Das Prinzip Terz
ins Zentrum tiedelte das Handy erneut.
»Morgen, Herr Starkommissar. Fodl hier. Wie sieht es aus mit deinen Sensationen?«
»War das deine Schlagzeile heute Morgen?«
»Was sollte ich machen? Unser Informant ist auf Nummer sicher gegangen und hat auch die Chefredaktion unterrichtet. Und offensichtlich alle anderen auch. Jede Zeitung hat dich heute auf dem Titel.«
»Da konntest du wohl nicht mehr viel tun. Bist du trotzdem noch an der Wahrheit interessiert?«
»Immer.«
»Dann nimm dir heute nichts vor. Ich rufe dich wieder an.« Terz legte auf.
Er hatte keine Augen für den neogotischen Prunk der Gänge, durch die er zu Söbergs Büro eilte. Der Glatzkopf saß hinter einem gewaltigen antiken Schreibtisch mit Reling. An den Wänden hingen alte Gemälde. Durch die großen geöffneten Fenster zog warme Luft in den Raum.
»Konrad! Ich habe die Zeitung gelesen. Unerhört ist das. Diese Verleumdungen, meine ich.«
Spielte das Unschuldslamm. Terz hatte keine Lust auf Geplänkel. Ohne Floskeln kam er zum Punkt.
»Ich habe Beweise aus der Buchhaltung von Sorius & Partner, dass Wolf Wittpohls Firma TotalRise auf dem Umweg über die Agentur den Wahlkampf des Bürgermeisters finanzierte.«
Söberg stand auf und schloss die Fenster. »Unsinn. Außerdem bist du suspendiert. Warum erzählst du mir das überhaupt? Und woher hast du die angeblichen Informationen?« Er kehrte an seinen Platz zurück.
»Ich habe sie. Das genügt.«
Söbergs Glatzkopf warf sich in eindrucksvolle Falten. »Bist du in der Agentur eingebrochen?!«
»Hier frage ich. Ich bin vielleicht suspendiert. Aber ich habe dich am Arsch.«
»Willst du uns etwa Bestechlichkeit vorwerfen? Das ist doch gar nicht deine Abteilung.«
Terz antwortete nicht. Vielleicht sickerten die Schlussfolgerungen von allein durch. Söbergs Gesichtsausdruck legte es nahe. Mal sehen, was jetzt geschah.
Mit schmalen Lippen brachte Söberg hervor: »Willst du etwa einen Zusammenhang mit den Morden konstruieren?«
»Das hast du jetzt gesagt.«
Söbergs Augen wurden zu Schlitzen. »Das sind ungeheure Vorwürfe. Du –«
»Die Zahlen sind ziemlich eindeutig. Sobald wir unsere Spezialisten – und die Medien – darauf ansetzen, finden sie wahrscheinlich noch viel mehr. Du hast den Wahlkampf koordiniert, so wie du es jetzt wieder tust. Du hast davon gewusst. Herausreden wird sehr schwierig für dich. Um nicht zu sagen: unmöglich. Und der Schluss, dass mit den Morden etwas vertuscht werden sollte, liegt dann sehr nahe.«
Obwohl Söberg die Kontrolle zu wahren suchte, begann seine Stimme, ins Weinerliche zu kippen.
»Aber ich kenne diese anderen Toten gar nicht.«
»Die anderen? Welche kanntest du denn?«
»Sorius und Tönnesen. Diesen Sandel und den Biel habe ich nie gesehen. Hast du irgendwelche Beweise für das, was du da sagst? Du –«
»Wir werden die Beweise finden. Die Frage ist jetzt nur noch, wie weit verschiedene Leute in den Fall verstrickt sind. Zum Beispiel: Wusstest du von den Morden?«
»Nichts wusste ich! Gar nichts!« Er bemerkte, wie laut er geworden war. »Wie sollte ich davon gewusst haben?«
»Von deinen Kumpels bei TotalRise.«
Söbergs Mundwinkel zuckten, über sein Gesicht huschte ein Schatten.
»Wenn du etwas weißt, ist jetzt Zeit, es zu sagen.«
»Ich weiß nichts über Morde.«
»Worüber dann?«
»O Gott«, murmelte Söberg und schlug die Hände vor das Gesicht. »O Gott.«
Als er sie sinken ließ, war er um zehn Jahre gealtert. Seine Stimme zitterte. »Ich habe nichts damit zu tun. Als Sorius ermordet wurde, dachte ich mir nichts. Lukas Ramscheidt erzählte, dass es Probleme gegeben habe, diese aber nun gelöst seien. Ich wusste nicht, wovon er sprach. Als das mit Tönnesen herauskam, wurde ich stutzig.« Er zögerte.
»Woher kanntest du Tönnesen?«
»Zufällig bei Sorius gesehen.«
»Hast du Ramscheidt darauf angesprochen?«
»Er lachte nur und sagte, ich soll mir keine Sorgen machen. Dann kamen die nächsten beiden Toten.«
»Und du hast nie nachgefragt, was dahinter steckt?«
Leise gestand Söberg: »Was ich nicht weiß …«
»Hast du die Informationen an die Presse weitergegeben?«
»Nein, nein! Das muss auch Ramscheidt gewesen sein.«
»Du hast ihm von den Ermittlungen erzählt?«
»Nachdem klar war, dass Sorius ermordet wurde, wollte er alles wissen.«
»Und das kam dir nicht verdächtig vor? Abgesehen davon, dass es komplett illegal ist.«
Söberg sprang auf. »Aber das beweist alles gar nichts! Und du
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