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Das Prinzip Selbstverantwortung

Titel: Das Prinzip Selbstverantwortung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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nur helfen.« Eben. Und Sie fühlen sich bestätigt, dass Undank der Welt Lohn ist.
    Im weitläufigen Meer der Meinungen rollt, wie könnte es anders sein, auch jene Welle, die den Undank zum Preis erklärt, den eine Führungskraft nun einmal zu bezahlen habe. Einverstanden. Aber darum geht es hier nicht. Dass die Führungskraft nichts tut, damit beide Mitarbeiter ihre Konfliktkompetenz erhöhen:
darum
geht es. Dass sie glaubt, einen privilegierten Zugang zur Wahrheit zu haben:
das
ist das Problem. Dass sie die beiden Streithähne aus der Verantwortung nimmt:
das
ist ihr Versagen.
    Die Mitarbeiter müssen lernen, ihre Konflikte selbstverantwortlich zu lösen. Lassen Sie sich nicht in einen Streit verwickeln! |188| Lehnen Sie entsprechende Einladungen ab: »Ich bin sicher, Sie werden eine Lösung finden, die für beide tragbar ist.« Belassen Sie die Verantwortung da, wo sie hingehört: bei den Streitenden. Dass es Ausnahmen gibt, sei zugestanden; aber auch, dass es Ausnahmen sind. Der äußerste Notfall, dass in der Tat die Führungskraft einschreiten muss, ist nahezu ausschließlich die Folge einer Praxis, in der sich die Führungskraft schon immer in einen Streit hineinziehen ließ, sogar eingriff, ohne gefragt zu werden, weil »Ruhe die erste Bürgerpflicht« ist.
    Führungskräfte haben nicht das Recht, die Verantwortung ihrer Mitarbeiter auf sich zu nehmen, noch dürfen sie die Folgen ihres Handelns übernehmen. Das alles ist Sache der Mitarbeiter. Berauben Sie Ihre Mitarbeiter nicht der Gelegenheit, Konfliktkompetenz zu erwerben, nur weil Sie sich mal wieder gerne in der Rolle des Retters, des Richters, des Schlichters oder des Hilfsheriffs gefallen.
    Für mein Beraterleben habe ich mir einen Gedanken zur Leitschnur gemacht, der auch für Führung wichtig sein kann:
    Unterstütze niemanden, der unter seiner Verantwortung
leben will.

|189|
Freundliche Feler
    Umwege erhöhen die Ortskenntnisse.
    Als Edison zum ersten Mal eine funktionierende Glühbirne hergestellt hatte, erzählte er einem Journalisten, dass von seinen zuvor hergestellten 250 Versuchsglühbirnen nicht eine einzige funktioniert hatte: »Aus jedem Fehler habe ich etwas gelernt, das ich beim nächsten Versuch berücksichtigen konnte.«
    Jeder weiß heute, dass ohne Fehler keine Entwicklung, kein Lernen möglich ist. Denn es ist im Grunde eine offene Frage, ob man im Leben überhaupt etwas »richtig« oder »falsch« machen kann. Da die andere Alternative abgewählt wurde, kann niemand wissen, was im anderen Falle passiert wäre. Das Wort »Fehler« scheint mithin nur bei sehr kurzfristiger Betrachtungsweise angebracht. Überschauen wir einen längeren Zeitraum, so stellen sich viele vordergründige »Fehler« als Knotenpunkte oft wichtiger Entwicklungen heraus, die für uns in der Konsequenz förderlich und nützlich sind. Wie der Weise sagt: »Wer weiß, wozu es gut ist …« Eines der berühmtesten Beispiele dafür ist sicher der Klebstoff der 3M-Post-it-Haftnotizen, der aus der missglückten Suche nach einem Hochleistungskleber entstand. Das IBM-Modell 360, einer der meistgebauten und profitabelsten Computer, basiert auf der Technologie seines gescheiterten Vorgängers Stretch. Das Insulin, der Staubsauger, der Dynamo – alles Fehler. Shakespeares |190| Yorick wusste, dass der gerade Weg, wohin immer er führe, stets der schlechtere sei. Weil er das »Reich der ungenützten Möglichkeiten« geringschätze.
    Es
gibt
keinen Fehler. Ich kann Ihnen einen Stuhl zeigen. Aber ich kann Ihnen keinen Fehler zeigen. Ein Fehler ist eine Interpretation, eine Frage der gewählten Perspektive. Goethe hatte diese Perspektive: »Stolpern fördert.« Es mag sein, dass eine solche Gangart der Grazie ermangelt. Aber auch die Natur macht Sprünge. Und ohne chaotischen Anteil gibt es keine Selbstorganisation. Jemand, der das so sieht, gewinnt immer: Hat er Erfolg, gewinnt er an Selbstbestätigung, Mut und Energie. Erfährt er eine Niederlage, gewinnt er an Lebenserfahrung und Stimulanz für bessere Ideen. Mehr noch: Eigentlich sollte man seine persönlichen Pleiten geradezu feiern, denn sie bringen Spannung ins Leben und zeigen, dass man sich in einem Wachstumsprozess befindet. Nur Hindernisse, Widerstände – ob man sie nun im ersten oder im dritten Anlauf nimmt – bringen uns voran.
    Misserfolgs-Vermeider
    Auch die Fehler, die im Unternehmen begangen werden, sind nötig, um neue Wege einzuschlagen. Was nicht heißt, dass es intelligent wäre, denselben Fehler

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