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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Ende eine Serie?«, sprach Perrell die geheime Befürchtung aller aus.
    Sammi versuchte, das Kommando zu übernehmen. »Wir müssen alle schwulen Toten der letzten Wochen untersuchen.«
    »Wenn wir eine Serie haben, brauchen wir eine Sonderkommission«, gab Terz zu bedenken.
    »Aber nein. Noch schaffen wir das allein.«
    Vor dem Gebäude holte Terz erst einmal tief Luft. »Ich informiere Finnen. Er wird entscheiden, ob wir eine Soko einrichten.«
    »Noch wissen wir zu wenig«, meinte Sammi.
    Terz runzelte die Stirn. »Und unsere Verdächtigen kommen uns abhanden.«
    »Kantau könnte beide aus Eifersucht umgebracht haben. Und wer weiß, welche Motive bei Hansen noch auftauchen.«
    Terz lächelte ihn nachsichtig an.
    »Was ist? In meinen Fällen wird einfach nichts vernachlässigt«, brauste Sammi auf.
    »Vielleicht dein Krawattenknoten«, erwog Terz und zog den Knoten, der wie immer zu groß war, kleiner. »Wie machen wir weiter, Chef?«
    Mit unterdrückter Wut gab Sammi zurück: »Wir sehen uns Tönnesens Wohnung an. Die Spurensicherung muss noch einmal hin. Freunde, Verwandte, Arbeitskollegen müssen befragt werden.«
    »Ich habe schon mit dem Viersiebzehner gesprochen, der bei ihm war, und Tönnesens Register angesehen. Als Jugendlicher wurde er bei ein paar kleinen Diebstählen und Drogendelikten erwischt. Eine Zeit lang ging er wohl auf den Strich und spielte in indizierten Pornos mit. Seit ein paar Jahren herrscht allerdings Ruhe.«
    »Irgendwas muss zu finden sein«, beharrte Sammi.
    »Auf jeden Fall vorerst kein Wort an die Medien«, forderte Terz.
    Die anderen nickten stumm.
    Es war acht Uhr vorbei, als Terz nach Hause kam, die Kinder lagen bereits im Bett. Dachte er, bis er ins Wohnzimmer kam. Auf der Terrasse standen Elena, Kim und Lili – die Kleinen im Pyjama auf Stühlen – über das Fass gebeugt.
    Das war es dann also. Terz sah die Jahre vorbeiziehen, Elena und er als Studenten, Liebe, Hass und endgültig Liebe, und dann eröffnete sie ihm, dass sie schwanger war, viel zu jung, sie beide, und doch die Freude, selbstverständlich bekommen wir es, dann das Drama mit ihrer erzkatholischen Familie in Italien, monatelang kein Wort vom Vater, Vorwürfe von der Mutter, bis die kleine Kim alle verzauberte und versöhnte, zwei Jahre später Lili, noch mehr schlaflose Nächte und Glück und begeisterte Familie, Elena studierte fertig, begann zu arbeiten, erfolgreich auch er, alles nicht immer einfach, jetzt hatten sie es geschafft, vorerst, endlich, und nun standen sie da und starrten in das Fass.
    Terz erwog schemenhaft, sich leise umzudrehen und unbemerkt zu verschwinden, um nie wieder aufzutauchen.
    Kim erspähte ihn.
    »Vogelvater«, quietschte sie und wandte ihren Blick wieder gebannt in das Fass, während ihre Hand ihn aufgeregt näher winkte. »Schau, was wir gefunden haben!«
    Die Szene verschwamm vor seinen Augen, ihn schwindelte, rasend pochten zwei Vorschlaghämmer gegen seine Schläfen, wie gegen einen reißenden Strom gezogen folgte er dem Winken seiner Tochter.
    Nun hob auch Elena ihren Blick, Terz wagte kaum, ihm zu begegnen. Lili begrüßte ihn mit einem beiläufigen Hallo und wandte sich wieder dem Fass zu.
    »Als wir nach Hause kamen, saß er hier«, erklärte Kim. »Und fiepte ganz jämmerlich.«
    Fiepte.
    Terz trat zu ihnen und starrte auf die Tonne. Zuerst konnte er es nicht glauben, dann begann sich die Spannung zu lösen, er musste lächeln, laut, befreit lachen. Auf dem Fass stand ein Schuhkarton, darin saß ein Vogeljunges auf Gras gebettet. Der kleine Schnabel streckte sich gierig der Pipette in Lilis Hand entgegen. Bedachtsam träufelte das Mädchen einen Tropfen in den rosa Schlund.
    »Der ist ja süß!«, rief Terz, um seine Familie von dem unmotivierten Heiterkeitsausbruch abzulenken.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Kim altklug. »Eine kleine Amsel.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Vogel.«
    »Vogel?«
    »Genau. Vogel.«
    »Guter Name. Aber ihr wollt sie doch nicht über Nacht hier auf dem Fass stehen lassen?«
    »Nein. Sie schläft bei uns«, erklärte seine Jüngere entschieden.
    »Vorsicht«, mahnte Elena, als Lili das Glasröhrchen zu weit in den Hals des Vögelchens zu senken drohte. Das Federknäuel schüttelte sich, zog den Kopf ein und schloss die Augen.
    »Ich glaube, Vogel will jetzt schlafen«, konstatierte Kim.
    »Und ihr auch, aber pronto «, forderte Elena.
    Die Kinder in ihren kindlich-schlampig übergezogenen Pyjamas, rosa und blau, mit Sternen, Mond und

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