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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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sie auf.
    »Endlich ein vernünftiger Mensch! Wegen Ihres Kollegen hier musste ich die Dreharbeiten abbrechen. Er führte mich ab wie eine Schwerverbrecherin. Fehlte gerade noch, dass er mir Handschellen anlegt! Wer bezahlt den Drehausfall?«
    »Setzen Sie sich«, bat Terz.
    Sammi und Lund nahmen neben ihm Platz. Hansen zögerte, dann ließ sie sich nieder, stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Finger, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Haben Sie einen Anwalt?«
    »Ist unterwegs.«
    In ihren großen Augen meinte Terz Wut und Ratlosigkeit zu sehen, nicht Angst.
    »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    Sie seufzte, lehnte sich zurück, fuhr mit einer Hand langsam über ihr Gesicht, als wolle sie den Ausdruck darauf wegwischen. Tatsächlich kam darunter etwas wie Trotz zum Vorschein.
    »Das habe ich heute bereits getan. Ich bin unschuldig.«
    Terz musterte sie aufmerksam. Die Falten von ihren Nasenflügeln zu den Mundwinkeln waren tiefer als zuvor. Ihre Augen glänzten. Er wartete.
    »Ja, wir hatten einen Streit. Aber wegen ein paar läppischen Entwürfen! Nein, er hat mir nicht gekündigt. Das hätte er auch nie getan.«
    »Wie erklären Sie sich dann den Brief?«
    Sammi fuhr dazwischen: »Ich werde Ihnen sagen, wie es war!«
    Terz stoppte ihn mit einem zornigen Blick. Hansen stieß ungeduldig Luft durch die Nase.
    »Ach ja! Ich beherrsche eine Kampfsportart! Ein Schlag, und schon habe ich Win ins Jenseits befördert, so stellen Sie sich das vor? Wissen Sie, wie schwer es ist, einen Menschen umzubringen?«
    »Nein. Aber Sie offenbar. So, wie Sie reden.«
    Terz unterbrach ihn. »Der Brief.«
    »Ich schwöre, dass ich nichts davon wusste und ihn auch nie erhielt.«
    »Ich glaube ihr«, erklärte Terz, nachdem er die Tür zum Verhörraum geschlossen hatte.
    Sammi schüttelte unwillig den Kopf. »Willst du sie gehen lassen?«
    »Ich war heute bei Frau Kantau.« In kurzen Worten erzählte er von dem Gespräch.
    Sammi wurde ganz aufgeregt. »Dann wissen wir also, wer die Unbekannte mit der Sonnenbrille war. Der Obduktionsbericht legt Sorius’ Tod mit ziemlicher Sicherheit auf elf bis zwölf. Da war Kantau nach den Zeugenaussagen und eigenen Angaben schon weg.«
    »Ihr Motiv wäre ebenso gut wie das von Hansen. Vielleicht ist sie zurückgekommen.«
    »Oder der Bericht irrt«, gab Lund zu bedenken. »Ein wenig Toleranz ist bei diesen Werten immer drin.«
    »Für eine Verhaftung ist es zu wenig«, sagte Terz. »Wie bei Hansen.«
    »Die bleibt erst einmal hier«, erklärte Sammi bestimmt. »Dann wird sie weich.«
    »Ich glaube nicht, dass da etwas weich werden kann.«
    »Glauben, glauben. Wissen müssen wir, mein Freund. Don’t judge a book by its cover .«
    »Der erste Eindruck zählt«, erwiderte Terz. »Redensarten gibt es für jede Sichtweise.«
    Schnaubend kehrte Sammi in den Verhörraum zurück.
    Auf dem Weg in sein Büro schaute Terz bei Perrell und Brüning vorbei, die zurück waren, aber nichts Neues herausgefunden hatten. Terz berichtete von seinen Gesprächen und von Hansens Verhalten.
    Sein Kaffee war kalt geworden. Während er die Namen von Sorius’ Bettpartnern und Gespielinnen in den Computer eingab, dachte er über das Kündigungsschreiben nach. Warum entließ man jemanden, dem man eben noch die Teilhaberschaft in Aussicht gestellt hatte? Etwas an der Geschichte kam ihm seltsam vor. Doch seine Gedanken glitten ab zu dem Fass auf der Terrasse. Er hatte einen Toten bei sich zu Hause versteckt, darüber sollte er sich Sorgen machen! Ein Unbekannter versuchte ihn zu erpressen, und wenn Terz nicht eine aberwitzige Summe zahlte, würde dieser sein Leben zerstören. Erst auf den zweiten Blick wurde ihm deshalb bewusst, was er gerade auf dem Bildschirm gelesen hatte.
    Gleich darauf stand er bei Perrell und Brüning in der Tür.
    »Habt ihr diesen Fredo Tönnesen schon probiert?«
    Brüning sah auf seiner Liste nach. »Ja. War nicht zu Hause.«
    »Kein Wunder. Er ist seit einer Woche tot.«

9
    In Michel Brünings und Knut Perrells Zimmer schien wie immer eine Bombe eingeschlagen zu sein. Am liebsten hätte Terz seine langen Arme ausgestreckt, um damit einmal über all die zugemüllten Tischplatten und sonstigen Ablageflächen zu fegen. Er gehörte nicht zu jenen, die nur hinter einem aufgeräumten Schreibtisch einen ordentlichen Geist wähnten. Für ihn war das Chaos ein ästhetisches Problem. Er fand es hässlich.
    Wie viele Chaoten fanden sich Perrell und Brüning jedoch in ihrer

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