Das Prinzip Terz
sich über uns lustig! Aber deine Masche zieht bei mir nicht. Am Tag nach Biels Tod warst du ganz zerschunden. Angeblich beim morgendlichen Dauerlauf gestürzt. Ha! Gewehrt hat er sich. Das sagte auch Krahne. Und warum hast du mit Biel telefoniert? Nur wenige Stunden vor seinem Tod.«
»Keine Ahnung, wovon du sprichst. Mich rufen oft irgendwelche Spinner an. Das wird einer gewesen sein.«
»Er rief dich aber auch schon am Vortag an und noch ein paar Tage früher: am Tag von Sandels Verschwinden!«
»Sammi, ich kann wirklich nichts dafür, dass ich angerufen werde. Und ich habe auch keinen Einfluss darauf, wer das tut.«
»Die Erpresserbriefe, die wir bei Biel gefunden haben«, griff ihn Hasselbach wieder von der anderen Seite an. »Wir haben sie untersuchen lassen. Sie sind nur ein paar Tage alt. Wahrscheinlich hat Biel sie gar nicht geschrieben. Jemand wollte, dass wir Biel für den Verfasser halten! Du!«
»Oder von Hollfelden, wie bei Hansens gefälschter Kündigung«, gab Terz zu bedenken.
»Schon wieder falsche Briefe«, rief Meffen. »Ist denn in diesem Fall irgendein Beweis echt?«
»Womöglich nicht«, antwortete Sammi noch lauter und wandte sich wieder Terz zu. »Am Ende hast du auch Sorius auf dem Gewissen! Was hatte der Kerl mit deiner Frau, he? Glaubst du wirklich, die beiden spielten nur Golf miteinander?«
Nach dieser Gehässigkeit beruhigte sich Sammi ein wenig.
Eigentlich müssten mittlerweile einige Fingerabdrücke Amelie Kantaus aus Biels Wohnung identifiziert sein. »Sind die Spuren bei Biel schon auf Amelie Kantau überprüft?«, fragte Terz.
Sammi stockte. »Noch nicht endgültig.«
»Aber wir haben schon etwas?«
»Fingerabdrücke«, gab Sammi zähneknirschend zu.
»Noch was?«
»Fasern!«
»Was für Fasern?«
»Was für Fasern?«, wollte auch Meffen wissen.
»Sie könnten aus Amelie Kantaus Wohnzimmer stammen«, gestand Sammi. »Na und, das bedeutet gar nichts! Die hätte sonst wer dort hinbringen können!«
Terz verkniff sich ein Lächeln und schaute mit Unschuldsmiene zwischen Meffen und Sammi hin und her.
»Aber von dir haben wir auch was! Eine Wimper«, rief Sammi triumphierend.
»Ich war ja auch dort«, gab Terz zu. »Hasselbach und Wilms können das bestätigen. Das weißt du. Zugegeben, ich hätte nicht ohne Overall an den Tatort gehen sollen.«
»Vielleicht war das genau deine Absicht! Nach dem Mord an Biel musstest du befürchten, Spuren hinterlassen zu haben. Also bist du noch einmal gekommen, sobald wir da waren. Damit man glaubt, du hast die Wimper bei dieser Gelegenheit verloren.«
Dass es seine Wimper war, konnten sie natürlich einfach herausfinden. Zum Glück war er gleich in Biels Apartment gegangen, als er die Kollegen dort gesehen hatte.
Sammi nahm seinen Faden wieder auf. »Tönnesen und Sorius waren das Vorbild. Durch den gleichen Modus Operandi sollte der Verdacht auf ein und denselben Täter gelenkt werden. Sie müssen wissen«, wandte er sich an Meffen, »die genaue Todesursache wurde in der Öffentlichkeit nie bekannt. Also wusste nur der Mörder Bescheid. Und ein paar Menschen bei der Polizei und Staatsanwaltschaft.«
»Mensch, Sammi, dann warst es am Ende du!« Terz zwinkerte Meffen zu. »Oder du?«
Sammi bebte, Meffen wand sich. »Ich bin todunglücklich mit dieser Situation.« Er warf Sammi einen vernichtenden Blick zu. »Und wie gesagt, ich glaube an eine Reihe von Missverständnissen und Zufällen. Aber Konrad – auch wenn ich den Verdacht der Kollegen für unbegründet halte, entbinde ich dich bis zur Aufklärung vom Dienst.«
Glühende Lava fetzte noch durch die letzte Kapillare in Terz’ Körper. Er wollte aufspringen und brüllen, jeder Muskel war zum Zerreißen gespannt, um ihn zurückzuhalten.
Meffens Worte begannen zu stolpern: »Nichts für ungut, Konrad, aber der Optik wegen. Es mag schlecht aussehen, wenn du suspendiert wirst. Aber es sieht noch schlechter aus, wenn herauskommt, dass es einen – wenn auch unbegründeten – Verdacht gegen einen Polizeibeamten gab, einen Fall manipuliert zu haben, und dieser Beamte den Fall trotzdem weiter betreut. Und irgendwann sickert so etwas durch. Das lehrt die Erfahrung. Deshalb noch einmal: Keines der hier gesagten Worte dringt aus diesem Raum. Verstanden? Ich werde lediglich den Staatsanwalt informieren.«
Sammis Brust schien plötzlich doppelt so groß wie sonst, sein sattes, kaum verhaltenes Grinsen breitete sich im Raum aus wie Faulgas.
Grütke starrte Terz mit unverhohlener
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