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Das Prinzip Selbstverantwortung

Titel: Das Prinzip Selbstverantwortung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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eine Dienstleistung ist, entscheidet ausschließlich der Käufer. Es gibt keine objektiven Wertmaßstäbe für eine Ware. Immer wieder ist zu beobachten, dass irgendwelche Stabsabteilungen Leistungen zur Verfügung stellen, für die sich in der Linie niemand interessiert. Es gibt daher auch keine extrinsische (von außen kommende) Motivation. Jede Motivation ist intrinsisch (von innen kommend), denn sie entspricht einer inneren individuellen Wertzuschreibung dessen, was zu tun oder zu lassen ist.
    Das Reich der Freiheit
    Organisation ist also ein Ereignis, das in den Köpfen der Beteiligten stattfindet. Und sonst nirgendwo.
    Der Mensch ist auch in dieser Hinsicht nicht Eindrucksempfänger, sondern Ausdrucksschöpfer. Damit liegt der Akzent auf Eigentätigkeit statt auf Außensteuerung und bloßem Reagieren: »Das Wesen der Wahrheit enthüllt sich als Freiheit« (Martin Heidegger). Die Außenwelt im Unternehmen hält alle – wirklich
alle
|102| – Möglichkeiten offen, und es ist keineswegs so, dass sie Sie zwingt, sie so zu erleben, wie Sie sie erleben.
Sie sind voll verantwortlich
für Ihre Antwort.
    Und wie Sie antworten, hängt ab von Ihrer inneren Einstellung. Wie oft gelingt z. B. einem Mitarbeiter eine Wahrnehmung nicht, die einem Kollegen fast selbstverständlich erscheint. Oder bei Konflikten: Viele stellen sich aus ihren Phantasien über die Motive des anderen eine »Speisekarte: Konflikt« zusammen. Das Motto: »Der andere hat was gegen mich.« Dann essen sie die Speisekarte statt der Speise, beschweren sich anschließend über den schlechten Geschmack und fühlen sich in dem Verdacht bestätigt, man wolle sie vergiften. Das Drama ist immer das Drama im Kopf.
    Wenn Sie Ihre Unzufriedenheit am Unternehmen festmachen wollen, haben Sie vergessen, dass zunächst nur Ihre »Antwort« auf die Vorgänge im Unternehmen und nicht dieses selber defizitär ist. Auch wenn es manchmal schwer zu durchschauen ist: Es sind die einzelnen, die das Unternehmen erschaffen. Das meint: Das Unternehmen ist ein Beispiel dafür, wie Sie sich selbst beschreiben. Spieglein, Spieglein … Sie vergeuden Zeit und Energie, wenn Sie jemanden oder etwas »dort draußen« beschuldigen. Sie sehen das Unternehmen nicht, wie
es
ist, sondern wie
Sie
sind. Welche Sicht Sie aber wählen, hängt davon ab, wie Sie sind.
    Verantwortlich handeln heißt nun, auf eine Situation angemessen zu antworten. Sind Sie dabei ausgeliefert an die Macht der Routine, an konditionierte Reflexe, gefangen im Panzer der Gene, Opfer von Daseinsprogrammen, die in die Großhirnrinde eingraviert wurden? Keineswegs. Die Antwort können Sie wählen. Ihre Einstellung zu den Dingen können Sie ändern. Das bedeutet nicht, dass Sie die
Tatsächlichkeit
der Vorgänge leugnen sollten. Es heißt vielmehr, dass Sie Verantwortung dafür übernehmen,
wie
Sie sie
erleben
, welche Perspektive Sie wählen. Dass Sie Ihren Beitrag an dieser Wirklichkeit anerkennen. Eine sinnvolle, eine sehr hilfreiche Frage: »Was trage ich zu dieser Erfahrung bei?« Und: »Was sagt dieses Unternehmen über mich als Person aus?«
    Zwischen dem Reiz aus der Außenwelt und der Art und Weise, wie Sie reagieren, liegt also das Reich der Freiheit: Ihre Antwort zu verantworten. Sie
entscheiden
sich dafür, zu leiden, unglücklich |103| zu sein, sich abwerten zu lassen, Opfergefühle zu haben, anderen Macht über sich zu geben. Oder Sie entscheiden sich für eine andere Art der Antwort: Selbstverantwortung zu übernehmen, Commitment zu leben. Commitment für eine Situation ist dann und nur dann möglich, wenn Sie sich als Beteiligten erleben. Als Mitschaffenden. »Committed sein« löst dabei nicht alle beruflichen und privaten Probleme. Aber die Kontrolle wird eigenmächtig von außen nach innen verlegt. Und damit machen Sie sich zum Verantwortlichen für Ihr Erleben.
    Nehmen wir als ein Beispiel »Stress«, für das in manchen Seminaren viele vorbeugende und nachsorgende Handreichungen angeboten werden. Ich würde das Zeug ja gerne als höheren Blödsinn abbuchen (mind-machines!), wenn es nicht das umgreifende Vorurteil bestätigte – nämlich dass es Stress
gibt
. Stress aber
gibt
es nicht als solchen, sondern er wird von jedem einzelnen unter bestimmten Umständen erschaffen, weil er dieses Erleben gewählt hat. Manche Leute bleiben bei fünf gleichzeitig klingelnden Telefonen kühl und sachlich, ja laufen gerade dann zur Höchstform auf. Manche ersteigen die bekannte Palme. Wer ist verantwortlich? Die

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