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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Tisch haben und die Pantoffel nebendran.‹ Das geht natürlich nicht.« Bianca Illgner war nicht die Einzige, die damals seinen Unmut erregte. »Da reden wir immer von der Mündigkeit der jungen Leute, und dann werden die ferngesteuert von ihren Frauen«, schüttelte er den Kopf. »Wenn ich jetzt das Theater um den Transfer von Herrn Häßler sehe, wo in der Zeitung nur steht, dass Frau Häßler Faxe schickt, Verhandlungen führt und dem KSC brutto und netto erklärt, dann werde ich verrückt. Manche Bundesligaspieler müssen wieder dazu übergehen, diesen Beruf als Mann zu machen. Einige scheinen ferngesteuerte Memmen zu sein, die zu Hause nicht klar Schiff machen.«
    Und wie wurde im Hause Hoeneß zwischen den Eheleuten »klar Schiff« gemacht? »Mein Mann ist kein Macho, und ich habe keine Minderwertigkeitsgefühle«, wehrte sich Susi gegen das veröffentlichte Ehebild und erläuterte: »Mein Mann hat jemanden gebraucht, der alles zu Hause macht: Büro, Haus, Kinder, Hund. Soll ich da jemanden dafür einstellen, nur damit ich mich selbst verwirklichen kann?« Und so kümmerte sie sich denn um alles und sorgte sich um ihren Mann, dies zwischendurch auch mal durchaus mütterlich, wenn der in Stress geraten war. Als sich ihr Uli während der Daum-Affäre allzu viele Zusatzkilos zugelegt hatte, nahm sie ein Foto, auf dem er besonders dick aussah, und klebte es zur Abschreckung an die Kühlschranktür.
    Susi Hoeneß konnte sich schon durchsetzen; und wenn sie es wollte, konnte sie sich auch in der Öffentlichkeit kräftig bemerkbar machen. Einen ihrer glänzendsten Auftritte hatte sie beim Münchner Hallenturnier im Winter 1985/86, als der angetrunkene Präsident von 1860 München, Karl Heckl, über die angeblich in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Bayern gewitzelt hatte: »Alle Löwen lachen, wenn die Bayern Pleite machen.« Susi, erbost und handlungsschnell, zog kurzerhand das Mikrokabel aus der Steckdose. Bei den Hoeneß’ zu Hause, mokierte sich daraufhin der Promi-Journalist und Heckl-Spezi Michael Graeter in seiner Kolumne, habe wohl nicht der Uli, sondern die resolute Susi die Hosen an. Na ja, das stimmte vielleicht nicht ganz. Immerhin gestand der Ehemann: »Bei gewissen Themen bekomme ich von meiner Frau gehörig was gesagt. Das fließt natürlich in meine Meinungsbildung ein. Meine Frau ist wie ich: Sie würde mir nie nach dem Mund reden, sondern immer ihre eigene Meinung vertreten.«

Kapitel 9
Der berechnende Bauchmensch
Uli Hoeneß und die Kunst der Provokation
    »Diese rote Hautfarbe kommt nicht daher, dass er explodiert ist«, klärte Susi Hoeneß einmal einen Reporter auf, das habe mit Emotionen überhaupt nichts zu tun. Der Uli brauche nur mal kurz in die Sonne, und schon habe er einen »riesigen roten Schädel«. Beobachter der deutschen Fußballszene gewannen freilich einen gänzlich anderen Eindruck. »Ein falsches Wort genügt, und das Gesicht des FC Bayern färbt sich rot«, beschrieb die »FAZ« den Wüterich Hoeneß, wie ihn die Nation bei zahllosen Gelegenheiten kennen lernen konnte.
    Selbstverständlich gehört zum wutentbrannten Uli Hoeneß ein rot brennendes Gesicht, genauso wie die pochende Halsschlagader und die gefährlich blitzenden kleinen Äuglein, die im kampflustigen Fixieren des Gegners noch kleiner zu werden scheinen. Uli Hoeneß kann extrem einschüchternd aussehen, wenn er sich vor laufenden Kameras als Racheengel des FC Bayern auf seine Herausforderer stürzt. Wenn die blauen Augen hinter den zu Schlitzen verengten Lidern fast verschwunden sind, wenn der schmale Mund sich zum lippenlosen Strich verdünnt, wenn die Stirn sich kräuselt und sich auf den fleischigen Wangen eine fiebrige Vibration andeutet, wenn an den ungeduldigen Händen unruhige Finger das Mikrofon umzappeln – dann weiß man, dass die Explosion kurz bevorsteht. Der Körper beginnt zu wippen, der mächtige Rumpf wiegt nach hinten und wogt noch mächtiger wieder nach vorne, die kräftigen Arme in viel zu engen Ärmeln rudern drohend in der Luft umher – und dann werden die verbalen Geschosse mit ungeheurer Wucht aus den Tiefen dieses bebenden Emotionsbündels hinaus- und dem jeweiligen Repräsentanten der bösen Anti-Bayern-Welt entgegengeschleudert.
    So kennt ihn jeder, den Choleriker, Provokateur und Stänkerer Uli Hoeneß, die »Abteilung Attacke« des FC Bayern, aggressiv und scharfzüngig, mal aufbrausend, mal grantig, mal arrogant, ein Mann mit nie versiegender Rauflust. Wenn er erst einmal in

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