Das Prinzip Terz
siehst auch nicht gut aus in dieser Geschichte!«
»Irgendjemand will mich hineinreiten, das ist offensichtlich. Du oder dieser Ramscheidt. Sehr ungeschickt, an die Zeitung nur Informationen weiterzugeben, die mich betreffen.«
»Ich schwöre dir, ich habe mit keinem Mord etwas zu tun. Deine Suspendierung … das lässt sich sicherlich regeln … wer weiß noch von der Sache?«
»Bietest du mir hier gerade Beweisunterschlagung an gegen die Aufhebung meiner Suspendierung? Das ist ein bisschen wenig. Außerdem scheinst du mir in dieser Geschichte nicht die Fäden zu halten. Ich spreche wohl besser mit Herrn Ramscheidt.«
Kaum aus dem Zimmer, wählte er Elenas Nummer. Nur die Mailbox meldete sich. Terz erzählte, was er über Ramscheidt gehört hatte, bat sie um Rückruf und darum, unter einem Vorwand das Büro zu verlassen.
Die Räumlichkeiten von TotalRise befanden sich in einem von Wittpohl gebauten Komplex nahe dem Hafen. Als Terz das Gebäude betrat, meinte er, schon einmal hier gewesen zu sein, so sehr ähnelte es vielen der neueren Bauten in der Stadt. Überall Glas und Stahl. Hamburg verlor sein Backsteingesicht.
Er wurde von einer Sekretärin empfangen, die in eine Modelagentur gepasst hätte. Er stellte sich vor und erklärte: »Ich möchte zu Herrn Ramscheidt.«
»Haben Sie einen Termin?«
»Sagen Sie ihm meinen Namen, und er wird mich empfangen.«
Das Model telefonierte kurz, dann bat sie Terz über einen verglasten Flur.
Lukas Ramscheidts Büro schien aus Glas zu bestehen, selbst Tisch und Regale waren durchsichtig. Terz musste sich in einen transparenten Plastiksessel setzen. Die übliche Frage nach Getränken, Terz lehnte dankend ab, und Ramscheidt zeigte seine gebleichten Zähne: »Was kann ich für Sie tun?«
Nichts mehr von der jovialen Freundlichkeit ihrer letzten Begegnungen.
»Ich nehme an, Bernd Söberg hat bereits mit Ihnen gesprochen.«
»Er war sehr aufgeregt.«
»Sie sind das nicht?«
»Sollte ich? Vom Dienst sind Sie ja suspendiert. Daher nehme ich an, Sie sind als Privatperson hier. Worüber wollen Sie also mit mir sprechen? Das Abendessen im ›Au Quai‹?«
Terz hatte nur Indizien für Schwarzgeldflüsse, keine Beweise für zwei Morde. Ein Gefühl sagte ihm, dass er dranbleiben musste.
»Bernd Söberg meinte, vor den Morden an Tönnesen und Sorius hätten Sie über Probleme gesprochen. Danach wären diese gelöst gewesen.«
Ramscheidt betrachtete ihn eine Sekunde lang wie ein seltenes Insekt. »Ich finde Ihre Unterstellungen empörend. Wenn man dazu bedenkt, weshalb Sie suspendiert sind …«
»Mit dem Tod von Winfried Sorius wurden Sie immerhin einen lästigen Mitwisser Ihrer finanziellen Politverquickungen los.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
»Unsere Unterlagen liefern genug Gründe, bei Wittpohls Firmen alles auf den Kopf zu stellen. Wer weiß, was man da findet.«
Ramscheidt lächelte noch immer, rückte aber kurz auf seinem Stuhl hin und her. Ein Zeichen, dass Terz ihn aus der Ruhe gebracht hatte. »Sicher keinen Beweis für einen Mord, da geht Ihre Phantasie durch. Was hat man denn bei Ihnen gefunden?«
Terz blieb ruhig und antwortete ihm gerade in die Augen. »Nichts.«
Ramscheidt wog seinen Kopf von einer Seite zur anderen, endlich sagte er: »Der Innensenator hat Ihnen neulich einen Job angetragen. Haben Sie schon darüber nachgedacht?«
»Noch nicht ernsthaft.«
»Vielleicht war der Job nicht interessant genug. Und vielleicht müsste er lukrativer sein.«
Nach der Peitsche also das Zuckerbrot. »Das würde ich gern mit Herrn Wittpohl persönlich bereden.«
»Der hat damit nichts zu tun. Dafür ist ja wohl der Innensenator zuständig. Oder die Parteileitung.«
»Ich gehe lieber zum Herren als zum Diener.«
»Sie können ja mit mir reden.«
»Ich kann meine Unterlagen auch veröffentlichen …«
Ungeduldig hob Ramscheidt seine Hand vom Glastisch. Auf der Platte blieb ein feuchter Abdruck zurück.
»Herr Wittpohl ist ein viel beschäftigter Mann …«
»– der bald viel Zeit haben wird, wenn er wegen illegaler Parteienfinanzierung im Gefängnis sitzt.«
Ramscheidt lachte laut auf. »Kennen Sie jemand, der das tut?« Er griff nach dem Telefon. »Vielleicht findet er trotzdem ein paar Minuten.« Das Gespräch war kurz.
»Sie haben Glück. Herr Wittpohl hat heute Nachmittag Zeit. Sie sollen um drei dort sein.«
Ramscheidt schrieb eine Adresse auf einen Zettel und reichte ihn Terz.
»Ich komme auch.«
Er hatte Elena nirgends
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