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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Partner!‹ Ich erkläre ihm, dass die Agentur Sorius und von Hollfelden gehört. Da lacht er. ›Von Hollfelden? So lässt er sich nennen? So hieß seine Großmutter. Seine Mutter heiratete einen Meier. Bürgerlich. In unserer Familie heißt er Meier.‹«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Was soll’s. In diesem Land liebt man Adelstitel. Eine seltsame Sehnsucht nach Feudalherren und Unterdrückung. Sie würden lachen, wenn Sie sähen, wie viele von uns Werbeleuten und unseren Auftraggebern, die tagtäglich neue und noch neuere Produkte in moderner und modischer Verpackung an den Mann bringen, privat den Lebensstil ausgestorbener Dekadenz nachzuahmen versuchen. Da kommt so ein Adelstitel gut an.«
    Ob sie sich der Ironie dieser Worte aus dem Mund einer Propagandameisterin moderner Dekadenz bewusst war? Die Filmleute machten eine Pause, und der Regisseur kam auf sie zu. Hansen bedeutete ihm zu warten.
    »Meier – von Hollfelden – egal, erklärte, er hatte wenig privaten Kontakt mit Sorius.«
    »Der hat wahrscheinlich nicht einmal zu seiner Frau und seinen Kindern privaten Kontakt, obwohl sie sich Familie nennen. Aber über Win müsste er schon etwas wissen.«
    »Wo waren Sie in der Tatnacht?«
    Jule Hansen versuchte, ihre Haare zurückzustreichen, mit wenig Erfolg. Sie wirkte völlig unbefangen.
    »Hier. Und dafür gibt es keine Zeugen. Meine Freundin, der das Haus gehört, und ihre Familie sind im Urlaub.«
    Die Filmcrew hatte sich mittlerweile über die ganze Wiese ausgebreitet, sodass Hansen ihn durch das Häuschen hinausbringen musste. Die Einrichtung war ein buntes Sammelsurium aus Designerläden, Antikshops und von Flohmärkten, auf einem kleinen Podest entdeckte der Kommissar ein wunderschönes Samuraischwert.
    »Können Sie damit umgehen?«
    Sie lachte. »Nein. Geschenk eines Verehrers. Es ist zweihundert Jahre alt und wahrscheinlich ein Vermögen wert.«
    »Seltsames Geschenk.«
    »Allerdings. Ich bekam es, nachdem ich ihm einen Korb gegeben hatte. Sie wissen, was die japanischen Krieger mit diesen Schwertern unter anderem taten. Tun mussten.«
    »Er forderte Sie zum rituellen Selbstmord auf?«
    »Weil ich ihn verschmähte.«
    »Eine selbstbewusste Person.«
    »So selbstbewusst, dass er sich niemandes anderen bewusst ist. Und ein Spinner, wie schon das eigenwillige Geschenk zeigt. Das war auch der Grund für meine Absage.«
    »Trotzdem haben Sie das Schwert hier?«
    »Warum nicht? Es ist wunderschön. Und ich habe nicht vor, es zu benutzen.«
    »Wo trifft man so seltsame Kavaliere?«
    »Im Karatekurs. Ein bisschen was muss man ja für den Körper tun. Und als Frau zur Selbstverteidigung.«
    Im Weitergehen fragte Terz: »Sind Sie gut?«
    »Sehr gut. Wenn Sie noch Fragen haben, kommen Sie jederzeit vorbei.« Sie reichte ihm eine Visitenkarte. »Rufen Sie vorher an, ob ich da bin. Am besten auf dem Handy.« Hansen begleitete ihn zur Gartentür und gab ihm die Hand. »Wann erscheint Ihr nächstes Buch?«
    »Haben Sie schon eines gelesen?«
    »Erwischt.« Sie verstand es, ähnlich wie Elena, einem Mann Blicke zu schenken. »Aber jetzt, wo ich Sie kenne, vielleicht sollte ich einmal.«
    Zu Mittag aß Terz mit jenem TV -Produzenten, der ihn gelegentlich um kriminalistische Tipps für eine Serie bat. Danach fuhr er zu Frau Kantau. Die Villa in Klein-Flottbek war ein Prachtbau nahe dem Trabrennplatz. Wie in alten Filmen öffnete ein schwarz gekleidetes Dienstmädchen mit weißer Schürze die Tür. Sie führte den Kommissar durch eine geräumige Empfangshalle in den Salon. Zwischen modernen Möbeln wurde Terz von zwei afrikanischen Masken mit kreisrunden Mündern und leeren Augen beschworen. Sein Studium eines Stuhls, der wie ein Hochhaus aussah, wurde von einer kühlen Stimme unterbrochen.
    »Ich bin Amelie Kantau.«
    Diese Frau hatte immer schon gewusst, dass sie schön war und eines Tages auch reich sein würde. Sorius musste einen halben Kopf kleiner und doppelt so alt gewesen sein. Weiß Gott, was Frauen wie diese an Männern wie Sorius fanden. Sie trug ein figurbetontes elfenbeinfarbenes Seidenkleid und die langen hellblonden Haare hochgesteckt. Ihre Wimpern waren eine Spur zu dunkel getuscht. Terz nahm in einem braunen Würfel Platz, Kantau setzte sich auf die Couch gegenüber. Langsam breitete sie beide Arme über die Rückenlehne, und Terz konnte nicht übersehen, dass sie keinen BH trug, dann schlug sie die Beine übereinander, wodurch der Schlitz ihres Rockes einen Blick auf ihren perfekten

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