Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
Vom Netzwerk:
Laptop, sah kurz auf, tippte weiter. Die Mädchen hatten Vogels Karton halb zugedeckt und spielten daneben. Terz blickte sich um, lauschte, schnupperte. Er spürte die Abendsonne auf der Haut. Die Fenster von Biels Apartment waren dunkle Schatten, nur die Terrasse leuchtete noch im orangefarbenen Licht. Wann der Körper wohl gefunden würde?
    Nein, der Gedanke war noch nicht reif. Er würde ihn jetzt nicht finden.
    Er ging zurück ins Bad und nahm die zweite lange Dusche seit Mittag.

13
    Das Drama begann am Samstagmorgen um halb sieben. Terz war schon wach, aber noch liegen geblieben, als Kim und Lili ins elterliche Schlafzimmer stürmten, Polsterabdrücke im Gesicht, feucht glänzende Wangen, Vogels Schuhkarton in vier Händen.
    »Er bewegt sich nicht mehr! Mama! Papa! Tut etwas!«
    Sie begruben Vogel noch vor dem Frühstück unter dem Rhododendronstrauch in einer Ecke des Gartens. Die Mädchen schluchzten, streichelten den kleinen Erdhügel und klammerten sich an ihre Eltern, Terz umarmte sie, während sein Blick über die Häuser wanderte und an Biels Apartment haften blieb.
    Er wusste nicht, wie lange er so gestanden hatte, als er zwei feuchte Spuren seine Wangen hinablaufen spürte, die sich unter seinem Kinn vereinten und als kleiner Tropfen am Hals zu kitzeln begannen. Seine Nase war verstopft, verstohlen zog er sie hoch und wischte die Tränen weg. Elena bemerkte es trotzdem. Sie lächelte ihn liebevoll an, und ihre Augen begannen feucht zu schimmern. Vielleicht dachte sie an die Vögel ihrer Kindheit.
    Zur Ablenkung unternahmen sie mit Freunden der Kinder einen Ausflug ans Meer. In den Wellen war ihre Trauer um Vogel schnell vergessen. Wenn Terz nicht bei ihnen war, arbeitete er im Strandkorb an seinem nächsten Buch. Doch immer, wenn sein Blick über die blaue Wasserfläche abdriftete, wanderten seine Gedanken mit. Wie die Möwen über der glitzernden Weite glitten sie lautlos durch seinen Kopf. Ob Biel schon gefunden worden war?
    Am Abend rief er Kantusse an, doch bei dem meldete sich immer noch fiepend der wortlose Anrufbeantworter. Die Mädchen verfielen wieder in Vogeltrauer, und er konnte sie nicht trösten.
    Nachdem weder Freitag- noch Samstagabend Meldungen über die Identifizierung der Brandleiche von Ahrensburg in den Nachrichten gekommen waren, ließ Terz am Sonntag seine morgendliche Alsterrunde ausfallen. Stattdessen war er kurz nach Sonnenaufgang bereits nach Wandsbek unterwegs. Bei sich hatte er einige der Kassetten und CD s aus Biels Wohnung und Schinken aus dem eigenen Kühlschrank.
    Um Sandels Wohnung herum waren keine Zeichen für Polizeianwesenheit erkennbar. Er steckte zwei leere Audiokassettenhüllen von Biel ein, wobei er darauf achtete, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Im Briefkasten warteten einige Kuverts auf Abholung, doch keines vom Illau-Verlag. Fünf Tage waren seit seinem ersten Besuch vergangen. Als er die Wohnung betrat, kam Vito ihm mit lautem Maunzen entgegen.
    Terz füllte den Napf mit dem Schinken. Genüsslich schmatzend machte sich die Katze darüber her, während Terz den zweiten Napf und den leeren Topf auf dem Ofen wieder mit Wasser füllte. Dann legte er die zwei Kassettenhüllen aus Biels Wohnung in das Schreibtischchaos aus Papieren, Notizen und Büchern. So leise, wie er gekommen war, verschwand er wieder.
    Zum Frühstück brachte er frische Brötchen nach Hause.
    Später fuhr Elena mit den Mädchen zum Reiten, Terz entzog sich dem Termin unter dem Vorwand, an seinem neuen Buch arbeiten zu müssen. Sobald er allein war, holte er einen Operngucker, blieb im Schatten des Wohnzimmers und stellte die Linsen scharf auf Biels Apartment.
    Der erste Eindruck war: Katastrophenübung. Es wimmelte von Menschen in weißen Overalls. Terz erkannte zwei Techniker und vier Kriminalkommissare aus der Abteilung, die heute Bereitschaft hatte.
    Biel war gefunden worden.
    Dem ersten Anschein nach hatten sie noch nicht mit der Spurensicherung begonnen. Einem Impuls folgend legte Terz das Opernglas ab, schlüpfte in bequeme Schuhe, warf eine leichte Jacke über und verließ die Wohnung.
    Vor Biels Haus standen vier Einsatzwagen, ein paar Schaulustige vertrieben sich den Sonntagvormittag. An der Haustür wachte ein Beamter. Er erkannte Terz und ließ ihn durch.
    Am Eingang zu Biels Apartment passte eine junge Frau in Uniform auf. Die Tür hinter ihr war geöffnet.
    Im Wohnzimmer umringten drei weiß Vermummte Biels Leiche. Einer entdeckte Terz. »Konrad! Was machst du

Weitere Kostenlose Bücher