Das Prachtstück
AuÃerdem ist ab sofort Schluss mit diesem bescheuerten Einigeln, versprochen, Linda? Eine junge, gutaussehende Frau wie du braucht doch ein spannendes Liebesleben! Und jede Menge Freunde und Freundinnen! Lass uns mal generalstabsmäÃig vorgehen: Wen alles kennst du hier in München?«
Ihre Liste war sehr kurz: Robert Häusler, den Makler, der, wenn sie einigermaÃen Glück hatte, noch immer auf das längst versprochene Pastafest wartete, und eine Journalistin, die sie vor ein paar Jahren anlässlich einer Reportage über junge Witwen kennengelernt hatte. Der Name fiel ihr ziemlich schnell wieder ein. Sofie März, eine lustige, sehr attraktive Rothaarige. Ungefähr gleichaltrig, wenn sie sich nicht sehr täuschte. Damals jedenfalls waren sie sich auf Anhieb sympathisch gewesen.
»Nicht schlecht!« Aki schien nicht unzufrieden. »Im Moment wohl mehr Quali- als Quantität. Aber doch immerhin schon mal ein Anfang, oder?«
Sie rief den Makler und die Journalistin wie versprochen an, sobald sie sich wieder oben in ihrer Wohnung befand und Feli friedlich im Himmelbett weiterschlummerte. Sofie März war nicht zu Hause. Nach kurzer Ãberwindung vertraute Linda eine kurze Nachricht dem schnodderig besprochenen Anrufbeantworter an. Mal sehen, ob sie sich überhaupt noch an sie erinnerte! Dann trank sie einen Schluck Wasser. Und atmete tief durch. Mehrmals.
SchlieÃlich griff sie beherzt zum Hörer und lud Robbie, wie ihre Tochter ihn vom allerersten Tag an hartnäckig tituliert hatte, für Freitag nächster Woche zum Abendessen ein.
6
Diesmal hatte er sie in eine Wohnung gebracht, die eine Art Beduinenzelt war. Allerdings was für eines! Alles ausgeschlagen mit weichen, orientalischen Stoffen, manche seidig schimmernd, andere samtweich oder mit Goldfäden durchzogen. Es duftete nach Sandelholz und Patschuli, Rosenblätter lagen auf den dicken Teppichen, die jedes Geräusch verschluckten und die Welt drauÃen aussperrten. AuÃerdem sah Fabian in seinen legeren, schwarzen Gewändern aus wie der Prinz aus dem Märchenland höchstpersönlich. Er küsste sie zur BegrüÃung und entkleidete sie langsam. Dann massierte er ihren Körper, salbte ihn mit Ãl und behängte ihn mit Perlenschnüren. SchlieÃlich drapierte er reife Trauben auf ihre heiÃen, gelösten GliedmaÃen. Und naschte davon wie ein verschmitzter Faun.
Er hatte eine Pfauenfeder bereitgelegt, um sie in ihre Liebesspiele einzubeziehen, und wilde Kameltreibermusik aufgelegt, die sie in imaginäre Regionen unter fernen Wüstensternen entführte. Sie blieben die ganze Nacht zusammen, genossen ihre Umarmungen, den Geruch nach Schweià und Liebe, das Gefühl von Haut an Haut. Erst beim Morgengrauen schlüpfte Sofie mit leiser Wehmut wieder in ihre Alltagskleider und kehrte nach Hause zurück. Gerade noch rechtzeitig, bevor Hannes aus der Klinik kam. Sofern er nicht nach einer kurzen Pause gleich dort weiterarbeitete.
Es war verrückt, was sie gemeinsam trieben, und sie wussten es beide. Kein Wunder, dass sie kaum noch schlief und so gut wie keinen Appetit mehr hatte. Dass sie das Telefon nicht aus den Augen lieÃ, um Fabians atemlose Anrufe keinesfalls zu verpassen. Dass sie auch im Job fahrig und unkonzentriert geworden war und vorgestern nicht zum ersten mal nur um Haaresbreite Pilles vernichtendem Anschiss entgangen war.
Noch immer hatte sie Hannes kein Wort über diese Affäre gebeichtet, die ihr Leben auf so wundervolle Weise ins Chaos treiben lieÃ. Sie wusste selbst nicht, weshalb. Irgendetwas, das sie nicht benennen konnte, hinderte sie daran. Womöglich lag es sogar an ihm selbst. Denn Hannes schien erstaunlicherweise die seltsamen Veränderungen, die sich mit und in Sofie vollzogen, nicht zu bemerken. Er verhielt sich ihr gegenüber nach wie vor heiter-indifferent, war zerstreut wie eh und je und brachte eher noch mehr Zeit in der Klinik oder über seinen Forschungen zu.
Was Sofie wiederum sehr entgegenkam.
Denn seltsamerweise hatte sie ihrerseits plötzlich kein Bedürfnis mehr, sich von ihm zu trennen. Ganz im Gegenteil. Der fiebrige, schwindelerregende Liebesrausch, in den sie die Begegnung mit Fabian versetzt hatte, verlangte geradezu nach einem braven, bürgerlichen Pendant. Jetzt tat er ihr richtig gut, ihr langweiliger, einfallsloser Hannes, dessen Arbeitswut und mangelnder Lebenshunger sie noch vor kurzem
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