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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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umzukehren.
    Geld ist nicht alles
    »Ich sage den Spielern, dass sie eigentlich jeden Tag nach dem Aufstehen drei Kerzen anzünden müssten und hoffen sollten, möglichst lange beim FC Bayern zu spielen«, lautet einer von Uli Hoeneß’ pädagogischen Kernsätzen. Für Spieler, die ihr privilegiertes Leben im Schlaraffenland Fußball nicht zu schätzen wussten und um noch mehr Geld pokerten, konnte er keinerlei Verständnis aufbringen. Und so empfand er die alljährliche Zockerei der Profis um neue, besser dotierte Verträge als einen der unerquicklichsten Aspekte seiner Tätigkeit. »Wenn Spieler davon sprechen, dass sie neue Herausforderungen suchen«, so seine Erfahrung, »dann meinen sie, dass sie mehr Geld verdienen wollen.« Das heißt: Sie wollen gar nicht unbedingt weg, sondern sie bringen sich woanders ins Gespräch, um sich schließlich ihr Bleiben mit einer stattlichen Aufstockung ihrer Bezüge versüßen zu lassen.
    Bei allzu gierigen Spielern kannte der Bayern-Manager keinen Pardon. Als Christian Ziege 1997 einen Dreijahresvertrag mit einer Dotierung von 12 Mio. DM und einer festgeschriebenen Ablöse von 10 Mio. DM forderte, sagte der Hüter des Bayern-Festgeldkontos nur: »Geh!« Ziege wechselte zum AC Mailand. Und als im Frühjahr 2006 der Wechsel von Michael Ballack zum FC Chelsea feststand, fand er für seinen einstigen Lieblingsspieler nur noch bittere Worte: »Es war immer klar, dass es Michael nicht darum ging, eine neue Sprache oder eine neue Kultur kennen zu lernen, sondern eine neue Währung. Es ging eindeutig nur ums Geld.« Eine Aufstockung von Ballacks Bezügen in der bei Chelsea angesagten Höhe hätte nicht nur den bei Bayern üblichen Rahmen gesprengt, sondern auch einen unter Umständen gefährlichen Spaltpilz wachsen lassen. Neid konnte schon bei relativ geringen Gehaltsunterschieden ein gefährliches Gift sein, war der Manager überzeugt. Die Erhöhung der Bezüge von besonders bewährten Spielern ließ sich natürlich nicht grundsätzlich vermeiden, aber er wollte der Gier zumindest gewisse Grenzen setzen.
    Schlimmer noch als Geldgier empfand Uli Hoeneß die Kombination von Großverdienertum und dümmlicher Arroganz. Zu einem Präzedenzfall in dieser Hinsicht gerieten im Jahr 1984 die skandalträchtigen Äußerungen des Jungprofis Michael Rummenigge in einem WDR-Film (»Der Bruder des Stars«). In einem Dialog mit einem Schlosser anlässlich einer Telefonaktion auf der Hannover-Messe zeigte sich der zwanzigjährige Rummenigge großmäulig und überheblich. »Jeder nimmt das, was er kriegen kann«, beschrieb er die Moral der Profis und rechtfertigte die hohen Gehälter mit den Worten: »Von Ihnen gibt es wahrscheinlich 50.000 in Deutschland, von uns vielleicht 500, die in der Bundesliga spielen können.« Es sei von daher allein des Schlossers Problem, wenn der keine Spitzenleistungen bringe: »Wir bekommen das Geld dafür und bieten auch die Leistung dafür.« Und als die Rede auf das Arbeitslosenproblem kam, tat er die Sache mit der schnöseligen Bemerkung ab: »Was können wir denn dafür?« Schließlich beendete er das Gespräch mit den Worten: »Ist wohl ’ne Frechheit. Ein reiner Neider. Das sind Laberer, die sich profilieren wollen.«
    Noch am Abend der Sendung formierten sich arbeitslose Fans zum Protest, einige gaben ihre Eintrittskarten für das anstehende Spiel des FC Bayern gegen den Hamburger SV zurück. Uli Hoeneß empfing einen Sprecher der Protestierer, besorgte sich daraufhin die Video-Aufzeichnung des Films und fiel aus allen Wolken. »So kann ein junger Mann nicht reagieren. Wenn man diesen Film als Maßstab nehmen würde, müsste man sich an den Kopf fassen.« In der Furcht vor »katastrophalen Folgen« für den FC Bayern stauchte er den Sünder zusammen und befahl eine öffentliche Entschuldigung. Rummenigge gehorchte und bezichtigte sich selbst kleinlaut, »dummes Zeug« geredet zu haben. Offenbar war er darüber aufgeklärt worden, dass Heinrich Rummenigge, pensionierter Werkzeugmacher aus Lippstadt und Vater zweier Fußballprofis, auch mal für ein halbes Jahr arbeitslos gewesen war. Hätte Michael nicht Einsicht gezeigt, so Hoeneß, wäre er für den FC Bayern nicht mehr tragbar gewesen. Und künftig, fügte er hinzu, werde er jedem Anflug von Arroganz einen Riegel vorschieben. »Überhebliche Meinungsäußerungen wie die von Michael Rummenigge wird es bei uns nicht mehr geben.«
    Wohl nicht ganz zufällig kürzte Hoeneß nur wenige Monate nach der

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