Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
Vom Netzwerk:
gesehen. Ramscheidt konnte er nicht auf sie ansprechen, also versuchte er es noch einmal per Mobiltelefon. Wieder meldete sich nur die Mailbox. Terz erzählte von seinem Besuch, dem Termin mit Wittpohl und bat, Ramscheidts Nähe zu meiden.
    Im Rückspiegel konnte er keine Verfolger ausmachen. Der nächste Anruf galt Fodl. »Wir treffen uns in einer Viertelstunde bei Bodos.«
    Am Glockengießerwall geriet er in einen Stau. Die nervösen Bremslichter der Kolonne verleiteten zum Grübeln.
    Dass Wittpohl zu einem Gespräch bereit war, bewies gar nichts. Ein wenig Nervosität vielleicht. Es gab keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den finanziellen Transaktionen und den Morden.
    Einen möglicherweise. Sorius und Tönnesen hatten je eine Liste der inkriminierenden Rechnungen besessen. Jetzt waren beide tot.
    Ein Indiz. Leichtgewicht. Bestenfalls.
    An den Tatorten von Sorius und Tönnesen hatten sie außer Amelie Kantaus Haaren keine verwertbaren Spuren gefunden. Von hier war also keine direkte Verbindung zu erhoffen.
    Die Quelle von Tönnesens Geldsegen war bislang ungeklärt. Selbst wenn sie zeigen könnten, dass er Sorius und Ramscheidt erpresst hatte, bewies das nichts.
    Das Schleichen der Autos erinnerte Terz daran, wie kostbar jede Minute für ihn war. Die Ermittlungen konnten noch ewig dauern. So lange konnte Terz nicht warten.
    Die einfachste und schnellste Lösung wäre das Geständnis einer Person für alle vier Taten. Doch niemand würde ein solches ablegen. Alle anderen Möglichkeiten waren kompliziert oder unzuverlässig. Es sah nicht gut aus.
    Ein Unfall auf der Lombardsbrücke war Ursache der Verzögerung. Auf dem seit der Dauersperre vor dem US -Konsulat notwendigen Umweg über Mittelweg und Alte Rabenstraße erreichte er das Alsterufer.
    Schon vom erhöhten Zugang zu Bodos Bootssteg erkannte er, dass Fodl noch nicht da war. Um diese Zeit waren die meisten Tische noch frei. Bei einer großen Apfelschorle überlegte er weiter, bis der Journalist erschien. Dessen Haare waren lieblos gekämmt, unter den Augen hingen geschwollene Ringe.
    »Gut gefeiert gestern?«
    »Mann, gearbeitet habe ich. Und ich kann dir nur raten, dass du eine gute Geschichte hast, die ich auch schreiben kann.«
    Fodl bestellte einen Cappuccino und ein Stück Kuchen.
    »Böse Geschichte, die da über dich hochkocht.«
    »Was immer du gehört und gelesen hast, ist Quatsch. Ich will dir sagen, warum ich den Fall nicht mehr betreue. Weil ich nämlich auf Dinge gestoßen bin, die sehr, sehr unangenehm werden können für verschiedene Leute.«
    »Was ich weiß, kann sehr, sehr unangenehm für dich werden.«
    Fodls Kaffee und Kuchen kamen. Terz bestellte noch eine Schorle und setzte das Gespräch erst fort, als der Kellner außer Hörweite war.
    »Alles Ablenkmanöver, Diffamierungen. Was ich herausgefunden habe, kostet wahrscheinlich den halben Senat und vielleicht sogar den Bürgermeister den Kopf. Und eine sehr einflussreiche Persönlichkeit bekommt ebenfalls Schwierigkeiten.«
    »Sprich nicht in Rätseln. Namen und Fakten«, forderte Fodl mit vollem Mund.
    »Ich kann dir die Beweise noch nicht zeigen. Aber so viel steht fest: Auf Umwegen finanzierte Wittpohl wenigstens den letzten Wahlkampf des Bürgermeisters.«
    »Lass mich raten: Der Umweg war die Werbeagentur Sorius & Partner.«
    Biel stand direkt vor Terz und starrte ihn an. Seine Augen waren tot. Sein Kopf verdrehte sich, verwirbelte, verschwand.
    Fodl betrachtete ihn bestürzt. »Was ist los mit dir? Hast du ein Gespenst gesehen?«
    Terz zwang sich zu einem Lächeln. »Alles in Ordnung.«
    »Du bist ganz weiß um die Nase.«
    »Das bildest du dir ein.« Terz konnte das Zittern seiner Hände nur unter der Tischplatte verbergen. Heftig kniff er sich in die Oberschenkel. Er durfte sich nicht wahnsinnig machen lassen. Das ging vorbei.
    »Sorius & Partner. Genau«, versuchte er stammelnd Anschluss zu finden. Wenn das so weiterging, konnte er sich nicht mehr in die Öffentlichkeit wagen.
    Fodls Blick wanderte zur eigenen Stirn, als suchte er dort etwas. »Hollfelden war ein Mitarbeiter des heutigen Bürgermeisters, bevor er zu Sorius & Partner kam.« Er schien Terz’ kurze Unpässlichkeit schon wieder vergessen zu haben.
    »Brav recherchiert.«
    Terz jagte eine Wespe von seinem Schorleglas. Das Zittern war vorbei.
    »Und du meinst, die Morde haben damit zu tun?«
    Terz zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.« Ein Schauer lief über seinen Rücken. Bitte, nicht schon wieder!

Weitere Kostenlose Bücher