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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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die bisherigen Ausflüge ihres Mannes in das Reich des Gartenbaus dachte, aber sie hielt den Mund und schlug ihm nicht vor, es statt der Rose mit einem Kaktus zu versuchen.
    Also hatte Mr Mayer jedes Buch über Rosenzucht erstanden, das ihm in die Hände fiel. Er konsultierte Fachleute und geisterte durch Gartencenter, und Mrs Mayer hegte des Öfteren den Verdacht, dass er dem kleinen Rosenstrauch mehr Sorge und Aufmerksamkeit schenke als seiner Frau und seinen Kindern.
    Und allmählich wuchs der Rosenstrauch und gedieh. Mrs Mayer konnte sich noch an den Morgen erinnern, als sie erwacht waren und sich die erste Knospe zaghaft an den Ästchen hervorgewagt hatte. Bald waren der einen Knospe weitere gefolgt, die sich zu einer leuchtend roten Blumenpracht entfaltet hatten. Es war das einzige Mal, dass Mrs Mayer ihren Mann weinen sah. Seine Augen leuchteten und zwei große salzige Tränen kullerten die Wangen herab. In diesem Augenblick hatte sie ihn mehr geliebt als je zuvor.
    Mit den Jahren hatten sie auch andere Sträucher in den Garten gepflanzt. Mr Mayer hatte damit begonnen, die Rosen zu kreuzen und gänzlich neue Sorten zu züchten. Jetzt kamen die Fachleute zu ihm, er bot ihnen große Tassen mit starkem Tee an und sie verbrachten bei jedem Wetter viele Stunden im Garten und betrachteten die Rosen. Mr Mayer war großzügig, sowohl was seine Ratschläge betraf wie auch mit den Blumen selbst. Selten verließ ein Besucher den Garten, ohne einen Trieb von einer der Rosen mitzunehmen. Und Mr Mayer sah ihnen dann nach in dem glücklichen Bewusstsein, dass die Brüder und Schwestern seiner Rosen bald in neuen, fremden Gärten gedeihen würden.
    Nur einen Strauch durfte niemand anrühren, und das war jener, der einst ganz allein in dem Garten gestanden hatte. Er war jetzt groß und kräftig und seine Blüten waren die schönsten und die leuchtendsten. Er war Mr Mayers Stolz und Freude. Am liebsten hätte er den Stock im Winter jede Nacht mit in sein Bett genommen, damit er es warm hatte, selbst auf die Gefahr hin, von den Dornen gepikst zu werden. So sehr liebte Mr Mayer seinen Rosenstrauch.
    Jetzt aber huschten Schatten zwischen den Beeten umher. Draußen war es nebelig, sodass Mrs Mayer ihre genaue Gestalt nicht erkennen konnte, aber sie sahen ziemlich groß aus. Teenager, die auf Süßes oder Saures aus waren, dachte sie bei sich. Junge Leute, die so taten, als seien sie Ungeheuer. Dumme Bande. Ihr Mann würde ihnen das Fell gerben.
    »Barry!«, rief sie. »Bar- iiiii !«
    O ja, er würde ihnen eine Lektion erteilen, so viel stand fest.
    Oben, an dem Schreibtisch vor seinem Zimmerfenster, bastelte Christopher, der Sohn der Mayers, ein Modellflugzeug zusammen. Genau gesagt tat er nur so, als baue er es zusammen. Ein Anruf seiner Schwester hatte ihn ein bisschen durcheinandergebracht. Er war ein wenig verworren gewesen, aber ein paar Worte hatte Christopher deutlich verstanden. Diese Worte waren »Ungeheuer«, »Hölle«, »teuflische Bande« und »warne Mam und Dad«.
    Natürlich hatte Christopher seinen Vater und seine Mutter nicht gewarnt. Er mochte zwar jünger sein als seine Schwester, aber er war ja nicht blöde. Wenn er seinem Vater etwas von Dämonen und Hölle vorquasselte, würde er Hausarrest bekommen oder zumindest eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Aber Maria schien das Ganze sehr ernst gemeint zu haben. Wenn es ein Scherz gewesen war, dann hatte sie sich jedenfalls die größte Mühe gegeben, ihren Bruder hereinzulegen.
    Er grübelte über all das nach und auch darüber, wie er zwei Hälften eines Flugzeugtanks, die er falsch zusammengeklebt hatte, wieder trennen könnte, als auch er die Gestalten im Rosengarten erblickte. Christopher sah sehr gut, und da sich der Nebel kurz gelichtet hatte, bekam er ein genaueres Bild der Wesen zu Gesicht, die gerade die geliebten Rosen seines Vaters zertrampelten, als seine Mutter. Das waren keine Kinder, die Süßigkeiten sammeln und Leute erschrecken wollten, es sei denn, diese Kinder hätten einen Weg gefunden, auf die Schnelle mehr als zwei Meter groß zu werden, sich riesenhafte Hörner wachsen zu lassen und es fertigzubringen, dass ihre Augen in einem tiefen, verstörenden Rot leuchteten.
    »O verdammt«, sagte er laut. Maria hatte nicht gelogen. Maria log nie.
    Es war die teuflische Bande. Die Dämonen waren tatsächlich gekommen.
    »Bar- iiiiiiiiiii !«, rief Mrs Mayer soeben zum dritten Mal, als ihr Sohn in die Küche platzte.
    »Mam!«, sagte

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