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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Zuschauern eine frei vorgetragene Trauerrede. »Es war schockierend, dass viele Passanten dieses Drama miterlebt und nicht aktiv eingegriffen haben«, rief er ins Stadionrund. »Wir alle können in derartige Situationen kommen und dann wären wir froh, wenn jemand wie Dominik Brunner helfen würde. Deshalb ist er für uns ein Vorbild für Zivilcourage und praktizierte Nächstenliebe.«
    Uli Hoeneß, so viel steht fest, vertritt seine Werte oftmals sehr überzeugend. Ein ethisches Programm aber lässt sich in seinen Stellungnahmen allenfalls in Ansätzen erkennen. Doch sicher wird er im Herbst seines Berufslebens mehr Zeit finden zur Entwicklung moralphilosophischer Gedanken.

Kapitel 11
Der oberste Bayern-Fan
Uli Hoeneß als Patriarch der Bayern-Familie
    »Alles, was ich habe, viel von dem, was ich bin, verdanke ich dem FC Bayern«, gestand schon der 30-jährige Jungmanager Uli Hoeneß. Und seitdem formulierte er alle paar Jahre ähnliche Statements, in denen er voller Enthusiasmus von seinem Verein schwärmte, von der Bedeutung, die der für ihn habe, von den innigen Gefühlen, die er für ihn hege, von der Verantwortung, die er für ihn spüre. Uli Hoeneß empfand eine unendliche Dankesschuld für den FC Bayern, der ihm so viel gegeben hatte, und so handelte er als Manager wie einer, der beschlossen hat, all dies Stück für Stück zurückzugeben. Wenn er über die Motive seines enormen Engagements Auskunft geben sollte, sprach er davon, dass dieser Fußballklub für ihn nie nur ein Job gewesen sei, sondern seine »Leidenschaft« und sein »Lebenswerk«. Für einen anderen Verein tätig zu werden, kam für ihn nie in Frage, kaum einmal hatte er Zweifel an seiner Aufgabe. »Mit jeder Faser meines Herzens hänge ich daran – und das wird immer so bleiben.« Und weil er immer mit vollem Herzen und voller Leidenschaft dabeigewesen war, hatten sich gleichsam zwingend positive Ergebnisse eingestellt. »Das persönliche Ego darf keine Rolle spielen«, brachte er sein Erfolgsgeheimnis auf den Punkt, »du musst eine Vision haben. Du musst die Sache lieben, deshalb habe ich im Fußball so viel erreicht.«
    Keine Frage: Uli Hoeneß war der Kopf, das Herz und die Seele des Vereins. Alle Wege beim FC Bayern führten zu ihm und über ihn, er war der Motor und die Verkörperung des FC Bayern, und als »Mister Bayern« war er nicht nur für die kickenden Multimillionäre die »Mutter der Kompanie«, sondern er kümmerte sich auch um die kleinsten Angestellten. Kurz: Uli Hoeneß regierte seinen FC Bayern wie eine große Familie. So wie einst der legendäre Präsident Santiago Bernabéu sein Real Madrid. »Er ist der einzige Weise, den ich in meinem Leben bisher kennen gelernt habe«, schwärmte über Bernabéu der Ex-Real-Spieler Paul Breitner. »Ein Mensch voller Wärme und Herzlichkeit, und das war eine Herzlichkeit, die dich richtig erschlagen hat. Das ging weit über die Mannschaft hinaus, das war bis zum allerletzten Real-Mitglied zu spüren.« Von diesem Santiago Bernabéu hat auch Uli Hoeneß viel mitbekommen, als er seinen Kumpel Breitner zwischen 1974 und 1977 in Madrid besuchte. Paul Breitner jedenfalls sah in Hoeneß so etwas wie den Erben Bernabéus, den Mann, der »den Gedanken der Großfamilie konsequent weitergeführt« hat.
    Der Verteidiger der Familie
    Uli Hoeneß hing sehr an seinen Eltern, vor allem an seiner Mutter. »Manchmal, wenn ich zur Ruhe komme«, sagte er noch Jahre nach deren Tod, »denk’ ich mir: Jetzt rufst du die Mutter an. Erst dann fällt’s mir ein, sie ist nicht mehr da.« Die Geborgenheit und Vertrautheit in der Familie schätzte er immer sehr, genauso das, was die Eltern ihm vermittelt hatten: »Die haben keine Reden geschwungen, sondern ihre Ideale vorgelebt: harte Arbeit, sich für andere aufopfern und nicht immer nur das eigene Ego sehen.«
    Damals, als die Brüder Uli und Dieter in Ulm groß wurden, hatte aber nicht nur das Elternhaus den Orientierungsrahmen für die Jugendlichen abgegeben, sondern die gesamte Hoeneß’sche Großfamilie. »Wir waren ja eine regelrechter Clan. Der Großvater als Oberhaupt, ein richtiger Patriarch, dann unsere Mutter und ihre beiden Schwestern, schließlich noch die Vettern – und die ganze Bande wohnte in Ulm. Irgendeiner war immer unterwegs, zu Besuch bei den anderen.« An Silvester sei der Opa immer ab halb zwölf im Freien gestanden, um seine Raketen vorzubereiten. »Ein echter Pyromane.« Vom Opa hatte Uli wohl seine Lebenslust, auch die Lust am

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