Das Prinzip Uli Hoeneß
Quadratmeter, mit Sisal ausgelegt und schlicht möbliert – vom »Glamour-Klub« FC Bayern konnte der Besucher da nichts spüren. In einer Personality-Story über Hoeneß schrieb die »Bild«-Zeitung: »Wenn Einrichtungen etwas über den Charakter ihrer Besitzer verraten, dann wissen wir von Uli Hoeneß jetzt: Er ist rustikal-bodenständig wie die Wandschränke aus heller Altholz-Fichte. Er ist bescheiden und schnörkellos. Wie sein Sofa aus Korbgeflecht. Der gelb-grün-rote Kissenbezug weist auf heitere Seiten hin.«
Auf dem Schreibtisch hielt der Manager Ordnung, und nach guter deutscher Büro-Gewohnheit bestückte er ihn mit den Fotos von der Familie – Ehefrau Susi, die 1975 bzw. 1979 geborenen Kinder Sabine und Florian, dazu ein Bild vom geliebten Hund. »Ich finde es wunderbar, wie meine Frau das Büro eingerichtet hat«, kommentierte der Bayern-Chef seinen gemütlich-biederen Arbeitsplatz. »Schließlich verbringe ich hier mehr Zeit als daheim.« Und bald stehe in seinem Büro auch ein Computer, kündigte er im Sommer 2008 große Veränderungen an. »Um ehrlich zu sein: Ich habe noch nie eine SMS geschickt und auch keine E-Mail«, hatte er noch sechs Jahre zuvor zugegeben. Das modernste Gerät blieb für ihn das Telefon. »Ich will hören, spüren, wie der andere reagiert«, begründete er seine Vorliebe für die im Internetzeitalter immer archaischer gewordene Kommunikationsform. Aber etwas Modernes hat er sich dann doch zugelegt: Der regelmäßige Leser des »Wall Street Journal« steckte sich einen »Skyper« in die Brusttasche, um rund um die Uhr über die aktuellen Börsenkurse informiert zu sein. »Ich bin ein Mann, der sich teilweise auch 24 Stunden um dieses Geschäft kümmert. Und wenn ich dann mal von einem meiner Freunde, die ich auf der ganzen Welt habe, einen Anruf bekomme, dass gerade ein Devisengeschäft in Tokio besonders gut gelaufen ist, kann es schon sein, dass ich mal nachts ein Glas Champagner trinke.«
Viel mehr mochte der Bayern-Manager über den privaten Uli Hoeneß nicht berichten. »Das Schöne an meiner Position, an meiner Person ist ja«, freute er sich, »dass über mein Privatleben kein Mensch Bescheid weiß.« Und wer nachfragte, den wies er rasch zurecht. »Ich bin grundsätzlich nicht bereit, über mich als Person zu sprechen«, mauerte er einmal gegenüber einem Reporter vom »Spiegel«. Vielleicht gibt es aber auch gar nicht so viel zu erzählen über die biederen Rahmendaten hinaus, seit die junge Susi einst ihren Siegfried fand. »Ein Blonder musste es sein!«, hatte die Losung der Jugendliebe gelautet, die dann im Jahr 1973 Frau Hoeneß werden sollte. Es folgte die Geburt zweier Kinder, die von Susi – zeitweise unter Mithilfe des von der Schwiegermutter des Bayern-Spielers Johnny Hansen vermittelten dänischen Kindermädchens Ellen – in einer Doppelhaushälfte im Münchner Vorort Ottobrunn großgezogen wurden.
»Zweifellos ist Geld für ihn ein Aphrodisiakum«, schrieben die »SZ«-Journalisten Ludger Schulze und Thomas Kistner, »auch wenn er selbst energisch dementiert, dass es für ihn eine erotische Beziehung hat. Und dennoch ist er alles andere als ein Protz.« Statt es auszugeben, legte Hoeneß das Geld lieber auf die Bank, und so blieb er über 30 Jahre lang in dem für seine Verhältnisse recht bescheidenen Haus, das er mit der Weltmeisterprämie von 1974 gekauft hatte. Der sparsame Fußballmanager war auch immer stolz darauf, zur Münchner Schickeria Abstand und sein Privatleben aus den Klatschspalten völlig herausgehalten zu haben. »Die wenige Freizeit, die ich habe, verbringe ich lieber mit meiner Familie«, lautete seine Erklärung. Zu seinem manchmal nervenaufreibenden Berufsleben benötige er als Ausgleich einen von der Öffentlichkeit komplett abgeschotteten Bereich. »Diesen ganzen Druck hältst du nur aus, wenn du dir im Privaten eine Käseglocke zulegst, dir eine Oase schaffst, in die du dich zurückziehen kannst.«
Eigentlich wenig überraschend war, dass er genau in dem Moment für kurze Zeit in den Fokus der Boulevardpresse geriet, als er sich einmal eine Pause von der gewohnten Oase nahm. »Von der Susi zum Gspusi: Hoeneß auf der Eheflucht«, lautete die Schlagzeile der »Abendzeitung«, und der Bayern-Manager wurde mit dem Satz zitiert: »Mich hat es voll erwischt.« Der Boulevard konnte sein Glück kaum fassen, blieb am Drücker und kolportierte ausführlich den angeblichen Fortgang des Geschehens: Susi habe den Gatten
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