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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Zahnarzthelferin und hat, solange sie wollte, diesen Beruf natürlich ausgeübt. Und eines Tages, als es einfach zu viel wurde – wir haben ein relativ großes Haus, wir haben eine Tochter von zehn Monaten und einen Hund – hat sie gesagt, ich möchte den Beruf nicht mehr ausüben. Dem Wunsch habe ich natürlich sofort entsprochen. Deswegen fühlt sie sich heute genauso wohl, wie wenn sie arbeiten würde.«
    Als Moderator Rosenbauer daraufhin irritiert nachfragte, warum er nun Hund und Kind in einem Atemzug genannt habe, antwortete Hoeneß ganz ernsthaft: »Der Hund war vorher da, und ich bin der Meinung, dass natürlich bei uns der Hund nicht eine untergeordnete Rolle spielt. Ich muss sagen, dass mir unser Hund schon sehr gefehlt hat, als wir ihn neulich ins Krankenhaus geben mussten. Ich glaube, ich möchte unsere Familie schon in vier einteilen.«
    Wie bei seinen eigenen Kindern und bei den Spieler-Kindern aus der Bayern-Familie legte Uli Hoeneß auch bei seinem Labrador des Jahres 2000, den er nach dem ehemaligen Trainer Kuno Klötzer benannte (»Den mochte ich einfach«), einen außergewöhnlichen Beschützerinstinkt an den Tag. Einmal versuchte er zu schlichten, wie Kuno mit einem anderen Hund Streit bekam: »Ich Depp bin dazwischengegangen. Den Hunden ist nix passiert, aber ich wurde gebissen.« Abenteuer erlebte der Privatmann Hoeneß also vor allem mit seinem Hund, weniger im Urlaub, der die Eheleute mit schöner Regelmäßigkeit nach Südfrankreich oder ins Chalet im schweizerischen Lenzerheide führte. Einen richtigen Reiseurlaub könne man nicht machen, denn da könnte der Hund nicht mit; »der fehlt uns dann so sehr, dass wir keinen Tag genießen könnten«. Denn ein guter Tag, so Hoeneß, beginne für ihn bei einem ausgedehnten Frühstück mit seiner Frau und dem Hund, »der zwischendurch auch was abbekommt«. Wuff!, möchte man da nur noch sagen. Oder sich Mehmet Scholl anschließen, der einst im Bayern-Jahrbuch – scherzhaft, aber durchaus mit Hintersinn – witzelte, er wolle im nächsten Leben »Hund bei Uli Hoeneß« werden.
    Nicht nur nach seinem Ausflug aus dem Ehehafen, sondern bereits in der Saison 1978/79, als er zum Abschluss seiner Spielerkarriere vorübergehend ein Singleleben in Nürnberg führte, wurde Uli Hoeneß seine psychische Abhängigkeit von einem verlässlichen Familienleben drastisch bewusst. »Ich war immer zu Hause bei der Familie«, klagte der damals 27-Jährige. »Ich habe immer ein ganz normales, geregeltes Eheleben geführt. Jetzt bin ich vier Tage in der Woche als so genannter Strohwitwer oder Junggeselle mal alleine auf mich gestellt. Ich muss mich wieder um Dinge kümmern, um die ich mich jahrelang nicht gekümmert habe: Ob ich abends zum Essen gehe oder mir was einkaufe, ob ich frühstücke, was ich frühstücke, wie ich frühstücke, das war mir alles zu Hause abgenommen, und ich bin jetzt mit Dingen konfrontiert, die ich lange nicht beachtet habe. Und das sind Dinge, die sicherlich für mich ganz neu sind oder wieder neu sind, und ich fühle mich in der Beziehung wieder um einige Jahre jünger, denn ich habe plötzlich wieder dieselben Probleme, wie ich sie mit 18, 19 Jahren hatte, als ich zum FC Bayern kam als Junggeselle.« Am meisten machte dem Gourmand offensichtlich zu schaffen, dass ihm niemand mehr ein leckeres Essen hinstellte. Er habe zwar schon im Haus geholfen, hatte Susi kurz vor dem Abschied nach Nürnberg über ihren Ehemann geäußert, »nur in der Küche nicht«.
    Mit emanzipatorischen Reden ist Uli Hoeneß also nicht aufgefallen, seiner Meinung nach sollte eine klare Rollenaufteilung zwischen Männern und Frauen herrschen. Stets witterte er Ungemach, wenn etwa Spielerfrauen zu viel Macht an sich reißen wollten. Als Bianca Illgner während der WM 1994 in den USA via »Stern« das Recht einforderte, zu ihrem Mann ins Hotel zu ziehen, war Hoeneß noch Wochen später über diese Unbotmäßigkeit erbost. »Einen Bodo Illgner«, wetterte er, »hätte ich spätestens nach dem Interview seiner Frau mit dem ›Stern‹ nach Hause geschickt. Da hätte ich gesagt: ›Wunderbar, die kann ihre Meinung äußern, aber mir ist das völlig wurscht. Wenn du dich davon nicht distanzierst, wenn du nicht in der Lage bist, hier vier Wochen das Tor zu hüten, ohne dass deine Frau in unserem Hotel wohnt, dann bist du der falsche Mann. Du willst hier innerhalb von vier Wochen 300.000 Mark verdienen, und gleichzeitig willst du um 17 Uhr nach Hause, das Essen auf dem

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