sagte er bedauernd. Er lächelte, etwas, was so ungewohnt für ihn war, dass er anfangs seine Gesichtsmuskeln dazu zwingen musste. »Es war wirklich sehr nett, sich mit dir zu unterhalten. Wenn ich herausgefunden habe, wie man diese Welt regiert, werde ich dafür sorgen, dass es dir gut geht.«
    Nurd wollte gerade verschwinden, als Samuel ihm die Tüte mit den Weingummis in die Hand drückte, damit Nurd, wenn er wieder in die Ödnis zurückkehrte, etwas hatte, worüber er und Wermut sich freuen konnten.
    Nurd erschien wieder auf seinem Thron. Er schlug die Augen auf und sah, dass Wermut ihn ängstlich anstarrte.
    »Was ist mit Eurem Gesicht passiert, Meister?«, fragte Wermut.
    Nurd betastete seinen Mund.
    »Wermut«, sagte er dann, »mir scheint, ich lächle. Hier hast du einen Weingummi …«

Kapitel dreizehn
    in welchem Samuel beschließt, einen Experten für Dämonen und Hölle zurate zu ziehen, was ihm allerdings auch nicht weiterhilft
    R everend Ussher, der Pfarrer, und Mr Berkeley, der Kirchendiener, standen vor der Kirche des heiligen Timidus und verabschiedeten ihre Gemeinde, deren Mitglieder nach dem Gottesdienst an diesem schönen Sonntagmorgen in einer langen Schlange aus der Kirche strömten.
    Die Kirche war dem heiligen Timidus von Biddlecombe geweiht, einem sehr frommen Mann, der anno 1380 mit 38 Jahren verstarb. Sankt Timidus erwarb seinen Ruhm, als er sich im Jahre 1378 entschloss, sein Leben fortan in einer Höhle außerhalb von Biddlecombe zu verbringen, um nicht in Versuchung geführt zu werden, schlechte Dinge zu tun. Die Höhle war nicht sehr groß, und wenn die Menschen ihn aufsuchten, um ihm Speisen zu bringen, sah Timidus sie manchmal von Weitem kommen und manchmal hörte er auch, was sie sprachen. Aus diesem Grund beschloss er, neben der Höhle, in der er hauste, eine zweite Höhle auszuheben, sodass er beim besten Willen keine Gelegenheit mehr haben würde, etwas zu sehen oder zu hören, was ihn zur Sünde verführen könnte. (Es ist nicht völlig klar, welche Sünden Timidus meiden wollte, da er sich darüber nie geäußert hat, aber wahrscheinlich hatte es etwas mit Frauen zu tun, wie so oft in solchen Fällen.)
    Während Timidus die zweite Höhle aushob, verursachte er leider den Einsturz der ersten Höhle und wurde lebendig unter einem großen Haufen von Trümmern begraben. Man kam überein, Timidus heiligzusprechen, weil er

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