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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Partei.«
    Jetzt mischte sich Terz ein. »Sondern von TotalRise.«
    »Von der Agentur selbst«, berichtigte Hedrich.
    »Über fünf Millionen?«, rief Terz enttäuscht. »Die müssen aber gut verdienen. Und ein Faible für den Bürgermeister haben. Was hat das mit TotalRise zu tun?«
    »TotalRise überwies für verschiedene Aufträge verschiedene Summen. Interessanterweise tauchen exakt diese an anderer Stelle wieder auf.«
    Jule Hanse blätterte in den Unterlagen. »Als es nämlich ans Bezahlen der Parteirechnungen ging. Hier. Eine Banküberweisung von 1.160.000   Mark von TotalRise an Sorius & Partner, angeblich für ein Produktkonzept. Und hier: Drei Tage später wird von der Agentur eine Rechnung über 1.160.000   Mark an die Druckerei Villich gezahlt. Für die Partei. Wäre dies das einzige Mal, könnte man an Zufall glauben. Aber hier habe ich weitere Beispiele.«
    Fassungslose Blicke wanderten durch die Runde. Zellwitz ließ sich gar zu einem Faustschlag auf den Tisch hinreißen. Rensens Stimme klang verärgert, als er sagte:
    »Wie kann man nur so ungeschickt sein, dieselben Summen zu verwenden!«
    »Hast du früher immer schlauer gemacht, oder?«, gackerte Hedrich.
    »Wer immer dahinter steckt, fühlte sich sicher«, meinte Flieters.
    »Du hast gut lachen«, grummelte Zellwitz. »Du hast die Partei nicht gewählt.«
    Welldorff klopfte ihm auf die Schulter. »Ich auch nicht. Aber glaubst du denn, die anderen sind besser?«
    »Geld regiert die Welt«, warf Berthe Terz entschlossen dazwischen. »Da sieht man es wieder einmal. Vielleicht sollten GRDW zur nächsten Wahl antreten.«
    »Das wäre immerhin einmal eine ehrliche Kampagne«, kicherte Welldorff.
    »Kennt jemand diese TotalRise?«, fragte Terz in den Raum.
    Kollektives Kopfschütteln.
    »Das haben wir schnell herausgefunden«, sagte Jule Hansen und setzte sich vor einen Computer. Die anderen scharten sich um sie und sahen ihr neugierig über die Schulter.
    Nach weniger als zwei Minuten hatte sie bei einer Suchmaschine im Internet ein paar aufschlussreiche Einträge gefunden.
    »TotalRise ist eine Tochtergesellschaft des Wittpohl-Konzerns«, verkündete sie.
    »Autsch«, kam von Flieters.
    »Geschäftsführer sind ein gewisser Bill Simmons und ein Lukas Ramscheidt«, setzte Hansen fort. »Die Adresse ist –«
    »Lukas Ramscheidt?«, rief Terz und drängte sich vor den Bildschirm.
    So viele Zufälle konnte es nicht geben. Auf einmal erschien Ramscheidts Interesse an Elena und ihm in einem neuen Licht.
    Jule Hansen schüttelte den Kopf, während ihre Augen immer größer wurden. »Heißt das, TotalRise bezahlte den Wahlkampf des Bürgermeisters, und um das zu vertuschen, wollte Meier mich zur Mordverdächtigen machen?« Sie sah Terz fragend an. »Bedeutet das womöglich …«
    Im Raum wurde es so still wie unter Wasser.
    Terz brach das Schweigen. »Wir haben hier Indizien für illegale Parteienfinanzierung. Indizien, nicht einmal Beweise. Schon gar nicht für etwas anderes.«
    Die Blicke der Runde dankten ihm die Zuversicht, wenn auch nicht ganz ohne Zweifel.
    Welldorf bekräftigte: »Illegale Parteienfinanzierung ist in diesem Land doch ganz alltäglich. Deshalb musste noch niemand ins Gefängnis, weder Franz Josef Strauß noch der ehemalige Kanzler Kohl. Also bringt man deshalb auch niemanden um.«
    »Wittpohl bekam einige umstrittene Projekte von der Politik genehmigt. Hier wäre ein Hinweis, wie ihm das gelang«, meinte Zellwitz.
    Die Vertuschung schwarzer Gelder an politische Parteien war ein Motiv für Ablenkungsmanöver wie die gefälschte Kündigung und die Kampagne gegen ihn. Aber für Mord?
    »Wir müssen von allem Kopien machen. Und niemand darf erfahren, dass wir hier waren.«

19
    Der nächtliche Fund hatte ihm keine Ruhe gelassen. Statt ins Bett zu gehen, war er im Wohnzimmer auf und ab gelaufen. Um halb sechs stand er auf. Einen Kopiensatz der Unterlagen aus der Buchhaltung von Sorius & Partner packte er in ein Kuvert. Dazu steckte er ein Papier mit ein paar kurzen Erklärungen. Dann verschloss er den Umschlag. Viertel vor sechs verließ er das Haus. Er klopfte seinen schlafenden Beschattern an die Autoscheibe und ließ den Verdutzten genug Zeit aufzuwachen, um ihm an die Alster zu folgen. An seinem Ziel parkte er, ging zum Wagen seiner sichtlich verärgerten Beobachter und erklärte: »Ich gehe jetzt mit Freunden rudern. In einer Stunde bin ich wieder da.«
    Statt sich ernsthaft für Details oder Hintergründe der kompromittierenden

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