Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates
bewegte sich nicht.
»Ach herrje«, sagte er wieder.
»Ich will’s lieber gar nicht hören«, murmelte der Küster.
»Ich denke aber, dass Sie es erfahren sollten«, erwiderte der Pfarrer.
»Dann sagen Sie es.«
»Das Fenster geht nicht zu.«
Unter ihm stellten sich die Toten nicht zu einer, nein, zu zwei neuen Pyramiden auf. Sie waren im Begriff, von beiden Seiten gleichzeitig anzugreifen. Zu allem Überfluss ertönte in der Abstellkammer ein lautes Krachen. Und dann hörte man ein einziges Wort.
Das Wort war: »Frei!«
»Ach herrje«, seufzten der Pfarrer und der Küster wie aus einem Munde.
Doch gerade als die beiden Skelettpyramiden vor der Kirchenwand standen, schoss plötzlich ein Polizeiauto um die Ecke, raste direkt in sie hinein und verwandelte zwölf ziemlich erfinderische Tote in einen Haufen faulender Glieder und zerborstener Knochen. Das Auto kam schlingernd vor dem Skeletthaufen zum Stehen und Sergeant Rowans Stimme dröhnte über den Friedhof.
»Okay, ihr Totenbande«, rief er. »Hier spricht die Polizei. Wir geben euch genau fünf Sekunden, um wieder dorthin zu verschwinden, woher ihr gekommen seid, sonst gibt’s Ärger.«
Die Toten bewegten sich nicht von der Stelle. Fairerweise muss man dazusagen, dass sie nicht mehr besonders gut hörten. Darüber hinaus hatte keiner von ihnen je zuvor einen Streifenwagen gesehen oder überhaupt nur etwas auf vier Rädern, was nicht von Pferden oder Ochsen gezogen wurde.
»Wie ihr wollt«, sagte Sergeant Rowan. »Aber sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt.«
Constable Peel trat das Gaspedal durch, dann nahm er den Fuß von der Bremse. Er hatte die Nase voll von der Hölle und ihren Dämonen. Er hatte die Nase voll, dass sein Auto nach Kacke roch. Jetzt würde er es ihnen heimzahlen.
Schon schoss das Auto auf die Reihen der Toten zu. Zwar wussten diese nicht allzu viel von motorisierten Fahrzeugen, aber sie hatten ja gesehen, was mit dem Häuflein Kameraden passiert war, das dieses große weiße Ding auf Rädern gerammt hatte, und sie wollten nicht, dass ihnen das Gleiche widerfuhr. Als Tote kamen sie allerdings nicht sehr schnell vom Fleck. Im Gegenteil, sie waren schon froh, sich überhaupt bewegen zu können. So wurde der Pfarrer Zeuge, wie ein Polizeiauto auf dem Friedhof Skelette jagte, von denen keines in der Lage war, ihm rechtzeitig auszuweichen. Der Pfarrer verfolgte das Spektakel, bis Mr Berkeley ihn darauf aufmerksam machte, dass der Ärger gerade erst richtig anfing.
»Ähm, Herr Pfarrer«, sagte Mr Berkeley, als im selben Moment jemand mit solcher Wucht gegen die Tür der Abstellkammer trat, dass sie in der Mitte auseinanderbrach, die zwei Hälften über den Kirchenboden schlitterten und an der gegenüberliegenden Wand liegen blieben.
Ein Schatten verdunkelte den Türrahmen und aus dem Schatten trat die Gestalt von Bischof Bernard in die Kirche.
Bischof Bernard der Böse war niemals ein hübscher Mann gewesen, er war, um ehrlich zu sein, hässlicher als die Warze auf einem Krötenhintern. Die Jahrhunderte, die er unter der Kirche begraben war, hatten nicht dazu beigetragen, sein Aussehen zu verschönern. Seine Haut war schmutzig braun wie altes Leder. Seine Nase hatte er verloren, an ihrer Stelle war ein Loch zurückgeblieben, und seine Augenhöhlen waren leer, obwohl jetzt ein kaltes blaues Licht aus ihnen leuchtete. Er hatte noch erstaunlich viele Zähne, die lang und gelblich waren, und, wie Hochwürden Ussher bemerkte, ein wenig spitzer, als sie hätten sein sollen, denn Bischof Bernard hatte geraume Zeit unter der Steinplatte damit verbracht, sie mit einer Feile zu bearbeiten. In seiner runzligen Hand trug er einen langen Stab: seinen Bischofsstab, den man ihm mit ins Grab gelegt hatte. Er hatte auch noch die Reste seines Bischofsgewandes an und auf seinem Kopf saß die Mitra. Sie war ein bisschen ausgebeult und die vordere Hälfte baumelte herab wie eine Zunge, aber es war eindeutig eine Mitra.
In einem ähnlich bedauernswerten Zustand befand sich Bischof Bernard selbst, der nun dem Küster aus leeren Augenhöhlen nachblickte, als der versuchte, sich hinter den Kirchenbänken zu verstecken.
»Er kann ja sehen!«, rief der Kirchendiener. »Wie ist das möglich? Er hat doch keine Augen. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
Über ihm presste sich Hochwürden Ussher dicht an die Wand, um vom Bischof nicht entdeckt zu werden. Er legte einen Finger an die Lippen.
»Na großartig«, murmelte Mr Berkeley vor sich hin.
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