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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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neuen Trainer einen Aufbruch zu neuen Großtaten eingeläutet zu haben.
    Wie man weiß, kam es anders. Ende April 2009, nach einer Saison mit furchtbaren Niederlagen, verkündete ein in seiner Leibesfülle schwer atmender und schwitzender Manager geradezu erleichtert, dass man dem Fitnessguru Klinsmann den Laufpass gegeben habe.

Kapitel 4
Der wackere Steuermann
Uli Hoeneß und die Machtkämpfe bei den Bayern
    Eines Tages berichtete eine Zeitung über den Abschied des »mächtigen, allmächtigen, zuweilen übermächtigen« Managers Hoeneß. Der Präsident hatte schon seit Monaten Hoeneß’ Hang zur Selbstdarstellung heftig kritisiert und die weitere Zusammenarbeit in Frage gestellt, zum eigentlichen Fallstrick für den machtbewussten Manager war jedoch der eigenwillige Trainer geworden. Die Ironie dabei: Hoeneß hatte den einst von ihm selbst installierten Mann so stark gemacht, dass sein eigener Einfluss allmählich immer mehr geschwunden war – und so verlor der ehedem so starke Manager den Machtkampf mit dem Trainer und dem Präsidenten. So geschah es im Juni 2009, allerdings nicht in München, sondern in Berlin. Gemeint war nicht Uli Hoeneß, sondern sein Bruder Dieter, der im November 1996 zunächst als Vizepräsident und dann ab März 1997 als Manager die Geschicke von Hertha BSC Berlin zuweilen im Stile eines Alleinherrschers bestimmt hatte.
    Im Oktober 1991 hatte Dieter als Manager des VfB Stuttgart die damals im Schwange befindliche schleichende Entmachtung seines Bruders Uli als Bayern-Manager mit den Worten kommentiert: »Ich kann den Leuten, die es gut mit dem FC Bayern meinen, nur raten, es nicht zu weit zu treiben mit der Kritik an Uli. Denn wenn der Uli geht, verliert der FC Bayern den wichtigsten Mann.« Damals hatten die Bayern ihren wichtigsten Mann nicht verloren. Der Manager Uli Hoeneß war keiner, der sich in Schande vom Hof jagen oder ausbooten ließ, und daran dürfte sich auch dadurch nichts ändern, dass er inzwischen Präsident des Vereins und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bayern München AG geworden ist. Vor allem ist kaum denkbar, dass er von einem Trainer ausgebootet wird.
    Geräuschlos allerdings hat er seinen Job nie gemacht, denn als machtbewusster Tatmensch ist er noch nie einem Konflikt aus dem Weg gegangen. Im Innersten funktioniere der FC Bayern »wie ein mit Patriarchen überfrachteter Clan«, schrieb der »Spiegel« einmal zu den von diversen Empfindlichkeiten geprägten Machtkämpfen der Bayern-Granden und spielte damit vor allem auf die Konflikte an, die ab 1992 entstanden, als dem Bayern-Steuermann – und ersten Patriarchen – Uli Hoeneß die beiden Vizepräsidenten Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge zur Seite gestellt wurden. Bis dahin galt Uli Hoeneß gleichsam als ein Alleinherrscher, der sich von kaum jemandem hineinreden lassen musste, wie er die Geschicke des Vereins zu lenken habe. Das heißt freilich nicht, dass die 30 Jahre der Hoeneß-Herrschaft völlig konfliktfrei geblieben wären. Da gab es Präsidenten, die seine Macht zu beschränken trachteten, da wollte ihm der eine oder andere Funktionär am Zeug flicken, und auch mit manchem Trainer geriet er heftig in den Clinch. Aber keiner der Rivalen stellte sich als so mächtig heraus, dass Uli Hoeneß über ihn gestolpert wäre. Ernsthafte Probleme bekam der allgewaltige Manager immer nur dann, wenn einer der ehemaligen Bayern-Stars die Bühne betrat, denn dann entspann sich stets ein zuweilen archaisch anmutendes Ringen von Alphatieren. Wie die Verhältnisse wirklich lagen, war für den Beobachter dabei nicht immer eindeutig zu erkennen, denn in der Regel zeigte sich das Geschehen in der Führungsetage der Bayern als eigentümliche Melange von Machtkämpfen und Eifersüchteleien einerseits und von Solidaritätsgefühlen und freundschaftlichen Banden andererseits. Die gefühlsselige Loyalität zu einem in die Kritik geratenen Trainer-Freund war Uli Hoeneß dabei ebenso wenig fremd wie die eiskalte und nicht immer stilvoll durchgeführte Entmachtung eines erfolglosen oder zu machtbewussten Übungsleiters. Nur eines blieb sich immer gleich: Uli Hoeneß wollte das Steuer nie aus der Hand geben. Selbst wenn es noch so stark stürmte und Konkurrenten an ihm zerrten, um einen neuen Kurs zu bestimmen, ließ er sich nie von der Brücke des Bayern-Schiffes vertreiben.
    Der größte Fehler
    Nach der Verpflichtung von Jupp Heynckes erläuterte Hoeneß seine Trainerpolitik mit den Worten: »Wir werden einen

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