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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Beckham sich in Kombination mit seiner Frau als absolute Kultmarke über alle Kanäle versilbern, ja vergolden ließ.
    Uli Hoeneß wusste, dass er die Medien weiter bedienen musste, wenn er den Kultstatus seines FC Bayern nähren wollte. Bei der Personalpolitik und der Mitarbeitermotivation wählte der Bayern-Macher denn auch noch nach der Beerdigung des »FC Hollywood« stets den Umweg über die Medien und sorgte damit für Aufmerksamkeit. Und zugleich sorgte er für Irritationen, die es nach den von ihm selbst aufgestellten Regeln eigentlich nicht mehr hätte geben dürfen. Er ließ kaum ein Mikrofon stehen, und manchmal konnte man den Eindruck haben, diesem Mann würde gleich einem Süchtigen sicher einiges fehlen, wenn er mal keine Gelegenheit mehr zu öffentlichen Statements haben sollte.
    Ungeachtet seines eigenen Dranges zum offenen Wort beschimpfte Uli Hoeneß die Medien und vertrat unbeirrt die nicht eben stimmige Auffassung, dass für das ganze Trara um den Fußball ausschließlich deren Sensationsgeilheit verantwortlich sei. Bayern-Krisen gebe es vor allem deswegen so häufig, war er überzeugt, weil die Journaille ständig neue Krisen bräuchte. »Wenn wir früher im Europacup-Hinspiel 2:3 auswärts verloren haben, wurde geschrieben: Super, so kommen noch Zuschauer im Rückspiel. Wenn du heute unentschieden spielst, ist das schon eine Blamage«, äußerte er etwa im Februar 2004. Und in diesem Stil wetterte er weiter, zum Beispiel ein Jahr später, als die Bayern in der Champions League soeben gegen Chelsea ausgeschieden waren. Der FC Bayern sei von einer negativistischen Presse »in alle Bestandteile zerlegt« worden. »Nun sind wir ausgeschieden, und jetzt brauchten sie wieder eine Geschichte«, tobte er. »Wenn ich mich am Mittwoch hingestellt und gesagt hätte: ›Der Kahn hat wieder schlecht gespielt, der Sagnol hat beim zweiten Tor geschlafen, und der Kovac kann nicht einmal Kopfball spielen‹, wären alle glücklich gewesen. Wir aber haben uns hingestellt und gesagt: ›Wir sind zufrieden, wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten versucht, Gegenwehr zu leisten. Das ist nicht ganz gelungen, wir haben verloren. Aber wir können der Mannschaft keinen Vorwurf machen.‹«
    Uli Hoeneß, Deutschlands großer Vorreiter in Sachen Fußballvermarktung, wollte sich als Prediger von Demut und Zurückhaltung verkaufen – irgendwie wollte das nicht so richtig passen, und entsprechend wurden seine dahingehenden Äußerungen von kaum jemandem richtig ernst genommen. Das liege freilich nicht daran, dass sie etwa nicht aufrichtig gemeint wären, betonte er, sondern an den Medien, die eben das Wahre nicht wahrhaben wollten. »Bescheidenheit ist eine Sache, die ich vorzuleben glaube, und ich glaube auch, dass das bei den Spielern ankommt. Nur ob das in der heutigen Medienwelt auch so rüberkommt, ist fraglich.«
    Der einsame Elfmeter-Versager
    Ab und an rettete sich Uli Hoeneß in das wohlige Gedenken an die guten alten Zeiten. Ja früher, da sei alles viel einfacher gewesen, schwärmte er in solchen erinnerungsseligen Momenten, und irgendwie auch viel schöner. »Früher hatten wir viel mehr Zeit, gewisse Dinge zu überlegen. Als wir trainiert haben, haben wir uns an der Säbener Straße noch in einer Holzhütte umgezogen, und dann haben zwei Mal die Woche ein, zwei Journalisten beim Training zugeschaut. Heute stehen bei uns beim Training jeden Tag sechs Kameras, acht Rundfunkstationen und etwa 20 Journalisten, und nichts auf dem Gelände ist vor ihnen sicher. Wenn dann heute einmal im Training einer dem anderen auf die Knochen haut, ist das ein Skandal. Als ich mit 18 Jahren zum FC Bayern kam, habe ich im Training mit Schienbeinschützern gespielt und in der Bundesliga nicht – weil die Alten den Jungen erst einmal auf die Knochen gehauen haben.« Bei schlechter Laune eines »Bulle« Roth oder eines Franz Beckenbauer sei es auf dem Bayern-Trainingsplatz gefährlicher gewesen als im Bundesligaspiel, da hätten die Jungen nichts mehr zum Lachen gehabt. »Was das für Probleme mit den Blöcken waren – hier die jungen Rebellen Breitner, Hoeneß, Zobel, da die Etablierten. Da hat’s gekracht, da war die Hölle los. Aber das hat nirgends in den Zeitungen gestanden, weil außer dem Papa Renn (der Schuster der Bayern, Anm. d. A.) in seiner Holzhütte niemand zugeschaut hat.«
    Ja früher, da war alles noch ganz anders gewesen. Da stand man weder auf dem Platz noch privat unter ständiger Beobachtung. Da hat man

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