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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ihnen bloß erzählen? Eine Eingebung, bitte! Sie warf ihrer Tochter einen raschen Blick zu und presste den Zeigefinger auf die Lippen. Wenn die Kleine jetzt herausposaunte, dass sie gar niemand erwarteten, konnte sie ihr blaues Wunder erleben. Zum Glück war Feli ziemlich clever. Und kapierte sofort, was Sache war.
    Â»Geheimnis«, murmelte sie und senkte die dunklen Wimpern. »Darf man nicht verraten.«
    Â»Auch der lieben Moma nicht?«
    Â»Auch der lieben Moma nicht.«
    Linda benutzte Margas Verblüffung, um sie weiter in die Wohnung zu schleusen. Noch protestierte ihre Schwiegermutter, aber schon begann die unbezähmbare Neugierde Oberhand zu gewinnen, die ihren Charakter auszeichnete. Sie stellte den Korb mit den hessischen Köstlichkeiten in der Küche ab und machte sich daran, die restlichen Zimmer zu inspizieren. Feli lief voran und führte voller Stolz die neuarrangierte Einrichtung vor. Hugo nutzte die kurze Atempause, um Linda unauffällig einen braunen, prall gefüllten Umschlag zuzustecken.
    Â»Nimm es!«, sagte er, als sie protestieren wollte. »Und schließ es schnell weg, bevor Marga etwas davon mitbekommt!« Keine Ahnung, wie er es anstellte, das Schwarzgeld an den stets wachsamen Augen seiner besseren Hälfte vorbeizuschleusen, aber er schaffte es. Mit ähnlichen Spontanspenden hatte er Linda in den vergangenen Jahren immer wieder über die Runden geholfen. Denn das Gehalt, das sie bei Foto-Becker bekommen hatte, war kaum der Rede wert gewesen. »Ich denke, ihr werdet es brauchen. Oder hast du etwa schon Arbeit …«
    Hatte sie natürlich noch nicht. Kein Kindergartenplatz für Feli – daher natürlich auch kein Job. Obwohl es da etwas gab, was nicht uninteressant klang. Unten, beim Italiener gleich an der Ecke, halb In-Kneipe, halb Speiselokal mit einer Menge Stehtischen, suchten sie eine Aushilfe für abends. Es würde ihr Spaß machen, in der Küche mitzuhelfen, und gegen Bedienen hatte sie ebenfalls nichts einzuwenden. Aber was sollte sie dann mit der Kleinen anstellen? Außerdem war eine Tätigkeit im Gaststättengewerbe mit Sicherheit nichts, was Hugos Billigung finden würde. Von Margas ganz zu schweigen! »Nein, ich bin noch am Suchen«, erwiderte Linda in der Hoffnung, halbwegs überzeugend zu klingen. »Aber ich finde bestimmt bald etwas. Kann doch in einer Stadt wie München kein wirkliches Problem sein.«
    Â»Gar nicht so übel bei euch«, bemerkte Marga spitz. Ihr Rundgang schien beendet. Zumindest fürs erste. Linda glaubte ihr kein Wort. Zu den vielen Dingen, die Michas Mutter partout nicht leiden konnte, gehörten auch sparsam möblierte Räume, vor allem jedoch blanke Parkettböden ohne Teppiche. Und hier gab es reichlich von beidem. »Wenn man diese Studentenbuden mag. Na ja, du musst ja wissen, wie du wohnen willst. Und wo. So viele Treppen – für meine Beine wäre das auf Dauer nichts. Heizen lässt es sich ja anscheinend wenigstens.« Was für eine Bemerkung angesichts eines Sommertages mit fünfundzwanzig Grad im Schatten und einer frisch renovierten Wohnung voll Charme und Flair! Aber Moma war mit ihrem vernichtenden Sermon noch längst nicht zu Ende.
    Â»Ich will nur hoffen, das Kind rutscht beim Toben auf dem glatten Boden nicht aus und schlägt sich die Schienbeine auf!« Besorgt tätschelte sie Felis Kopf. Die duckte sich und machte, dass sie wegkam. »Außerdem sieht sie ziemlich blass aus. Findest du nicht auch, Hugo? Sie leuchtet ja förmlich!«
    Er murmelte etwas Unverständliches, während Linda immer mürrischer wurde. Trotzdem hätte sie sich beinahe schon wieder in das Unvermeidliche gefügt, als sie sich doch noch im letzten Augenblick anders besann. Zum Teufel, das hier war ihre Wohnung – und die beiden nichts als unangemeldete Eindringlinge!
    Â»Hör zu, Marga!«, sagte sie möglichst forsch. »Ich habe leider nicht besonders viel Zeit. Aber die nächsten beiden Stunden wollen wir uns doch trotzdem so gemütlich wie möglich gestalten, ja? Wieso gehst du nicht mit Feli einen Sprung auf den Spielplatz, dann kriegt sie ihren Sauerstoff, und du kannst dich bei der Gelegenheit gleich mal in der Gegend umschauen? Hugo hat inzwischen Zeit, nach der langen Fahrt ein bisschen die Füße hochzulegen. Anschließend trinken wir zusammen Kaffee – und dann müssen wir euch

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