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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Abende die Woche. Und gut bezahlt dazu.
    Â»Danke«, sagte Linda und freute sich, »würde ich wirklich liebend gern annehmen. Genau so etwas habe ich mir vorgestellt. Aber was mache ich dann mit Feli?«
    Â»Wo ist problema? Du nimmst eine nette ragazza zum Aufpassen. Aus buona famiglia naturalmente für deine bambina. Finito! Wann du kannst kommen jede Tag?«
    Das Problem bestand durchaus weiter. Aber wie sollte Linda ihr das erklären? Feli und sie waren noch nie lange voneinander getrennt gewesen. Es fiel ihr schon
    jetzt schwer, sie bei Bruno und Aki abzuliefern, obwohl Feli die »Twistabende bei Bruno und Aki«, wie sie sich ausdrückte, sehr genoss. Aber sie wachte nachts wieder häufiger auf, weinte, klammerte sich an Linda und behauptete, sie sei soeben nicht mehr dagewesen.
    Â»Wir warten noch ein bisschen damit, was meinst du?«, erwiderte Linda schließlich taktisch geschickt, weil auf Graziellas Stirn schon wieder erste bedrohliche Gewitterfalten erschienen. »Schließlich wird meine Kleine ja von Tag zu Tag größer.«
    Die Chefin brummte unwillig und ging zurück an ihren Herd. Das optimale Terrain für sie, um sich nach Herzenslust auszuagieren. Bald darauf brodelten die Pastatöpfe wilder, als eigentlich notwendig. Linda wischte sich den Schweiß von der Stirn und äugte auf die Uhr. Heute hatte sie die Schicht mit der blassen, blonden Rosi getauscht, die aus Landshut stammte und sonst tagsüber aushalf. Sie konnte nur hoffen, dass das schon jetzt betrunkene Pärchen am Tresen, das einen Grappa nach dem anderen kippte und entschlossen schien, die Dessertkarte rauf und runter zu essen, endlich einen anderen Ort aufsuchen würde, um sich weiter anzuschmachten. Denn bis zur Ankunft von Lindas Besuch blieb nicht mehr allzuviel Zeit.
    Eine Stunde später war es endlich soweit. Graziella, die einen sechsten Sinn für alle drohenden Abweichungen besaß, hatte sie in letzter Minute noch dazu verdonnert, den frischen Nudelteig für die Abendkarte auszurollen und die Ravioli mit Kürbis oder wahlweise Wild zu füllen. Mehlüberstäubt und mit reichlich Zutaten für ihre eigene Menüzusammenstellung ausgerüstet, kam sie endlich zu Hause an. Die Wohnung war ruhig, beinahe schon beängstigend still. Was Linda für die nächste Stunde mit mäßig schlechtem Gewissen genoss. Sie ließ sich ein Bad ein, wusch die Haare, während fröhliche Rossini-Ouvertüren trillerten, legte eine Maske auf. Enthaarte Achseln und Beine, was schon lange dringend anstand, und pfiff dabei laut vor sich hin.
    Schließlich versuchte sie es mit einem Make-up, wie Sofie es ihr neulich geraten hatte: beige Grundierung, viel grauer Puder um die Augen, dunkelgrüner Lidstrich, ein kräftiges Rouge und pinkfarbener Lippenstift. Interessant sah sie damit aus. Das schon. Musste sie zugeben. Aber fremd.
    Unheimlich fremd geradezu.
    Plötzlich kam ihr zu Bewusstsein, was sie eben getan hatte. Sich derart aufzutakeln, nur weil sie einen flüchtigen Bekannten zum Essen eingeladen hatte?
    Sie war tatsächlich vollkommen aus der Übung!
    Mit einem nassen Waschlappen wischte sie alles energisch wieder ab und begnügte sich wie sonst auch mit Wimperntusche und Lippenrot. Jetzt war ihre Haut vom vielen Reiben ganz fleckig geworden, und ihre Augen sahen aus, als ob sie gerade einen Heulkrampf hinter sich gebracht hätte. Auch schon egal, dachte sie in einer trotzigen Aufwallung und zog bewusst das grüne Leinenkleid mit dem kleinen Fleck auf dem rechten Busen an, der trotz aller Anstrengungen nicht mehr rausgehen wollte, wahrscheinlich kommt er ohnehin nur wegen dem Kind.
    Immer noch leicht unwillig, stapfte sie zu Bruno hinunter und läutete. Feli flog ihr entgegen, gefolgt von Twister, der inzwischen schon regelrechte Schoßhündchenqualitäten entwickelt hatte.
    Â»Wir waren im Zoo, Aki und ich«, plapperte sie vergnügt. »Zweimal Eis hab’ ich gekriegt. Und auf dem Elefanten durfte ich auch reiten, dem allerallergrößten! Aki hat Fotos gemacht. Damit ich mich später daran erinnern kann, hat er gesagt.«
    Â»Auf diese Weise bin ich wenigstens dazu gekommen, in Ruhe an meinem Artikel weiterzuarbeiten.« Charmant und aufmerksam wie immer, wollte Bruno sie auf einen Kaffee hereinbitten, aber Linda lehnte entschieden ab.
    Â»Ich hoffe nur, sie geht euch nicht zu sehr auf den Wecker. Das würdest du mir

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