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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Tieren, sprangen von den Stühlen, Kim streckte sich nach der Schachtel und hob sie vorsichtig vom Fass. Lili griff auch zu, und gemeinsam trugen vier kleine Hände die Box vorsichtig wie ein übervolles Wasserglas zu ihrem Nachtquartier.
    Die Sterne über sich, Elena im Deckchair neben seinem, ein kühl angelaufenes Martiniglas in der Hand, fragte Terz: »Hast du als Kind auch aus dem Nest gefallene Vogeljunge aufzuziehen versucht?«
    »Mehrmals«, antwortete sie.
    »Hat eines überlebt?«
    Als Antwort schenkte sie ihm nur ein trauriges Lächeln.
    Niemandem, den er kannte, war es je gelungen.
    Terz erzählte von Tönnesen.
    »Eine Serie?«, fragte Elena.
    »Werden wir sehen. Wie war dein Termin bei diesem Ramscheidt?«
    »Sieht so aus, als bekäme ich den Auftrag. Ablaufanalyse und -optimierung.«
    »Wovon hängt das ab?«
    »Keine Ahnung. Wie gut ich ihm gefalle?«
    »Er ist verheiratet.«
    »Wie ich. Er hat übrigens morgen Abend ein paar Leute eingeladen und würde sich freuen, wenn ich auch komme. Mit dir, natürlich«, fügte sie kokett hinzu.
    »Ich hatte auf einen Abend zu Hause gehofft …«
    Mit einem Mal fiel ihm, warum auch immer, Ramscheidts Bemerkung auf Meyenbrincks Fest ein: Wo ist denn Ihre reizende Gemahlin? Hatte er das »reizend« nicht besonders betont? Bevor Terz einwilligen konnte, bearbeitete Elena ihn schon weiter.
    »Ich bekomme damit einen Fuß bei Wittpohls Konzern in die Tür. Ramscheidt ist Vorstand von TotalRise, das ist Wittpohls Holdinggesellschaft! Nicht irgendeine Unterfirma, dort laufen die Fäden zusammen. Das ist eine großartige Chance für mich. Stell dir vor, was daraus werden könnte, vielleicht brauche ich bald Angestellte!«
    »Ist schon gut. Ich komme ja mit. Aber geht das überhaupt alles mit dem Job für Daunwart und den Kindern?« Und sofort wollte er sich für den letzten Satz die Zunge abbeißen.
    »Vielleicht kümmerst du dich ja einmal mehr um sie«, erwiderte Elena schnippisch. Und als Terz darauf nichts sagte, fuhr sie milder fort: »Ich habe schon mit Julie gesprochen. Sie fängt morgen an.«
    Ihr ehemaliges Au-pair-Mädchen Juliette Detoile hatte in Hamburg die Liebe gefunden und war geblieben. Nun studierte sie und besserte zur großen Freude der Mädchen ihr Konto gelegentlich bei Terzens als Kindermädchen auf.
    »Wann morgen?«, fragte Terz und merkte, dass seine Stimme zu aufgeregt klang.
    »Sie holt die Kinder von der Schule ab, macht ihnen Mittagessen und bringt sie dann zum Hockey.«
    Unvermittelt wandte sie sich um und reckte ihr Gesicht in die Luft. »Sag, findest du nicht auch, dass es hier seltsam riecht?«
    »Nein. Wonach denn?«
    »Keine Ahnung. Süßlich. Aber nicht gut.«
    Terz vermied, das Fass anzublicken.
    Sie stand auf, die Nase wie ein Marder schnuppernd in der Luft. »Woher kommt denn das?«
    Schnüffelnd streifte sie über die Terrasse, beugte sich zu den Rosen. »Die sind es nicht.«
    »Vielleicht ein Baum. Oder etwas in der Regenrinne.«
    » Che schifo! Am Ende vermodern da irgendwelche Vögel!« Tatsächlich versuchten dort immer wieder ungeschickte Tauben ihr Glück, deren Nester und Junge dann von Wolkenbrüchen ertränkt wurden. Sie beugte sich über das Geländer, doch es war schon zu dämmrig, um noch etwas zu erkennen.
    Terz legte seinen Arm um ihre Schulter. »Lass uns einfach hineingehen.« Seine Nase tauchte in ihr Haar. »Du riechst nämlich sehr gut.«
    Sie flirtete, dann entwand sie sich.
    »Irgendwoher muss das kommen. Hier ist es schwächer. Jetzt wird es stärker.« Beim Fass hielt sie an. Beugte sich tiefer. Wandte sich prüfend ab, kehrte zurück. »Hier. Hier ist es am stärksten. Beim Fass.«
    »Okay, gehen wir morgen zu Ramscheidt.«
    Elena schien ihn gar nicht gehört zu haben.
    »Ist da noch Wein drin?« Prüfend betastete sie die Tonne.
    Terz eilte an ihre Seite. Jetzt roch er es auch. Das Odeur erster Verwesung kannte Terz zur Genüge.
    »Es ist leer.«
    Elena versuchte das Fass zu kippen. »Vielleicht hat sich ein Tier darunter verfangen.« Sie stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, doch nichts bewegte sich. »Ist das schwer!«
    »Dann konnte auch kein Tier darunter kriechen.«
    Sie hielt inne. »Da hast du Recht.«
    »Lass es. Ich werde es morgen wegbringen und reinigen lassen. Gehen wir schlafen. Ich habe dir noch gar nicht von Amelie Kantau erzählt.«
    Als hätte sich das Fass in Luft aufgelöst, stand Elena vor ihm. »Genau! Was war?«
    Na also. Er legte seinen Arm wieder um ihre Schulter und

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