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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Feuerwerken. Womöglich war der Opa aber auch und vor allem als zentrale Figur der Großfamilie ein Vorbild für den späteren Patriarchen der Bayern-Großfamilie.
    Ein intensives Gefühl der Zusammengehörigkeit, ein unverbrüchlicher Familiensinn, prägte sich vor allem im Verhältnis der beiden Brüder aus. »Wir konnten uns noch so fetzen«, erinnerte sich Dieter, »aber wenn ein Außenstehender uns angegriffen hat, bekam er es mit uns beiden zu tun.« Besonders eindrucksvoll war Dieters Einsatz für Uli während der Daum-Affäre. »Ich wusste, Uli hat Recht. Deshalb musste ich ihn verteidigen, obwohl ich am Anfang nur verlieren konnte. Aber wir Brüder treten in wichtigen Situationen für uns ein, ohne Rücksicht auf Verluste.« Und Uli war froh und stolz. »Wenn man so einen Bruder hat, braucht man niemanden mehr zu fürchten«, hätten ihm viele Leute gesagt. »Genau das war es. In der schwierigsten Phase meines Lebens hatte ich ein paar Leute, die gnadenlos gekämpft haben für mich. Er war an vorderster Front.«
    Genau so hatte er es früher in der ganzen Familie erlebt. »Intern hatten wir sicher auch mal Streit – aber wenn von außen ein Angriff kam, hielt die ganze Verwandtschaft eisern zusammen.« Ganz genau so wollte er es beim FC Bayern halten. Obgleich sich der Verein zu einem weltweit operierenden Konzern entwickelte, wurde er vom »Patron« Hoeneß wie ein Familienunternehmen geführt. Deshalb wirkte er bei seinen heißblütigen Attacken gegen Angreifer auch niemals unsouverän oder unglaubwürdig, sondern wie ein ehrlich erregter und aufrichtig empörter Verteidiger einer gerechten Sache. Man kann dieses emotionale Reaktionsmuster wohl ebenso bei einem archaischen Clanchef finden: auch der rastet ganz ähnlich aus, wenn die Familie beleidigt wird; und wenn man vom Soziologischen ins Zoologische gehen wollte, könnte man vom Affekt eines Muttertieres sprechen.
    Immer dann, wenn sich Kritiker an seinen Schutzbefohlenen vergingen, sprang Hoeneß dazwischen. Hemmungs- und rücksichtslos konnte er dabei alle Register rhetorischer Kampfkunst ziehen. Um die Gerechtigkeit der Sache ging es ihm dabei freilich nie in erster Linie. Der Brustton des moralisch Überlegenen, in dem er die Übeltäter oft abkanzelte, entpuppt sich beim näheren Hinsehen eher als instinktive Reaktion denn als vernünftiges Abwägen. Das soll heißen: Uli Hoeneß verteidigte etwa im Jahr 1989 den Freund Jupp Heynckes gegen die Angriffe Christoph Daums nur vordergründig deswegen, weil er das Recht auf seiner Seite wähnte; entscheidend war vielmehr, dass er Heynckes als seinen Schutzbefohlenen angenommen hatte. Das impulsive Verbellen des Angreifers Daum erfolgte nicht aus Vernunftgründen der Moralität, sondern aus dem Instinkt des Muttertieres. »Ich hatte bis dahin nie etwas mit Hoeneß zu tun«, erzählte Christoph Daum seine Sicht der Vorgänge. »Deshalb war ich überrascht, wie er Heynckes verteidigte, sich zu seinem Anwalt machte und sich dabei nicht scheute, mit seinen Argumenten ständig unter die Gürtellinie zu gehen.« Dem feinsinnigen Psychologen Daum erwuchs daraus eine Erkenntnis: »Hoeneß schützt bedingungslos und mit allen Mitteln seine Familie. Und seine Familie darf man durchaus Bayern München nennen.«
    Dem Bayern-Manager selbst wurde dieser Mechanismus durchaus ab und an bewusst, etwa in Mailand im September 2006. »Als ich Sagnol fliegen sah, musste ich unsere Spieler schützen, da sind mir die Sicherungen durchgebrannt«, rechtfertigte er seinen mit einem Platzverweis geahndeten Tobsuchtsanfall. In ähnlicher Weise konnte man nicht nur auf der Ersatzbank, sondern ebenfalls bei den obligatorischen Interviews nach dem Spiel einen öffentlichen Hoeneß erleben, der sich mit gefletschten Zähnen vor seine Spielerherde stellte. Im Juli 2009 sprach er gar explizit von einem »Gluckenverhalten« und erläuterte: »Ich habe immer dann versucht zu attackieren, wenn der Verein oder einzelne Teile des Vereins aus meiner Sicht zu Unrecht angegriffen wurden, vor allem, wenn schwächere Leute angegriffen wurden. Wenn einer mich persönlich angegriffen hat«, ergänzte er, »hab’ ich nie ein großes Problem damit gehabt.«
    Nach innen umsorgte das Familienoberhaupt die Problemkinder, maßregelte die Selbstzufriedenen und züchtigte die Aufmüpfigen. Unversöhnlich wurde der Clanchef dabei, wenigstens im engsten Kreis, nur selten einmal. So war es etwa bei den zahllosen Streitigkeiten und Wiederversöhnungen mit

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