Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
auf Weihnachten, auf deinen Geburtstag oder den ersten Schnee im Winter. Eines Tages wird irgendein überaus kluges Kind eine Formel aufstellen, die das alles erklärt, und ein anderes, noch klügeres Kind wird amüsiert zuschauen und sich fragen, warum es sich deswegen so viel Mühe gemacht hat, wo doch jeder das Problem sowieso auf Anhieb versteht.
Das Gefühl, dass er sich bemühte wegzukommen und dennoch immer schneller voranstürzte, verursachte Nurd Kopfschmerzen. Zum Glück lenkten sie ihn ein bisschen von dem anderen Gefühl ab, jedes einzelne Atom seiner dämonischen Gestalt werde auf unzähligen winzigen Folterbänken gestreckt, die noch dazu mit vielen scharfen Nadeln gespickt waren. Dann war auch dieser Schmerz vorüber, ihm folgte das Gefühl, das eine Banane hat, wenn man sie schält, sie kurz aufrecht auf einen Tisch stellt und dann einen Felsbrocken auf sie fallen lässt.
Gerade als Nurd dachte, jetzt sei es aus mit ihm, waren alle Schmerzen verschwunden und er hatte wieder Boden unter den Füßen. Er hatte seine Augen fest geschlossen. Vorsichtig schlug er eines auf, dann ein weiteres, dann das dritte, das er für den Fall der Fälle hatte.
Er stand mitten auf einer Straße und um ihn herum brummten und ratterten Gegenstände aus Metall, die offensichtlich sehr schnell waren. Einer dieser Gegenstände, so fiel ihm auf, war schnittig, rot und hübsch.
Ich weiß zwar nicht, was es ist, dachte Nurd bei sich, aber so einen möchte ich auch.
Hinter sich hörte er ein Geräusch. Ein sehr lautes Geräusch, wie das Brüllen eines großen Tieres.
Nurd drehte sich gerade noch rechtzeitig um, ehe er von einer sehr großen Ausgabe dieser Metalldinger voll am Kopf getroffen wurde.
Samuel blickte angestrengt aus seinem Schlafzimmerfenster. Er hatte noch immer seinen Schlafanzug an und er dachte über das nach, was sich nachts ereignet hatte. Unter seinem Bett war es etwas glitschig gewesen, als er bei Morgengrauen darunter nachgesehen hatte, aber abgesehen davon war nirgends auch nur eine Spur von einem Dämon zu entdecken.
Er fragte sich gerade, ob der Dämon zurückkommen würde, obgleich er das Gegenteil beteuert hatte, als im selben Moment unten auf der Straße eine Gestalt mit großem Kopf und spitzen Ohren, die einen roten Umhang und große Stiefel trug, ganz kurz in einem blauen Lichtkegel auftauchte. Die Gestalt blickte sich um, ihre ganze Aufmerksamkeit wurde von einem vorbeifahrenden Auto gefangen genommen, und prompt wurde sie von einem Lastwagen überrollt. Noch einmal blitzte das blaue Licht auf, dann war die Gestalt verschwunden. Der Lkw -Fahrer hielt an, kletterte aus seinem Führerhaus, suchte nach einer Leiche und fuhr dann schnell davon.
Samuel überlegte, ob er seiner Mutter davon erzählen sollte, aber er beschloss, dass es wahrscheinlich klüger war, auch dies einfach auf die Liste derjenigen Dinge zu setzen, die ihm ohnehin niemand glaubte.
Oder erst dann, wenn es zu spät war.
Währenddessen saß Wermut in der Ödnis und starrte misstrauisch den Thron, das Zepter und die Krone an. Auch diesmal waren alle drei eine Versuchung für ihn, aber nach allem, was beim letzten Mal geschehen war, wollte er lieber nicht erwischt werden, wie er an den Sachen herumfummelte, falls oder besser gesagt wenn Nurd zurückkam. Man konnte über Nurd sagen, was man wollte (und Wermut hatte das meiste davon im Stillen auch schon gesagt), aber ganz dumm war er nicht. Es war seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass er, nachdem er sich nach seinem Verschwinden wieder rematerialisiert hatte, vor einem heruntergekommenen Dämon stand, der mit seinem Zepter herumwedelte und seine Krone auf dem Kopf trug. Kaum hatte sich Nurd von seinem Schrecken erholt, hatte er Wermut eine Extrakopfnuss für jedes einzelne dieser Vergehen verpasst und noch eine zwischen die Augen, für alle Fälle. Wermut würde also einfach abwarten, was geschah. Trotzdem konnte er seine Enttäuschung nicht verhehlen, als wenig später Nurd wieder auftauchte; diesmal sah er aus wie ein Insekt, das mit der größten Fliegenklatsche des Universums erschlagen worden war.
»Nun, wie ist es Euch diesmal ergangen, Meister?«, fragte Wermut.
»Genau genommen, nicht sonderlich gut«, antwortete Nurd.
Er war gerade dabei, in eine Ohnmacht zu fallen, als seine Finger und Zehen wieder zu prickeln begannen. »O nein«, stöhnte Nurd, der an so vielen Stellen Schmerzen hatte, dass er sich fragte, ob er irgendwie neue Körperteile hinzugewonnen
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