Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
er. »Da sind –«
»Nicht jetzt, Christopher«, unterbrach ihn Mrs Mayer. »Dort draußen trampeln Leute im Rosengarten deines Vaters herum.« Sie ging zum Fuß der Treppe und rief: »Barry! Ich rede mit dir.«
»Was ist denn los?«, ließ sich von oben eine gereizte Stimme vernehmen. »Ich bin gerade auf der Toilette.«
»Jemand ist in deinem Rosengarten.«
»Ich habe doch gesagt –«
»Das sind keine Leute, Mam«, redete Christopher dazwischen. »Das ist etwas anderes. Das ist die teuflische Bande.«
»Die was?«
»Die teuflische Bande .«
»Ach so.« Mrs Mayer ging zurück zur Küchentür. »Barry! Christopher sagt, dass die teuflische Bande in deinem Rosengarten ist. Sicher eine Band oder so etwas.«
»Was? In meinem Rosengarten?«
Sie hörten ein Schlurfen, dann rauschte die Toilettenspülung. Sekunden später erschien Mr Mayer oben auf der Treppe und zog sich den Gürtel seiner Hose zurecht.
»Hoffentlich hast du dir die Hände gewaschen«, sagte Mrs Mayer.
»Meine Hände gewaschen?«, sagte Mr Mayer. »Pass mal auf, was ich mit meinen Händen tun werde.«
Christophers Vater war ein stattlicher Mann, der in der Amateurliga geboxt hatte, bis er etwas zu oft zu Boden gegangen war. Jetzt arbeitete er bei der Telefongesellschaft. Christopher und seine Mutter waren einmal mit dem Auto an ihm vorbeigefahren, als er und ein anderer Mann, der beinahe ebenso stattlich gewesen war, zusammen Telefonmasten aus Holz aufgerichtet hatten, ganz allein, ohne irgendeine Maschine. Es war einer der erhebendsten Anblicke gewesen, die Christopher jemals gesehen hatte.
Doch auch wenn Mr Mayer es mit den meisten Menschen aufnehmen konnte und immer noch recht schnell mit seinen Fäusten war, bezweifelte Christopher dennoch, dass sich sein Vater darüber im Klaren war, welche Gefahr nun im Rosengarten lauerte.
»Dad«, sagte er, »ich denke, du solltest noch einen Moment lang warten.«
»Warten?«, schnaubte sein Vater. »Warten? Meine Rosen stehen auf dem Spiel, mein Sohn. Niemand, und ich meine damit wirklich niemand, macht sich ungestraft an meinen Rosen zu schaffen.«
»Genau das ist es ja«, sagte Christopher mit wachsender Verzweiflung. Hörte ihm denn gar niemand in seiner Familie zu? »Es ist nicht irgendjemand, es ist –«
Aber da war es schon zu spät. Sein Vater hatte bereits die Hintertür aufgerissen und war gerade im Begriff, jene Unglückseligen seine ganze Wut spüren zu lassen, die in das Allerheiligste seines kleinen Reiches eingedrungen waren. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen, sein Mund stand offen, aber kein Ton kam heraus. Stattdessen starrte er den ungeheuerlichen Dämon an, der keine zwei Meter von ihm entfernt stand. Er sah aus wie ein haariger schwarzer Yak, der es irgendwie schaffte, auf seinen Hinterbeinen zu stehen, und anstelle von Hufen gekrümmte Krallen hatte. Auch schien er im Laufe der Zeit zu der Überzeugung gekommen zu sein, dass es eindeutig weniger Spaß machte, Gras zu kauen, als etwas Fleischiges zu essen. Deshalb hatte er statt stumpfer Mahlzähne messerscharfe Reißzähne. Die Augen waren hellrot und aus seinen Nüstern quoll Rauch. Beim Anblick von Mr Mayer fletschte er die Zähne und knurrte.
»Also dann«, sagte Mr Mayer heiser, »nichts für ungut.«
Er schloss die Tür und sagte ganz leise: »Lauft!«
»Was sagst du, Barry?«, fragte Mrs Mayer, der ihr Mann die Sicht auf das, was sich jenseits der Tür befand, versperrt hatte und die deshalb immer noch der Meinung war, man müsse etwas gegen die Süßigkeitensammler in ihrem Garten hinter dem Haus unternehmen.
»Lauft«, sagte Mr Mayer nun etwas lauter, dann rief er: » LAUFT !«
Ein schwerer Körper schlug so heftig gegen die Hintertür, dass sie in ihren Angeln erbebte. Mr Mayer packte seine Frau mit der einen, seinen Sohn mit der anderen Hand und zerrte sie in die Diele, gerade in dem Augenblick, als die Tür aus den Angeln flog und auf den Küchenboden krachte. Mrs Mayer drehte sich um und kreischte, aber ihr Schrei wurde von einem lauten Gebrüll übertönt.
»Alles ist gut, meine Liebe«, sagte Mr Mayer und schlug die Küchentür zu, obwohl er selbst nicht überzeugt war, dass dies etwas helfen würde, angesichts dessen, was gerade mit der Hintertür passiert war. »Hab keine Angst.« Er wusste nicht, warum er seiner Frau sagte, sie solle keine Angst haben, denn es lag ja offenbar ein ganz ausgezeichneter Grund vor, große Angst zu haben, aber manchmal sagt man eben solche
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