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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Toten viel cleverer waren, als man es von Skeletten, deren Gehirne schon seit Jahrhunderten matschig und verrottet waren, gemeinhin erwartet hätte.
    Die hochgelegenen Kirchenfenster waren ohne Stehleiter nur schwer zu erreichen, aber ein paar der Toten hatten kurzerhand eine Skelettpyramide gebildet, bei der drei Skelette zwei weitere stützten, auf denen wiederum ein Skelett stand, das mit einem sich heftig wehrenden Wasserspeier das Fensterglas einschlug. Zwei kleinere Scheiben waren bereits geborsten und durch ein Loch hindurch sah Pfarrer Ussher einen Mund, der ihn angrinste und in dem nur noch ein paar abgebrochene schwarze Zähne saßen, was ein bezeichnendes Licht auf die Zahnpflege früherer Zeiten warf.
    Zur gleichen Zeit hämmerten immer mehr Tote gegen die Vordertür der Kirche und auch gegen die Hintertür zur Sakristei, von wo aus der Kirchendiener die Polizei angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, was hier alles vor sich ging. Der Kirchendiener hatte den Eindruck gehabt, dass der Polizist, der seinen Anruf entgegennahm, weit weniger erstaunt gewesen war, als man unter diesen Umständen hätte vermuten können. Tatsächlich klang er so, als wäre die Auferstehung der Toten sein geringstes Problem.
    Der Pfarrer und der Küster hatten vorsichtshalber die Türen mit Stühlen und Kirchenbänken verrammelt, um die Leichen zumindest etwas aufzuhalten, sollten sie eindringen. Vom Grab Bischof Bernards des Bösen drangen beunruhigende Geräusche herauf, obwohl sie dort alles, was an Möbeln und Statuen in dem kleinen Raum verfügbar gewesen war, zu einem hohen Haufen aufgetürmt hatten. Zwischen lautem Klopfen und Lachen hörten sie auch etwas, was klang wie »Lasst mich frei«, und gelegentlich einen Fluch.
    »Bischof Bernard scheint äußerst erzürnt zu sein«, sagte Pfarrer Ussher, als der Küster von seinem Inspektionsgang in die Gerümpelkammer zurückkam. »Ich hoffe, Sie haben nicht wieder versucht, mit ihm zu streiten. Und für einen Bischof flucht er ziemlich viel.«
    »Er sollte überhaupt nicht sprechen«, erwiderte Mr Berkeley. »Kalkstein hin oder her, er ist ein Leichnam.«
    »Mr Berkeley«, erwiderte der Pfarrer geduldig, »falls es Ihnen entgangen sein sollte: Die Toten sind auferstanden, auf dem Rasen vor der Kirche tanzen Wasserspeier und ein steinerner Mönch hat uns beschimpft. Unter diesen Umständen sind Bischof Bernards Kommunikationskünste nicht weiter bemerkenswert.«
    »Da haben Sie sicher recht«, stimmte der Küster zu. »Aber wir müssen etwas gegen die Skelette unternehmen. Wenn wir nicht aufpassen, dann haben wir sie gleich alle am Hals.«
    Der Pfarrer nahm einen Messingleuchter und ging damit zur Kirchenmauer. »Helfen Sie mir«, bat er. Der Küster bückte sich, verschränkte die Hände und hievte mit einiger Anstrengung den Pfarrer bis dicht unter das Fensterbrett, zu dem sich der Geistliche dann mühsam hochzog. Jetzt waren schon vier Scheiben geborsten und die Toten hatten zudem die Bleifassungen zerbrochen und ein Loch ins Mauerwerk gerissen. Während Pfarrer Ussher noch versuchte, das Gleichgewicht zu halten, griff von draußen eine knochige Hand nach seinem Hosenbein.
    »Finger weg«, rief er und schlug mit dem Leuchter nach der Knochenhand. Sie zersplitterte und die Knochenteile flogen in alle Richtungen. Schnell zog sich der amputierte Arm wieder zurück.
    Durch das bunte Glas hindurch sah Pfarrer Ussher, wie die Skelettpyramide hin und her schwankte. Er wartete, bis sie wieder in Reichweite war und das oberste Skelett die Hand nach dem Glasfenster ausstreckte. Da öffnete der Pfarrer von innen die untere Fensterhälfte, versetzte dem Skelett einen Stoß und brachte die Pyramide aus der Balance. Die drei obersten Skelette stürzten hinunter und brachen sich alle möglichen Knochen, als sie auf dem Boden aufschlugen. Pfarrer Ussher jauchzte triumphierend, aber seine Freude war nur von kurzer Dauer. Dutzende mehr oder weniger verweste Leichen blickten abwechselnd vom Pfarrer zu den zerschmetterten Skeletten und wieder zurück. Schädel ohne jeden Fetzen Fleisch haben es schwer, wütend dreinzuschauen, aber irgendwie schafften sie es, wirklich sehr, sehr wütend zu blicken.
    »Ach herrje.«
    »Was ist los?«, fragte von unten der Küster.
    »Ich fürchte, wir haben sie verärgert.«
    »Sie waren sowieso nicht gerade bester Laune. Gut gemacht, Herr Pfarrer!«
    Eilig wollte Hochwürden Ussher das Fenster wieder schließen, aber jetzt klemmte es. Er zog und zerrte, aber es

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