Das Prinzip Terz
Fotoapparaten gezogen. Wir können nicht genau sagen, was geschehen ist. Außerdem gibt es ein paar Fasern, jede Menge Fingerabdrücke und anderes Material. Die Techniker untersuchen es gerade. Und natürlich die Haare.«
Sammi betrachtete eine der Tatortaufnahmen. »Er ist halb nackt.«
»So wurde er gefunden. Biel muss den Täter gekannt haben. Es gab keine Hinweise auf einen Einbruch. In der Wohnung kam es zur Auseinandersetzung, Krahne fand Spuren von Schlägen und Würgemerkmale.« Er zog ein paar Fotos aus dem Haufen am Tisch. Sie zeigten die Regale mit den Videos und Tonbändern.
»Biel war wohl Voyeur. Wir haben bis jetzt nur reinschnuppern können, aber darauf finden sich Hunderte Stunden Ton- und Bildaufnahmen von Nachbarn und anderen, die er heimlich beobachtete.«
Ein paar Fotokopien landeten auf dem Tisch. »Und wie es scheint, verwendete Biel diese nicht nur zu seinem persönlichen Vergnügen.«
Terz überflog die Blätter. Es waren Duplikate seiner gefälschten Erpresserbriefe.
»Sieht so aus, als verdiente er sich ein Zubrot mit Erpressungen, wenn er bei seinem Hobby jemanden erwischte, der fremdging oder andere illegale Dinge trieb.«
»Reizend. Erwischte er viele?«, fragte Sammi.
»Wir haben hier Briefe an vier Personen. Also nicht wirklich viel. Aber die Summen sind zum Teil sechsstellig.«
Sammi pfiff anerkennend. »Habt ihr die Leute schon überprüft?«
»Er war nicht so höflich, seine Erpressungsbriefe mit ›Lieber Herr Meier‹ oder ›Sehr geehrte Frau Müller‹ zu beginnen. In den Schreiben werden keine Namen genannt.«
»Außerdem können wir annehmen, dass der Täter seine eigenen Unterlagen vernichtet hat. Falls er zu den Erpressten gehörte.«
Und niemand fragte, warum Biel die Briefe überhaupt aufgehoben hatte.
»Wisst ihr, ob Biel homosexuell war?«, fragte Lund dazwischen.
Hasselbach hob die buschigen Augenbrauen. »Nein. Das heißt, wir wissen es nicht. Von seinen Freunden hat niemand was gesagt. Wir haben aber auch nicht gefragt. Wieso?«
»Wegen der beiden anderen«, erläuterte Terz. »Tönnesen war schwul, Sorius bi.«
»Ihr vermutet einen Serientäter mit sexuellem Motiv?«
Sammi zuckte mit den Schultern. »Eine Möglichkeit von vielen.«
»Dann macht euch auf noch mehr gefasst«, erklärte Hasselbach und präsentierte einen weiteren Stapel Fotografien.
»Reiner Zufall, dass wir darauf gestoßen sind. Der Labortechniker war derselbe.«
Ein Benzinkanister, Schuhsohlen.
»Das fanden wir in Biels Wagen und in seiner Wohnung.«
»Was ist das?«, fragte Sammi.
»In den Profilen der Schuhsohlen fand sich Erde aus dem Waldstück in Ahrensburg, wo vergangene Woche eine Leiche verbrannt wurde. Ihr habt sicher von der Geschichte gehört.«
Perrell stieß einen Pfiff aus, Meffen ächzte.
»Und die Treibstoffreste aus dem Kanister dürften als Brandbeschleuniger gedient haben. Außerdem wurden auch daran Erdreste gefunden.«
»Mannomann«, entfuhr es Sammi.
»Heißt das, Biel hat die Leiche verbrannt?«, rief Maria Lund.
Hasselbach nickte, und die Spitzen seines Schnurrbarts wippten. »Sieht so aus.«
Terz studierte scheinbar interessiert die Bilder. »Wer ist der Tote?«
»Bis gestern war er noch nicht identifiziert.«
Meffen griff zum Telefon. »Ich fürchte, jetzt müssen wir Grütke dazu holen.« Er befahl den Pressesprecher zu ihnen.
»Was wissen die Kollegen sonst?«, fragte Terz, nachdem der Präsident aufgelegt hatte.
»Nicht viel«, gab Hasselbach zu. »Um genau zu sein, nichts. Zuerst hieß es, in der Nähe des Tatorts sei zur Tatzeit ein Geländewagen gesehen worden. Aber selbst darüber sind sich die Zeugen nicht mehr sicher.«
»Wir müssen also auf die Identität des Verbrannten warten.«
»Die vielleicht nie gelüftet wird.«
»Oder schon ist.«
»Sie rufen uns sofort an, wenn sie etwas haben.«
Ohne anzuklopfen betrat Grütke den Raum. Meffen und Hasselbach setzten ihn kurz ins Bild. Der Pressesprecher nickte besorgt, als sie mit ihren Erklärungen fertig waren.
Sammi erklärte forsch: »Wir können wohl davon ausgehen, dass Tönnesen, Sorius und Biel demselben Täter zum Opfer gefallen sind.«
Tut das, dachte Terz.
Die anderen nickten vorsichtig.
»Es scheint nahe liegend«, sagte Hasselbach.
»Was ist mit einem Nachahmungstäter«, merkte Terz an. Vielleicht sollte er das Spiel nicht zu weit treiben.
»Die Tötungsart wurde nie bekannt gegeben«, erwiderte Sammi.
Hasselbach unterstützte ihn. »Nur der Mörder wusste, mit
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