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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Oberschenkel freigab. Diese Frau war nicht gewohnt, sich zu verteidigen, sondern zu erobern.
    »Sie kommen hoffentlich nicht mit derselben Geschichte wie Ihre Kollegen gestern?« Wie nicht anders zu erwarten, waren ihre Zähne makellos.
    »Soll ich damit lieber zu Ihrem Mann gehen?«
    »Das können Sie gern tun. Er wird Ihnen kein Wort glauben.«
    »Vielleicht muss ich ihm nur etwas zeigen. Ein paar blonde Haare, die wir im Bett von Winfried Sorius gefunden haben.«
    »Ich hatte gehofft, dass Sie weniger langweilig als Ihre Kollegen sind.«
    »Wollen Sie es auf einen Vergleich ankommen lassen?«
    »Wollen Sie mir höchstpersönlich welche auszupfen?«, fragte sie mit einem perlenden Lächeln.
    Terz antwortete nicht und wartete.
    Amelie Kantaus reizende Miene wurde um keinen Deut unsicherer, als sie schließlich sagte: »Sehen Sie, Frauen wie ich haben viel zu tun. Wir müssen Golf spielen, Wohltätigkeitsveranstaltungen organisieren, zum Friseur gehen und zur Maniküre, täglich ins Fitnessstudio, wenn man keinen Privattrainer hat, Hauspersonal und Kindermädchen organisieren und bei den abendlichen Geschäftsterminen unserer Männer das ›Trophy-Wife‹ geben, wie die Amerikaner sagen würden. Das denken Sie doch in etwa, oder?«
    Terz dachte das nicht, er wusste es. Er kannte aber auch genug andere, die unterschätzt wurden, bestens ausgebildet waren und ihren Männern an Fleiß, Disziplin und auch Erfolg um nichts nachstanden, bloß dass sie es nicht an die große Glocke hängten. Amelie Kantau gehörte seinen Informationen nach allerdings nicht zu jener Sorte. Er fand die Koketterie, mit der sie sich selbst vor ihrem leeren Leben schützte, langweilig. Er musste jedoch zugeben, dass er sich der Attraktivität ihrer hübschen Hülle trotzdem nicht ganz entziehen konnte.
    »Wann bitte schön sollte ich denn da noch Zeit finden für einen Liebhaber?«, fragte sie spöttisch.
    »Zum Beispiel Montagabend.«
    Sie schwieg lange und musterte ihn aus ihren lichtblauen Augen, während die Finger ihrer rechten Hand auf die Sofalehne trommelten. Die appetitlichen Lippen hatten sich fast geschlossen und etwas vorgeschoben, als warteten sie auf einen Kuss. Sinnlich selbst im Augenblick höchster Anspannung, denn Terz’ geübtem Blick entging nicht, dass Amelie Kantau in ihrem Inneren gerade angestrengt abwog, was sie ihm sagen durfte oder musste. Und was sie ihm verschweigen konnte. Frauen wie sie waren gewohnt, dass Männer ihnen fast alles glaubten oder wenigstens so taten. Doch diese Situation war anders.
    Endlich legte sie ihren Zeigefinger vor den Mund, als wolle sie jemandem bedeuten zu schweigen.
    »Und wenn ich Herrn Sorius gekannt hätte?«
    »Dann müsste ich Sie noch einmal fragen, wo Sie Montagabend waren.«
    Amelie Kantau konnte ein Erbleichen nicht verhindern, behielt aber die Fassung. »Sie glauben doch nicht –«
    »Was ich weiß, muss ich nicht glauben.«
    Ihr Blick hielt seinem stand. »Ich war hier.«
    »Wer kann das bestätigen?«
    »Das Mädchen hatte frei.«
    »Jemand behauptet, eine Person aus Sorius’ Haus kommen gesehen zu haben. Ihr Aussehen passt genau auf die Beschreibung.« Letzteres stimmte zwar nicht, aber Kantau lachte angestrengt.
    »Auf mich?«
    »Wenn Sie uns zu einer Gegenüberstellung zwingen, erfährt Ihr Mann mit Sicherheit von allem.«
    Sie schwieg lange, dann explodierte sie. »Na gut, verdammt! Ich war bei ihm! Aber ich habe ihn nicht umgebracht! Was glauben Sie eigentlich? Warum sollte ich das tun?«
    Schon bis dahin hatte Amelie Kantau die Dame nur oberflächlich gespielt, dieser vulgäre Ausbruch überraschte Terz aber doch. Walter Kantau, aus alter hanseatischer Familie, konnte mit ihren Umgangsformen keine große Freude haben.
    »Aus Angst?«
    »Blödsinn! Wäre unsere Affäre bekannt geworden, hätte ihm das genauso geschadet. Die Frau eines Kunden!«
    »Wann waren Sie dort?«
    »Ich kam gegen acht und ging gegen elf.«
    »Wissen Sie, wie er gefunden wurde?«
    »Es interessiert mich nicht.«
    »Er war nackt. Nur um den Hals trug er ein Lederband.«
    »Ersparen Sie mir Ihre schmutzige Phantasie.«
    »Wie lange ging das schon mit Ihnen beiden?«
    »Sechs Monate.«
    »War es etwas Ernstes?«
    Sie sah ihn verblüfft an, schnaubte und lachte. »Ich bitte Sie!«
    »Hat er Ihnen von irgendwelchen Problemen erzählt?«
    »Ich weiß nicht, was Sie mit Ihren Geliebten machen, Herr Kommissar, aber Herr Sorius war Gentleman genug, mich mit seinen Problemen zu verschonen.«
    Eine

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