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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sagen, oder?«
    Â»Würde ich. Kannst dich drauf verlassen! Aber das tut sie nicht. Deine Feli ist ein so nettes Kind, wirklich, Linda. Wir haben eine Menge Spaß mit ihr. Außerdem gibt es ja noch Aki, oder? Ist gar nicht schlecht, wenn so attraktive Männer wie er sinnvoll beschäftigt sind. Sonst kommen sie nur auf dumme Ideen. Und wer hat dann wieder das Nachsehen? Ich natürlich!« Bruno war Kunsthistoriker und arbeitete für eine Reihe inländischer und ausländischer Zeitschriften. Außerdem betrieb er zusammen mit seinem Freund einen Handel mit exklusiven Jugendstilmöbeln, um den sich weitgehend allerdings er kümmern musste, denn Aki war Lebenskünstler. Aus tiefster, innerster Überzeugung. Durch und durch. Dazu gehörte auch, dass er sich von nichts und niemandem einengen lassen konnte. Was gelegentlich, wie Bruno bisweilen schon angedeutet hatte, nicht ganz unproblematisch für die Beziehung war.
    Er fasste sie genauer ins Auge. »Hast du geheult? Du siehst so schräg aus, Linda! Was is ’n los mit dir, Mädchen? Plötzlicher Anfall von Weltschmerz?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf.
    Aber er ließ nicht locker. »Sag mal, ist heute nicht überhaupt der berühmte Tag X?«
    Verdammt – er hatte ein Gedächtnis wie Felis Zooelefanten alle zusammen! Plötzlich wurde Linda ganz mulmig zumute. Am liebsten hätte sie in letzter Sekunde noch abgesagt.
    Â»Robbie kommt zum Essen!«, krähte Feli, die gerade versucht hatte, Twister eines von ihren Puppenhäubchen überzuziehen. Eine Aktion, die alles andere als seinen Beifall fand. Er hatte sich unter den Schrank verkrochen und war trotz allem Locken und Flöten nicht dazu zu bewegen, wieder herauszukommen. Sie lag bäuchlings davor und versuchte vergeblich ihr Glück mit einem Kleiderbügel. »Und es gibt Nudeln!«
    Jetzt blieb Linda nichts anderes übrig, als zu nicken. »Ja, ich habe diesen Häusler eingeladen. Sollte ich doch!«
    Â»Na, dann wünsche ich viel Vergnügen!« Bruno schmunzelte. »Und einen detaillierten Abschlussbericht, wenn ich bitten darf! Du weißt, wie neugierig Aki ist.« Sein Lächeln wurde breiter. »Von meiner Wenigkeit ganz zu schweigen.«
    Natürlich wurde sie zuletzt sehr nervös. Der Tisch war gedeckt, Kerzen standen bereit, der Wein war gekühlt. Aber das Salatdressing erschien ihr zu salzig, und die Gamberoni, die sie zu der frischen Safranpasta reichen wollte, stammten trotz aller Beteuerungen der Fischhändlerin eben doch eindeutig aus der Tiefkühltruhe.
    Feli schien ihre innere Anspannung zu spüren und verstärkte sie, indem sie unablässig um ihre Mutter herumstrich. Was diese noch nervöser machte. Linda hatte sie ein paar Mal halbwegs ruhig verwarnt. Jedoch ohne Erfolg. Streit lag in der Luft, und sie spürte genau, dass ihre Nerven gefährlich gereizt waren.
    Ja, sie war wütend. Vor allem über sich selbst. Was musste sie sich auch einen wildfremden Kerl einladen, der nichts als Stress verursachte, anstatt sich einen gemütlichen Abend mit ihrem Kind zu machen? Sie hätten Märchenkassetten hören können, zusammen baden und sich dann gemeinsam im Himmelbett einkuscheln. Stattdessen stand sie jetzt aufgelöst am Herd und versuchte, sich als begnadete Köchin aufzuspielen.
    Sie rieb sich den Nacken trocken, atmete tief durch und versuchte, ihre Gelassenheit wiederzufinden. Sofie, die eben zuvor am Telefon gewesen war, hatte wirklich recht: kein Grund, sich derartig aufzuführen, nur weil ein Mann in ihre Wohnung kam. Sie würden zusammen essen, miteinander reden, und wenn alles schieflief, war er nach gut zwei Stunden wieder aus der Tür. Schlimmstenfalls würde sie nie wieder etwas von ihm hören. Bedauerlich, sicher, aber auch eine Tatsache, mit der sie ohne weiteres leben könnte.
    Die Freundin hatte bedrückt geklungen, wollte aber nicht so recht mit der Sprache heraus. Mit sanftem Druck war es Linda schließlich doch gelungen, den Grund zu erfahren: Fabian hatte abgesagt. Zum ersten Mal. Und so ziemlich in letzter Minute.
    Â»Klar kann das vorkommen«, sagte Sofie und versuchte, lakonisch und weltoffen zu klingen. Ihr Ton allerdings verriet, wie ihr eigentlich zumute war. »Das weiß ich auch. Aber irgendwie tut es trotzdem weh. Und es ändert alles. Alles , Linda! Den ganz besonderen Kick, das Außergewöhnliche,

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