Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
hätte, nur damit sie ihm wehtun könnten. »Ich habe nur –«
Und schon war er wieder verschwunden.
Samuels Schlafzimmer war plötzlich von einem blauen Blitz erhellt, dem ein lauter Knall folgte, dann roch es überall nach angebrannten Eiern. Feuchter Nebel breitete sich im ganzen Zimmer aus. Samuel legte sich flach auf den Bauch, Boswell tat es ihm nach und dann lugten sie über die Bettkante.
Allmählich verzog sich der Nebel und eine grünliche Gestalt in einem roten Umhang kam zum Vorschein. Die Gestalt stand auf einem Bein und hielt sich schützend die Hände vor den Kopf, so als warte sie darauf, einen üblen Schlag abzubekommen. Als der Schlag ausblieb, spähte sie vorsichtig durch die Finger und atmete erleichtert auf.
»Na, das ist mal eine angenehme Abwechslung«, sagte das fremdartige Wesen und entspannte sich. Unglücklicherweise entschloss sich Boswell gerade in diesem Augenblick, seine Anwesenheit durch ein lautes Bellen kundzutun, was den Neuankömmling dazu bewog, auf einen Stuhl zu springen und sich die Arme schützend vors Gesicht zu halten.
»Was machst du da?«, fragte Samuel von seinem Bett aus.
»Ich ducke mich«, lautete die Antwort.
»Warum?«
»Weil ich jedes Mal, wenn ich in diese Welt versetzt werde, eins auf den Kopf kriege. Langsam wird es anstrengend.«
Samuel stand auf. Boswell, der merkte, dass die Gestalt auf dem Stuhl nicht halb so bedrohlich war, wie es den Anschein gehabt hatte, knurrte versuchsweise und war sehr erfreut, dass das grüne Wesen prompt zu zittern anfing.
»Hat dich gerade ein Lastwagen überfahren?«, fragte Samuel.
»Heißt das Ding so?«, fragte Nurd. »Ich hatte keine Zeit mehr, Höflichkeiten mit ihm auszutauschen, bevor es mich flachlegte. Verdammte Frechheit!«
»Was bist du denn?«
»Ich bin ein Dämon«, antwortete Nurd. »Ich bin Nurd, die Geißel der fünf Gottheiten.«
»Tatsächlich?«, fragte Samuel ungläubig. Die Kleider, die der Dämon anhatte, waren ziemlich schäbig, und Samuel bezweifelte, dass Dämonen auf Stühle sprangen, um sich vor kleinen Hunden in Sicherheit zu bringen. »Bist du sicher?«
»Nein, ich bin ein Kochtopf«, zischte Nurd unwirsch. »Natürlich bin ich ein Dämon.« Er hüstelte. »Sogar ein sehr bedeutender Dämon.«
Er blickte Samuel an, der eine Augenbraue hochzog.
»Ach, ich geb’s auf«, seufzte Nurd. »Nein, ich bin nicht bedeutend. Ich lebe in der Ödnis mit einer nervtötenden Wesenheit namens Wermut. Niemand mag mich und ich habe auch überhaupt keine Macht. Bist du jetzt zufrieden?«
»Ich denke ja«, antwortete Samuel. »Wer hat dich hierher geschickt?«
»Niemand hat mich geschickt. Mich hat es einfach … hierher gezogen. Und zwar auf sehr unangenehme Weise, wie ich hinzufügen darf.«
Nurd beäugte Boswell misstrauisch. »Und was ist das?«
»Das ist mein Hund. Er heißt Boswell. Und ich heiße Samuel.«
Boswell wedelte mit dem Schwanz, als er seinen Namen hörte, dann fiel ihm aber wieder ein, dass er ein böser Hund sein sollte, deshalb fletschte er die Zähne und knurrte noch mal.
»Er scheint sich nicht sehr zu freuen, mich zu sehen«, sagte Nurd. »Wäre auch erstaunlich. Niemand freut sich, mich zu sehen.«
»Na ja, du bist ziemlich unerwartet hier aufgetaucht, das musst du zugeben.«
Nurd zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid. War nicht meine Schuld. Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich jetzt aufhöre, mich zu ducken? Ich kriege allmählich einen Krampf.«
Samuel hatte eine gute Menschenkenntnis. Er konnte gute Menschen von schlechten Menschen unterscheiden, oft noch ehe er auch nur ein Wort mit ihnen gesprochen hatte. Obwohl seine Erfahrungen mit Dämonen eher beschränkt waren, sagte ihm eine innere Stimme, dass Nurd vielleicht nicht unbedingt einer von den ganz Guten war – das war ja auch nicht sein Job (»Gesucht: ein Dämon. Einstellungsvoraussetzungen: netter Bursche …«) –, aber wohl auch kein ganz übler Kerl. So wie die meisten Leute war auch er einfach nur … er selbst.
»In Ordnung«, sagte Samuel, dann fügte er noch schnell hinzu, denn das hatte er mal in einem Kriminalfilm gehört, »aber keine plötzlichen Bewegungen.«
»Und was, wenn ich plötzlich in eine andere Dimension katapultiert werde?«, fragte Nurd.
»Das ist was anderes.«
»Dann ist es ja gut.« Nurd setzte sich auf den Stuhl und sah sich im Zimmer um. »Nett hier.«
»Danke.«
»Hast du alles selbst dekoriert?«
»Das meiste davon hat mein Dad gemacht.«
»Oh.«
Eine Zeit
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